Wohin geht die Reise? Zucker für den Dax
08.12.2008, 17:36 UhrDie deutschen Aktienindizes sind am Montag fulminant gestiegen. Nennenswerte Gewinnmitnahmen sah der Markt den ganzen Tag lang nicht. Schub kam von den "gigantischen" Vorgaben aus den USA und Asien. "Hier treibt ganz klar die Hoffnung auf eine Rettung der US-Autobauer, weil es sonst die Automotive-Zulieferer ganz hart erwischt hätte", sagte ein Händler.
Der Dax notierte zuletzt 7,6 Prozent höher bei 4.715 Punkten. Das Tageshoch lag bei 4.775 Zählern. Das Hilfspaket für die US-Automobilindustrie habe spürbar zu einer Verbesserung des Sentiments geführt, hieß es übereinstimmend im Handel.
Dennoch waren die Börsianer auch skeptisch: "Die Stimmung ist alles andere als euphorisch", sagte ein Händler. "Am Konjunkturumfeld hat sich bislang nichts verändert. Die Aussichten sind weiterhin trübe. Ich halte das für eine kurzfristige 'Bear Market Rally'." So bezeichnen Börsianer kurze Erholungsphasen in einem längerfristig fallenden Markt.
Die Wall Street hatte bereits am Freitag eine kräftige Rally hingelegt. "Offenbar haben diejenigen Anleger zugeschlagen, die eine Jahresendrally sehen möchten", begründete Marktanalyst Heino Ruland die kräftige Wall-Street-Erholung. Die schwachen Arbeitsmarktdaten hätten eher auf eine Fortsetzung der Talfahrt schließen lassen. "Ob wir im Dax ebenfalls eine nachhaltige Erholung sehen werden, hängt davon ab, ob die US-Börsen ihre Gewinne heute und morgen weiter ausbauen können."
Schwer gesucht waren am Montag vor allem die Dax-Schwergewichte. Allianz, BASF, Daimler, Eon, und Siemens tendierten allesamt fester als der Dax. . Eon verteuerten sich um 9,7 Prozent und Siemens um 10,3 Prozent. Siemens will laut "Financial Times Deutschland" das Kapital erhöhen für mögliche Akquisitionen.
Ganz vorne dabei waren die Aktien der Allianz, die 12,6 Prozent zulegten. Am Freitag hatten die Papiere der US-Beteiligung Hartford Financial ihren Kurs nach einem optimistischen Ausblick auf 14,59 Dollar verdoppelt.
Die Hoffnung auf eine Erweiterung des Rettungsschirms für Banken trieb die Kurse der Finanztitel kräftig in die Höhe. Deutsche Bank stiegen 12,0 Prozent, Commerzbank verteuerten sich um 2,3 Prozent. Händler verwiesen hier auf Medienberichte, denen zufolge die Bundesregierung eine Erweiterung des Rettungsschirms für Banken erwägt. Die Kreditvergabe zwischen den Banken könnte dabei staatlich abgesichert werden, etwa durch die Zwischenschaltung der Bundesbank oder der staatlichen KfW Bankengruppe, berichtete der " Spiegel". Auch das "Handelsblatt" berichtet unter Berufung auf einen "hohen Regierungsbeamten", dass Bundesregierung und Bundesbank Nachbesserungen am Rettungspaket prüfen. Ein Händler sagte: "Das klingt zwar nicht neu, aber es könnte das ängstliche Verhalten deutscher Banken etwas bekämpfen."
Die mit dem US-Hilfspaket verbundenen Hoffnungen für die Autoindustrie beflügelten auch die europäischen Branchenwerte. Daimler stiegen 9,7 Prozent. Händler begründeten den Anstieg mit den Berichten, wonach die Autobauer in den USA nicht fallen gelassen werden und auf Unterstützung der Politik hoffen könnten.
Die Pläne von Barack Obama zur Ankurbelung der US-Konjunktur beflügelten Händlern zufolge die Bau- und Stahlaktien. Der designierte US-Präsident will mehrere hundert Millionen Dollar in den Ausbau der Infrastruktur stecken. Bei den Stahlwerten zogen ThyssenKrupp und Salzgitter um 10,9 Prozent beziehungsweise um 10,4 Prozent an.
Obwohl Gespräche zwischen Deutsche Börse und der Euronext NYSE informierten Kreisen zufolge gescheitert sind, stützten die Konsolidierungsfantasien für Börsenbetreiber die Deutsche-Börse-Aktie, die sich um knapp 11,0 Prozent verteuerte.
Hochtief profitierten Händler zufolge von einem Großauftrag aus Dubai für die australische Tochter Leighton. Die Papiere setzten sich mit einem Plus von 16,0 Prozent an die Spitze der Gewinnerliste im Nebenwerte-Index MDax.
Premiere gaben gegen den Trend 2,5 Prozent nach. Dem "Spiegel" zufolge will Murdochs Firma News Corp dem Bezahlfernseh-Sender zwar über eine Kapitalerhöhung frisches Kapital geben. Gleichzeitig wolle sich das Unternehmen aber von dem Pflichtangebot befreien lassen, das notwendig wäre, wenn im Rahmen dieser Transaktion die Beteiligung auf mehr als 30 Prozent steigt. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) kann eine Ausnahme machen, wenn für das Unternehmen "Bestands gefährdende Risiken" existieren.
Quelle: ntv.de