Marktberichte

Devisen-Vorschau Yen soll schwächer werden

Die Bank of Japan will eine weitere Aufwertung des Yen verhindern.

Die Bank of Japan will eine weitere Aufwertung des Yen verhindern.

(Foto: REUTERS)

Für den Yen sind in der zurückliegenden Woche die Weichen neu gestellt worden. Die Bank of Japan (BoJ) hat das Füllhorn ausgeschüttet und wird über Kreditfazilitäten den Banken rund 10 Billionen Yen (rund 115 Mrd. US-Dollar) zur Verfügung stellen. Die Entscheidung fiel in einer Phase, als der Yen zum Dollar auf 86 USD/Yen zugelegt hatte. Auf diesem Niveau hatte die japanische Währung das letzte Mal vor 14 Jahren gehandelt. Auch 1995 hatte die Währung in diesem Bereich gedreht und in den folgenden drei Jahren rund 70 Prozent gegenüber dem Dollar verloren.

Im Devisenhandel wird davon ausgegangen, dass sich die japanische Notenbank im Bereich von 85 USD/JPY einer erneuten Aufwertung der heimischen Währung entgegenstellen wird. Dies muss sie möglicherweise aber nicht selbst machen, da die Banken nun wieder über genügend Liquidität verfügen, um so genannte Carry Trader zu einem niedrigen Zinssatz mit Yen zu versorgen. Diese Gruppe von Marktteilnehmern wird ihre Kredite also wieder verstärkt in Yen aufnehmen können, um im Euro oder in den Hochzinswährungen zu investieren. Das weitere Aufwärtspotenzial für den Yen wird daher als begrenzt eingestuft.

Yen im Aufwärtstrend

Ein Blick auf die Entwicklung des Währungspaars Dollar/Yen zeigt, dass es im Sommer 2007 noch bei 122 USD/JPY handelte. Zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich bereits ab, dass es sich am US-Immobilienmarkt um eine Blase handelt. Der Dow-Jones-Index notierte seinerzeit bei rund 13.500 Punkten. Im Januar 2009, die Blase am Immobilienmarkt war inzwischen geplatzt, die Banken kämpften ums Überleben und der Dow-Jones notierte bei nur noch 8.000 Punkten, lag das Währungspaar bei 90 USD/JPY. Damit hatte der Yen gegenüber dem Dollar rund 26 Prozent an Wert zugelegt.

Die Entwicklung an der Börse hing dabei stark mit der Entwicklung des Yen zusammen, denn das große Thema der Finanzwelt war "Deleveraging". Viele Marktteilnehmer hatten sich im Yen refinanziert, um mit einem Hebel ihre Performance verbessern. Die Rückzahlung der aufgenommenen Gelder hat neben anderen Faktoren zur Stärke im Yen geführt. Während die Aktienmärkte im März in eine Erholungsbewegung übergingen, hat der Dollar zum Teil die Rolle als Finanzierungswährung übernommen. Nach einer Schwäche im Frühjahr bis 100 USD/JPY stieg der Yen per Anfang Dezember auf das aktuelle Niveau bei rund 86 USD/JPY.

Nikkei mit starker Wochenperformance

So lange die US-Notenbank die Leitzinsen nahe Null belässt, haben die Carry Trader die Wahl, Geld auf Yen- oder Dollarbasis aufzunehmen. Daher kann zunächst davon ausgegangen werden, dass sich das Währungspaar in einer Bandbreite zwischen 85 und 95 USD/JPY bewegen wird. Sollte die US-Notenbank allerdings andeuten, dass sich die Zeit der niedrigen Zinsen im Dollarraum ihrem Ende neigt, wird dies zwei Effekte auslösen. Zum einen dürften Dollar gekauft werden, um die aufgenommenen Schulden im Dollarraum zurückzuzahlen. Zum anderen dürfte der Yen wieder zum Liebling der Carry Trader avancieren, was zu latentem Abgabedruck in der Währung führen dürfte.

An der Börse war die Reaktion auf die quantitative Lockerung der Bank of Japan deutlich größer ausgefallen als am Devisenmarkt. Die sehr stark vom Export abhängige Wirtschaft hatte zuletzt unter der Stärke der Währung gelitten. Seit am vergangenen Dienstag während der Handelssitzung bekannt wurde, dass sich die BoJ zu einer Sondersitzung trifft, ist die Börse in Tokio Feierlaune. Während der Nikkei am Dienstag knapp unter 9200 Punkten in den Handel gestartet war, beendete er die Sitzung am Freitag mit einem Schlusskurs bei 10.022 Punkten. Das ist ein Plus von knapp 9 Prozent in nur vier Handelstagen.

Quelle: ntv.de, DJ

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