Marktberichte

Anleger auf Risikoflucht Yen profitiert

Die Geschäfte am Devisenmarkt waren am Donnerstag weiter von der Flucht aus dem Risiko bestimmt. Zunehmend beunruhigt von neuen Negativschlagzeilen zum US-Hypothekenmarkt lösten Anleger Yen-Spekulationsgeschäfte auf. Die japanische Währung legte deshalb deutlich zu, der Euro blieb in der Defensive.

Der Dollar fiel zeitweise bis auf 115,71 Yen und näherte sich damit seinem Jahrestief vom März bei 115,16 Yen. Vor zwei Monaten mussten für einen Dollar noch neun Yen mehr gezahlt werden. Der Euro notierte knapp unter 156 Yen und hat damit auf sein Allzeithoch von vor einem Monat (168,96 Yen) rund 13 Yen eingebüßt.

Die in den vergangenen Jahren erfolgreiche Strategie der Carry Trades könnte durch die Turbulenzen in Verruf kommen, sagten Händler. Bei Carry Trades werden Kredite in niedrig verzinsten Währungen wie dem Yen aufgenommen, um das Geld in renditeträchtigere Anlagen anderer Währungen zu investieren. "Jetzt müssen sich einige Leute fragen: Wo ist nur mein Geld geblieben?", konstatierte Devisenhändler Luke Waddington von der Royal Bank of Scotland in Tokio. "Schon als es noch ruhig war an den Märkten, hat jeder auf die Risiken der Carry Trades hingewiesen. Hier sind sie jetzt."

Im Zuge der Auflösung der Spekulationsgeschäfte fiel der Euro zeitweise bis auf 1,3387 Dollar, den tiefsten Stand seit zwei Monaten. Eine Erholung der Gemeinschaftswährung sei zunächst nicht absehbar, sagte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. "Solange die Angst, dass die zunehmend als global eingestufte Krise anhält oder sich gar noch weiter verschärfen könnte, im Markt dominiert, wird der Dollar seine Gewinne nur langsam wieder abgeben."

Händlern zufolge hoffen immer mehr Investoren, dass die US-Notenbank als eine Art vertrauensbildende Maßnahme schon im September die Zinsen senken werde. "Aber ich glaube nicht, dass die Fed in Reaktion auf die Währungsseite sich zu so einem Schritt entschließen könnte", sagte ein Händler. "Wenn, dann muss wohl vom Aktienmarkt noch mehr Druck kommen; sei es, dass noch mehr Banken wegen der Hypothekenkrise in Schieflage geraten oder dass Unternehmen keine Kredite mehr bekommen und dadurch die Konjunktur gefährdet wird."

Die Negativschlagzeilen zu Liquiditäts-Problemen von Banken und Fonds wurden um Spekulationen bereichert, dass die US-Hypothekenbank Countrywide unter Finanzierungsproblemen leide und möglicherweise vor der Pleite stehe. Die europäischen Aktienmärkte brachen am Donnerstag ein, der Stoxx50, der die 50 größten börsennotierten Unternehmen Europas abbildet, notierte zwei Prozent im Minus, wie auch der deutsche Leitindex Dax.

Die Anleger griffen zu den sicheren Festverzinslichen: Der Bund-Future stieg in der Spitze um 60 Ticks auf 113,49 Zähler. Die dem Kontrakt zugrunde liegende zehnjährige Bundesanleihe stieg bis zu 34 Ticks auf 99,84 Punkte und rentierte mit 4,267 Prozent.

Quelle: ntv.de

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