Devisen-Ausblick Yen-Rally noch nicht zu Ende
28.08.2010, 14:50 UhrDer Yen macht nach wie vor die Musik an den globalen Devisenmärkten. Auch wenn sich die Hinweise mehren, dass Japan eingreifen könnte, um den Höhenflug zu bremsen, glauben Analysten noch nicht daran. Der Markt sei stärker.
Am Dienstag war die japanische Währung zum Euro auf den höchsten Stand seit neun Jahren gestiegen. Zum Dollar erreichte der Yen am selben Tag sogar ein Fünfzehnjahreshoch. Investoren sehen die Anlagerisiken offensichtlich in der Eurozone und den USA, weniger in Japan.
Gewiss, die Probleme des Landes sind gigantisch: So niedrig die Wachstumszahlen sind, so hoch ist die Staatsverschuldung. Die Bevölkerung überaltert. Das Deflationsgespenst schaut alle Nase lang um die Ecke. Nur, all das ist nicht neu. Neuer sind da schon die Rezessionstendenzen in den USA und die Pleiterisiken von Ländern in der Eurozone. Anleger, die diese Risiken nicht eingehen wollen, verkaufen Euro und Dollar gegen Yen. Und gegen Schweizer Franken, der ebenfalls als "sicher" gilt.
Seit ihren historischen Tiefständen vom Dienstag haben sich Euro und Dollar gegen den Yen wieder etwas gefestigt. Die Hinweise verdichten sich, dass Japan intervenieren und die heimische Währung abwerten könnte. Das hat den Yen etwas schwächeln lassen. Doch Devisenstrategen winken ab: "Der Markt verspürt einen starken Widerstand gegen Interventionen", meint Steven Englander von der Citigroup. Interventionen würden im Kontext der G20-Nationen einen "negativen Präzedenzfall" schaffen, argumentiert Englander. Nach den Eingriffen der Schweizer Notenbank zur Abwertung des Franken - die am Markt als gescheitert gälten - könnte ein weltweites Abwertungskarussell in Gang gesetzt werden. Und schließlich seien Interventionen kein wirksamer Ersatz für substanzielle makroökonomische Maßnahmen.
Ohnehin dürfte Japan mit einem solchen Schritt allein dastehen. "In den USA ist Wahljahr. US-Präsident Obama hat angekündigt, die Exporte verdoppeln zu wollen, da hilft ein schwacher Dollar", sagt Eugen Keller vom Bankhaus Metzler. Der Eindruck festige sich ohnehin, dass in wirtschaftlich schwierigen Zeiten jeder für sich allein kämpfe. Mehr als eine kurzfristige Schwächung des Yen werde eine Intervention Japans folglich nicht bewirken können.
Quelle: ntv.de, DJ