Marktberichte

Devisen-Vorschau Zinsen und "Arabellion" im Blick

Vorteil Euro

Vorteil Euro

(Foto: REUTERS)

Auf dem Devisenmarkt werden auch in der kommenden Woche die Geldpolitik und die Spannungen in der arabischen Welt die Top-Themen bleiben. Analysten sehen dabei den Euro um eine Nasenlänge vor dem Dollar.

Die Spekulationen zur Geldpolitik werden voraussichtlich auch in der kommenden Woche den Ton an den internationalen Devisenmärkten vorgeben. Unter Druck geraten könnte das Pfund Sterling, denn hier ist der Realzins nun auch am langen Ende negativ. Nur eine schnelle Wende in der Geldpolitik werde fallende Pfund-Kurse verhindern, heißt es im Handel. Abwärtspotenzial bescheinigen Marktteilnehmer auch dem Yen. Er könnte unter möglichen Abstufungen der Kreditwürdigkeit Japans und der wahrscheinlichen Fortsetzung des Quantitative Easing in Japan leiden. Zwischen Euro und Dollar sehen Marktteilnehmer derzeit eine Patt-Situation.

Neben der Geldpolitik sollten laut Händlern die geopolitischen Spannungen mit der "Arabellion" beachtet werden. Die Demonstrationen gegen die autoritären Regime sind zuletzt auf Öl- und Gasförderländer wie Algerien, Libyen und Bahrain übergeschwappt. Solche Entwicklungen stärken erfahrungsgemäß eher den Dollar, da dieser als Fluchtwährung in Phasen der Unsicherheit dient. Auch die neue Stärke des Schweizer Frankens könnte sich in diesem Umfeld fortsetzen.

Aus technischer Sicht sehen Marktteilnehmer allerdings den Euro in einer leichten Favoritenstellung gegenüber dem Dollar. Der Euro liegt knapp unter dem kurzfristigen Abwärtstrend bei 1,3610 US-Dollar. Sollte der Euro diesen überwinden, könnte er über das letzte Hoch bei 1,3864 Dollar die Marke von 1,40 Dollar angreifen, heißt es am Markt.

Zinswende in Sicht?

Noch verhindert laut Marktteilnehmern die feste Erwartung einer zinspolitischen Wende in den USA einen stärkeren Euro-Anstieg. Fast niemand rechnet mehr damit, dass das Quantitative Easing über die Jahresmitte hinaus fortgesetzt wird. Darüber hinaus ist die Frage, ob dann schnell über Anleihenverkäufe Dollar-Liquidität abgezogen wird. Und bis Ende 2012 wird derzeit ein Anstieg des kurzfristigen Zinses um 100 Basispunkte erwartet.

Auf der anderen Seite sind die Indikationen für den US-Arbeitsmarkt weiterhin stark uneinheitlich. Während sich die Sentiment-Indikatoren verbessern, zeigen die harten Fakten keine nachhaltige Wende. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe hat erneut die Schwelle von 400.000 überschritten. Ohne nachhaltige Verbesserung am Arbeitsmarkt und am Immobilienmarkt ist aber nicht mit kräftig steigenden Leitzinsen zu rechnen.

Beobachter verweisen darauf, dass die US-Notenbank in früheren Zeiten nach einer Wende am Arbeitsmarkt zwar eine erste kleine Zinserhöhung durchgeführte, dann aber lange abwartete, ob sich die Wende tatsächlich etabliert. In der Ära Greenspan sei dann auch der erste Zinsschritt erst mit großem zeitlichem Abstand erfolgt.

Auch ein Zurückführen der aufgeblähten Fed-Bilanz könnte deshalb erst einmal auf sich warten lassen. In der Euro-Zone hat die Zentralbank nun seit mehreren Wochen kaum noch mit Käufen in die Anleihenmärkte eingegriffen. Das spricht für den Euro. Die jüngsten Konjunkturdaten aus Spanien zeigen ein leichtes Anziehen der Konjunktur. Sollte nur noch Portugal unter den Rettungssschirm gehen, sollte das den Markt laut Teilnehmern nicht mehr stärker überraschen. Der Rettungsschirm dürfte voraussichtlich auf dem EU-Gipfel im März aufgestockt werden. Aufgrund der guten Konjunktur in der Kernzone und der Preisüberwälzungsspielräume der Unternehmen gilt ein erster Zinsschritt noch in diesem Jahr als möglich, vielleicht zeitnah zum Abschied von Jean-Claude Trichet. Damit wäre der Zinsvorsprung im Euro gewahrt und davon sollte die Gemeinschaftswährung profitieren.

Am Montag könnten die Umsätze am Devisenmarkt unter dem Präsidenten-Feiertag in den USA leiden. In Europa werden Einkaufsmanager-Indizes veröffentlicht. In den USA stehen am Dienstag der Case-Shiller-Hauspreisindex im Blick sowie das Verbrauchervertrauen, am Mittwoch der Verkauf bestehender und am Donnerstag der Verkauf neuer Häuser sowie der Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter. Am Freitag sind die Iren zur Wahlurne gerufen.

Quelle: ntv.de, DJ

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