Ölpreis regt Rally an Wall Street wagt sich vor
22.07.2008, 22:20 UhrNach anfänglichen Schwierigkeiten legten die US-Börsen eine Rally hin. Zunächst hatten die schwachen Quartalsergebnisse die Stimmung bestimmt, doch dann sank der Ölpreis, Wachovia versprach, die Situation ohne Aktienverkäufe unter Kontrolle zu bringen und die Kurse drehten.
Der Dow-Jones-Index stieg um 135 Zähler oder 1,2 Prozent auf 11.602 Punkte. Der marktbreite S&P-500-Index kletterte um 17 Zähler oder 1,4 Prozent auf 1.277 Punkte. Die Hightech-orientierte Nasdaq legte um 24 Zähler oder 1,1 Prozent auf 2.304 Punkte zu.
Da der Sturm Dolly im Golf von Mexiko die Ölförderanlagen nicht mehr direkt bedroht, sank der Ölpreis zwischenzeitlich um fünf Dollar. Ein Fass Rohöl kostete zu Handelsschluss 127,95 Dollar und milderte die schwachen Quartalszahlen ab.
Im Finanzsektor sorge ausgerechnet die Bank Wachovia für die Wende. Obwohl der Verlust von 8,86 Mrd. Dollar höher war als ursprünglich erwartet, drehte die Aktie um 27 Prozent ins Plus. Als Gegenmaßnahmen will das Unternehmen nämlich keine neuen Aktien ausgeben, was zu einer Verwässerung des Aktienpreises geführt hätte, sondern durch Stellenabbau und eine Kürzung der Dividende um knapp 90 Prozent Kapital im Unternehmen halten.
Dies half auch den meisten anderen Finanzwerten auf die Sprünge. Bank of America konnte um 13 Prozent zulegen, die Papiere von Citigroup kletterten um sechs Prozent und Wells Fargo stieg um 10,5 Prozent.
So glimpflich lief es aber nicht für jeden, die Kreditkartenfirma American Express sah seinen Gewinn um 38 Prozent zurückgehen und verfehlte damit die Erwartungen deutlich. Da auch im laufenden Quartal die Ziele nicht erreicht werden dürften und eine Besserung erst mit dem Ende der Finanzkrise erwartet wird, fiel die Aktie um sieben Prozent.
Auch im Technologiesektor gab es Verlierer. Die Papiere von Computerhersteller Apple sanken um 2,6 Prozent, obwohl der Gewinn im vergangenen Quartal um 31 Prozent gesteigert werden konnte. Doch die Aussichten sind, wie immer, sehr vorsichtig, die Prognosen für das laufende Quartal würden wohl nicht erreicht. Auch die Gesundheit von Gründer Steve Jobs macht den Anlegern weiter Sorgen, er sah bei der Vorstellung des neuen iPhones blass und dünn aus und Gerüchte kursieren, dass eine Krebserkrankung wiedergekehrt sein könnte.
Die Aktien des Chipherstellers Texas Instruments gaben um 14 Prozent nach, da die Nachfrage nach Chips für Mobiltelefone bereits im vergangenen Quartal gesunken war. Aufgrund dessen fielen die Gewinnerwartungen für das laufende Quartal deutlich niedriger aus als von Experten erhofft.
Der Pharmakonzern Merck konnte den Gewinn nur leicht steigern, wobei der Umsatz sogar zurückging. Geringere Kosten und Vorteile durch den schwachen Dollar sorgten für die leichte Gewinnsteigerung. Die Papiere fielen um 11,3 Prozent. Konkurrent Schering-Plough sah den Gewinn um 23 Prozent sinken, die Aktie stieg aber dennoch um fünf Prozent. Beide Konzerne sahen bereits am Montag steile Verluste ihrer Aktienkurse, da das gemeinsam entwickelte Cholesterinmittel Vytorin laut einer Studie nicht auch gegen eine Herzerkrankung wirkt.
Doch es gab auch Gewinner, und aufgrund des sinkenden Ölpreises besonders bei den Fluggesellschaften. UAL hatte trotz eines Verlustes von 2,37 Mrd. Dollar die Erwartungen übertroffen und auch die Billiglinie JetBlue machte weniger Verlust als befürchtet. Da die sinkenden Ölpreise den Druck auf die Unternehmen verringern, legte UAL um 68 Prozent zu und JetBlue stieg um 21 Prozent. Continental und AMR zogen ebenfalls mit, ihre Aktien kletterten um rund 40 Prozent.
Im Dow half außerdem der Chemiekonzern DuPont, der die Erwartungen schlug und gleichzeitig die Gewinnerwartungen für das Gesamtjahr leicht anhob. Die Papiere stiegen um 2,6 Prozent.
Auch der Baumaschinenhersteller Caterpillar half den Blue Chips auf die Sprünge, da die Maschinen des Unternehmens trotz der anhaltenden Krise in den USA in den Schwellenländern stark nachgefragt sind. So stieg der Gewinn um 34 Prozent auf 1,1 Mrd. Dollar und die Aktie legte um 2,4 Prozent zu.
Hoffnung kam auch vom Paketdienst UPS, der auch als Wetterfahne gilt, da das Geschäftsvolumen hier von der Gesundheit der Kunden abhängt. Das Unternehmen traf die Gewinnerwartungen trotz der hohen Spritpreise und erwartet sogar eine leichte Gewinnsteigerung im laufenden Quartal. Die Papiere stiegen um 4,5 Prozent.
Abseits der Ertragssaison haben sich General Electric und die Investmentfirma Mubadala Development aus Abu Dhabi auf eine Partnerschaft geeinigt. Zunächst will man acht Mrd. Dollar als Finanzierungsprogramm im Mittleren Osten und Afrika zur Verfügung stellen. Außerdem will man beim Umweltschutz und der Entwicklung von Maßnahmen zur grünen Energiegewinnung zusammenarbeiten. Die Investmentfirma soll im Laufe der Zeit außerdem einer der größten Eigentümer von GE werden.
Quelle: ntv.de