Inside Wall Street Wer kauft die NYMEX?
24.08.2007, 10:15 UhrDie Börsenkolumne aus New York von Lars Halter
In den Trading Pits an der Nymex ist das Geschrei groß – wie immer. Ein paar hundert Händler machen hier die Preise für Öl und Benzin, für Destillate und Metalle. Doch während Öl mal über, mal unter 69 Dollar geht, mischen sich ungewohnte Töne in den Tumult: Man diskutiert über die Zukunft der Rohstoffbörse.
Offiziell ist nämlich nur bekannt, dass die Nymex zum Verkauf steht und das Management mit einem interessierten Käufer verhandelt. Und während erste Spekulationen deutlich in Richtung NYSE Euronext zeigten, kamen später andere mögliche Kandidaten hinzu:
Ein Deal scheint sich Beobachtern fast aufzudrängen. Die Nymex hat kein eigenes Trading System und handelt daher über die elektronische Plattform der Chicago Mercantile Exchange (CME). Eine Übernahme durch die wichtigste amerikanische Warenterminbörse würde also ganz offensichtlich Synergien bringen und Kosten sparen. Mit letzterem hat man übrigens schon intern begonnen: Die Nymex hat am Mittwoch die Entlassung von 150 Mitarbeitern bekannt gegeben.
Einen Makel hat indes die CME: Sie ist auf dem europäischen Markt nicht präsent. Und neben Kostensenkungen und Shareholder Value hat man es bei der Nymex eben vor allem auf einen Markteinstieg auf dem alten Kontinent abgesehen. Das bringt einen weiten möglichen Käufer ins Bild: die NYSE Euronext. Seit der erfolgreichen Fusion mit der paneuropäischen Börse ist das Traditionshaus an der Wall Street an den Häusern in Paris, Amsterdam, Brüssel und Lissabon etabliert.
Nicht aber in Deutschland, und auch von dort wird Interesse an der Rohstoffbörse bekundet. Die Deutsche Börse in Frankfurt soll Spekulationen zufolge schon seit Wochen mit den New Yorkern verhandeln.
Wer auch immer die Nymex übernehmen wird, muss dafür tief in die Tasche greifen. Das Unternehmen, dessen Hauptquartier mit dem Trading Floor auf zwei Stockwerken direkt zwischen dem geplanten Freedom Tower und dem Hudson River in den Himmel ragt, rechnet mit einer "signifikanten Prämie" auf den aktuellen Kurs. Ob das realistisch ist? Zugegeben: Bis Dienstag handelte das Papier der Nymex am unteren Ende der historischen Handelsspanne, nach einem Plus von 7 Prozent liegt man aber mittendrin.
Quelle: ntv.de