Geld-Gipfel im Tal von Jackson Hole Zinsen bleiben wichtigstes Börsen-Thema
20.08.2016, 16:28 Uhr
Die Finanzelite trifft sich wie jedes Jahr im lauschigen US-Staat Wyoming.
(Foto: REUTERS)
Rund 250 Punkte hat der Dax vergangene Woche eingebüßt. Wie geht es weiter? Börsianer werden sich an Konjunkturdaten orientieren. Der große Treiber der Märkte aber bleibt die Zinsdebatte - die bekanntlich immer Interpretationsspielräume bereit hält.
Nachdem die Bilanzflut der Unternehmen abebbt, werden Anleger in der kommenden Woche frische Konjunkturdaten und die Aussagen von Zentralbankern unter die Lupe nehmen.
"Der Treiber für die Aktienmärkte wird sein, wie es mit den Zinsen weitergeht", sagt Volkswirt Carsten Klude von M.M. Warburg. Börsianer sind unterschiedlicher Meinung, ob sich die Korrektur der alten Woche fortsetzt oder ob die Wirtschaftsdaten ausreichen, um den Dax auf neue Höhen zu bringen. Hatte der Leitindex am Montag noch ein Jahreshoch von 10.802 Zählern erreicht, ging es im Laufe der Woche um rund 250 Punkte bergab. Bis Freitagnachmittag verlor der Dax auf Wochensicht 1,6 Prozent.
Den Auftakt machen am Dienstag die Stimmungsbarometer der Einkaufsmanager aus Deutschland, Frankreich, dem Euro-Raum und den USA. Die vorläufigen Zahlen beziehen sich auf den August und werden daher einen Überblick über die wirtschaftliche Lage nach dem Anti-EU-Votum der Briten geben. Die Analysten der Commerzbank sind zuversichtlich, dass die Daten die positive Grundstimmung in der Wirtschaft untermauern. "Es zeichnet sich immer deutlicher ab, dass die Sorgen vieler vor dem Brexit wohl übertrieben waren", sagt Commerzbank-Ökonom Marco Wagner.
DZ-Bank-Experte Matthias Schupeta hält allerdings dagegen, das positive Klima werde bislang überwiegend von der deutschen Wirtschaft getragen. In Ländern wie Italien, Spanien, Frankreich und Griechenland sei bereits eine merkliche Eintrübung der konjunkturellen Lage zu beobachten.
Blick in die deutsche Wirtschaft
Wie genau es um die Konjunktur in Deutschland bestellt ist, zeigt am Donnerstag der Ifo-Geschäftsklimaindex für August. "Kurzfristig drohen konjunkturell keine negativen Überraschungen", sagt Helaba-Analystin Claudia Windt. Bei dem Index, für den monatlich rund 7000 Manager befragt werden, erwarten Experten einen leichten Zuwachs auf 108,5 von 108,3 Zähler.
Zum Wochenschluss rückt die US-Wirtschaft stärker in den Vordergrund mit der zweiten Schätzung zum BIP. Spannend sei vor allem, inwieweit das Wachstum von 1,2 Prozent laut der ersten Hochrechnung nach oben revidiert werde, sagt Merck-Finck-Chefstratege Robert Greil. Hinweise zur Lage des verarbeitenden Gewerbes der US-Wirtschaft liefern am Donnerstag die Auftragseingänge der langlebigen Güter. Die Daten können die Spekulationen um eine Zinsanhebung der US-Notenbank befeuern. Zwar rechnen Experten kaum damit, dass die Fed bereits bei ihrer nächsten Sitzung im September soweit ist. Die Stimmen für einen baldigen Schritt mehren sich unter den Währungshütern aber zunehmend.
Hinweise auf den Kurs der Fed erhoffen sich Anleger auch vom alljährlichen Treffen der Notenbanker in Jackson Hole, wo Fed-Chefin Janet Yellen am Freitag eine Rede hält. "Wir rechnen mit einer Zinsanhebung im Dezember, denn dann kennt die Fed das BIP-Wachstum im dritten Quartal, das wieder zufriedenstellend ausfallen sollte", sagt Commerzbank-Experte Christoph Balz.
Showdown bei Stada
Stada-Aktionären steht eine nervenaufreibende Hauptversammlung am Freitag bevor. Nach dem Willen des Investors Active Ownership sollen sie für die Abwahl von Aufsichtsratschef Martin Abend stimmen. Er drängt seit Monaten auf durchgreifende Änderungen bei dem hessischen Pharmaunternehmen. Der langjährige Vorstandschef Hartmut Retzlaff legte sein Amt vor wenigen Tagen nieder.
Quelle: ntv.de, ddi/rts