Dax-Vorschau Warten auf US-Daten
24.11.2007, 15:11 UhrEinmal mehr dürfte die Entwicklung an den US-Börsen darüber entscheiden, ob sich Investoren am Ende der neuen Woche über Kursgewinne werden freuen können. "Wir werden uns mehr denn je an der Wall Street orientieren", prognostizierte LBBW-Analyst Michael Köhler. Allerdings sind Experten skeptisch, ob von den zahlreichen zur Veröffentlichung anstehenden Konjunkturdaten positive Impulse auf den deutschen Aktienmarkt ausgehen werden.
Die Furcht vor einer Verlangsamung des US-Wachstums belastete die Märkte bereits in der ablaufenden Handelswoche, in der der Dax nach starken Ausschlägen 0,3 Prozent auf rund 7590 Punkte nachgab. Solange in der weltgrößten Volkswirtschaft keine Rezession droht, rechnen zumindest die Analysten der Commerzbank aber nicht mit einem Abgleiten des Dax unter die Marke von 7500 Punkten.
Wenn die Börsianer in den USA aus ihrem langen "Thanksgiving"-Wochenende zurückkehren, richtet sich ihr Blick zunächst am Dienstag auf frische Zahlen zum Verbrauchervertrauen. Am Donnerstag folgt die zweite Schätzung zum US-Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal, dem Zeitraum, in dem die Hypotheken- und Kreditkrise ausgebrochen ist. Sie hatte im September zu einem Einbruch der Häuserverkäufe geführt.
Analysten rechnen damit, dass die Hausverkaufsdaten für Oktober, die ebenfalls am Donnerstag veröffentlicht werden, etwas besser als im Vormonat ausfallen. Dennoch gehen Experten davon aus, dass der Markt von schlechten Nachrichten dominiert wird. "Die Unsicherheit bleibt. Der Markt wird volatil oder schwächer bleiben", sagte Aktienstratege Hans-Jörg Naumer von Allianz Global Investors. Für eine kurzfristige Entlastung könnte Börsianern zufolge die US-Notenbank (Fed) sorgen, die am Mittwoch ihren Konjunkturbericht Beige Book vorlegen will. Eine schwache US-Konjunktur könnte Zinssenkungsfantasien wieder beleben. "Das wird aber nicht ausreichen, um den Markt nachhaltig zu drehen", sagte LBBW-Analyst Köhler.
Stochern im Nebel
Insbesondere die nach wie vor schwelende Hypotheken- und Kreditkrise lastet auf den Märkten. "Subprime in allen Verästelungen bleibt das Hauptthema. Es bleibt aber ein Stochern im Nebel", sagte Naumer. Nachdem zahlreiche Finanzkonzerne wie zuletzt die Swiss Re immer größere Belastungen eingeräumt hatten, wächst offenbar das Misstrauen gegenüber der Branche. "Die Banken und Versicherungen stehen inzwischen alle unter Generalverdacht", sagte Köhler. In Deutschland will die in eine Schieflage geratene Mittelstandsbank IKB am Freitag ihre verschobene Halbjahresbilanz präsentieren.
Doch trotz der negativen Grundstimmung könnte es zu Wochenbeginn erst einmal einen leichten Aufschwung am deutschen Aktienmarkt geben. "Die jüngsten Kursverluste waren übertrieben, wir werden kurzfristig eine Erholung sehen", prognostizierte ein Analyst. Diese werde allerdings ausschließlich technische Gründe haben und nicht von Dauer sein. "Es wird zwar eine Gegenreaktion zu den Kursverlusten geben, aber die langfristigen Trends bleiben wegen der Belastungsfaktoren bestehen", erklärte Marktstratege Achim Matzke von der Commerzbank. Die Stimmung wird Börsianern zufolge auch von Rekordständen bei Euro und Öl knapp unter psychologisch wichtigen Marken getrübt. Der Euro steht kurz vor dem Durchbrechen des Wertes von 1,50 US-Dollar und Öl könnte schon bald mehr als 100 US-Dollar je Fass kosten.
Seitens der Unternehmen werden für die neue Woche kaum Impulse für den Markt erwartet. Zahlen legen unter anderem die drei im Kleinwerte-Index notierten Firmen Deutsche Wohnen (Dienstag) sowie Indus Holding und KWS Saat (beide Freitag) vor.
Quelle: ntv.de