Euro-Sorgen wiegen schwer Wall Street zieht's runter
17.05.2012, 22:25 Uhr
(Foto: REUTERS)
Sorgen über den Zustand des europäischen Bankensektors überschatten das Börsengeschehen. Öl im Feuer sind die jüngsten Meldungen, dass einfache Bankkunden aus Sorge vor dem Verlust der Ersparnisse ihre Konten räumen.
Gleich ein ganzes Bündel schlechter Nachrichten hat die Nerven der US-Anleger strapaziert und für fallende Kurse an Wall Street gesorgt. Zu dem politischen Desaster im schuldenstrapazierten Griechenland gesellten sich eine Abstufung der Bonität des Landes durch Fitch, Sorgen über den Zustand des europäischen Bankensektors sowie ein überraschend schlecht ausgefallener Philadelphia-Fed-Index.
Der Dow-Jones-Index sank um 1,2 Prozent auf 12.443 Punkte, während der S&P-500 1,5 Prozent leichter bei 1305 Punkten aus dem Handel ging. Der Nasdaq Composite verlor 2,1 Prozent auf 2814 Punkte.
Die schlechten Nachrichten aus Europa rissen nicht ab: Nach den Griechen vertrauen auch die spanischen Bürger ihrem Bankensystem immer weniger und haben offenbar damit begonnen, ihre Konten leerzuräumen. Der Bankensturm auf die jüngst teilverstaatlichte Sparkasse Bankia löste im Handel Bedenken aus, ob der gesamte spanische Bankensektor in Gefahr ist.
Hinzu kam eine Abstufung der griechischen Bonitätsnote durch Fitch. Die Ratingagentur verwies zur Begründung auf die fehlgeschlagene Regierungsbildung und das gestiegene Risiko für einen Austritt des Landes aus der Eurozone. Nach Mitteilung von Fitch wurde das Emittentenausfallrating für langfristige Verbindlichkeiten in Fremd- und Eigenwährung auf "CCC" von "B-" gesenkt. Erst vor zwei Monaten hatte Fitch Griechenland auf "B-" angehoben.
Dazu kamen Berichte über mögliche Herabstufungen im spanischen Bankensektor durch die Ratingagentur Moody's. Laut der spanischen Zeitung "Expansion" wird Moody's die Ratings für bis zu 21 Geldinstitute senken. Herunterstufungen kämen nicht unerwartet, treffen die Börsen allerdings zu einem schlechten Zeitpunkt. Moody's hatte zu Wochenbeginn bereits 26 italienische Banken heruntergestuft.
"Es bestehen weiter all diese Makrosorgen und die Leute fragen sich, ob sie auch auf die USA überschwappen werden", sagte Diane Jaffee von TCW Group. "Europa wird eine sehr lange Zeit brauchen, um seine Probleme zu lösen."
Philliy-Fed-Index enttäuscht
Aber auch von der US-Konjunkturseite kam eine negative Überraschung. Der als wichtiger Frühindikator für das Produzierende Gewerbe in den USA geltende Geschäftsklimaindex der Fed-Regional-Notenbank in Philadelphia ist im Mai auf -5,8 eingebrochen, während Volkswirte mit +9,3 gerechnet hatten. Das gab den Ängsten über eine Abschwächung der US-Konjunkturerholung neue Nahrung, zumal Werte unter Null auf eine Kontraktion hindeuten.
Zumindest bei einigen Anlegern schürten die Daten aber gleichzeitig auch neue Hoffnungen auf eine weitere Runde quantitativer Lockerungen durch die US-Notenbank. Diese hatte sich in dem am Vorabend veröffentlichten Protokoll der jüngsten Sitzung des Offenmarktauschusses die Möglichkeit offen gehalten, der Wirtschaft mit zusätzlichen geldpolitischen Maßnahmen notfalls unter die Arme zu greifen.
Die Renditen der US-Anleihen fielen nach der Veröffentlichung des Philly-Fed-Index und einer gut angenommenen Auktion zehnjähriger inflationsindexierter Anleihen auf neue Jahrestiefs. Bei der Auktion akzeptierten die Anleger deutlich negative Renditen, die Nachfrage war so hoch wie seit April 2010 nicht mehr. Am Sekundärmarkt sank die Rendite der zehnjährigen Treasurys auf ein neues Jahrestief bei 1,70 Prozent.
Die Notierungen am Ölmarkt büßten frühe Gewinne nach dem enttäuschenden Philly-Fed-Index ein und drehten ins Minus. Zum Settlement gab der Preis für ein Barrel der Sorte WTI um 0,3 Prozent auf 92,56 Dollar nach.
Wal-Mart im Plus
Bei den Einzelwerten standen unter anderem Wal-Mart im Fokus. Die Einzelhandelskette hat im ersten Quartal deutlich mehr verdient als im Vorjahr und die Markterwartungen übertroffen. Die Aktie legte um 4,2 Prozent zu.
Dagegen verloren JP Morgan Chase 4,3 Prozent. Der Investmentskandal bei der US-Bank weitet sich anscheinend aus. Der von JP Morgan Chase ursprünglich auf gut 2 Mrd. Dollar bezifferte Verlust aus Handelswetten sei in den vergangenen Tagen noch einmal um die Hälfte gestiegen, berichtet die New York Times unter Berufung auf ungenannte Quellen. Die Verluste hätten sich innerhalb von vier Handelstagen massiv vergrößert, weil Hedgefonds und andere Investoren die Notlage der Bank ausnutzen würden.
Caterpillar sackten um 4,4 Prozent ab, nachdem das Unternehmen für die vergangenen drei Monate rückläufige Umsätze bei Minen- und Baumaschinen vermeldet hatte.
Quelle: ntv.de, DJ