Dax-Vorschau Zwischen Hoffen und Bangen
31.03.2007, 13:02 UhrDie Entwicklung am deutschen Aktienmarkt wird in der Karwoche wohl wesentlich von Nachrichten zur US-Konjunktur geprägt werden. Sollten sich Anzeichen auf eine deutliche Abschwächung der weltgrößten Volkswirtschaft verstärken, könnte dem Dax Experten zufolge weiter die Puste ausgehen. In der zu Ende gehenden Woche hat sich der Leitindex nahezu unverändert um 6900 Punkte gehalten, nachdem er in der Vorwoche noch um vier Prozent gestiegen war.
"Wir befinden uns im Moment in einer sehr spannenden Phase", sagt Aktienstratege Markus Reinwand von der Helaba. "Die Finanzmärkte sind hin- und hergerissen im Spannungsfeld zwischen Konjunkturängsten und der Hoffnung auf baldige Zinssenkungen."
"Die USA werden am Aktienmarkt offensichtlich gerade wieder einmal als Nabel der Welt gesehen", kommentiert Marktstratege Dennis Nacken von Allianz Global Investors. Zuletzt hatten unerwartet schwache Daten vom Immobilienmarkt und ein überraschend getrübtes Verbrauchervertrauen neue Spekulationen auf eine baldige Zinssenkung in den USA ausgelöst. "Wenn man sich dazu noch den Ölpreis anschaut, der wieder in Richtung 70 US-Dollar geht, dann ist durchaus Vorsicht angebracht", sagt Nacken. Die Zuspitzung der Situation im Iran-Konflikt hat den Ölpreis seit Mitte März um fast 15 Prozent auf den höchsten Stand seit Mitte September steigen lassen.
Rückgang beim ISM-Index erwartet
Gleich zu Wochenbeginn steht mit dem ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe eine wichtige Statistik aus den USA an. Dieser Einkaufsmanagerindex spiegelt die Stimmung der Unternehmen landesweit wider und gilt als sehr zuverlässig. Volkswirte sagen im Schnitt für März einen Rückgang auf 51,5 (Februar: 52,3) Punkte voraus. Dies würde noch auf einen Anstieg der Industrieproduktion hindeuten. Werte unter 50 Stellen signalisieren eine rückläufige Tendenz. Am Donnerstag werden die US-Auftragseingänge für die Industrie im Februar veröffentlicht. Am Karfreitag - wenn in Deutschland die Börse geschlossen bleibt - veröffentlicht das US-Arbeitsministerium den monatlichen Bericht zum Arbeitsmarkt. Für die Euro-Zone steht am Montag der Einkaufsmanagerindex an, am Dienstag folgen die Erzeugerpreise.
Übernahmefantasien weiter Kurstreiber
Stimulant für die Kauflaune der Anleger dürften Spekulationen auf Übernahmen bleiben. In den europäischen Krimi um den spanischen Versorger Endesa hat sich inzwischen auch die Bundesregierung eingeschaltet und ein Eingreifen nicht ausgeschlossen. Der spanische Baukonzern Acciona will im Verbund mit dem italienischen Energieriesen Enel die Offerte von E.ON vereiteln. Die Düsseldorfer bemühen sich inzwischen seit mehr als einem Jahr um Endesa.
Kurspotenzial wegen anhaltender Übernahmefantasien sehen die Experten bei Bankwerten. Nach dem anvisierten Kauf der niederländischen ABN Amro durch das britische Geldhaus Barclays hat die Citigroup für zusätzliche Spekulationen am deutschen Markt gesorgt. Der weltgrößte Finanzkonzern hat angekündigt, nach Zukäufen in Deutschland Ausschau zu halten.
DaimlerChrysler lädt am Mittwoch zur Hauptversammlung nach Stuttgart ein. Zuletzt hatte eine Verschiebung der Vorlage der Quartalszahlen auf Mai Spekulationen ausgelöst, dass sich in puncto Chrysler-Verkauf doch recht schnell etwas tun könnte. "Der Kurs dürfte bei einer derartigen Transaktion einige Luft nach oben haben", urteilen die Analysten der Landesbank Berlin. Nicht nachvollziehbar sei allerdings, warum der Konzern die Sanierung nicht selbst weiter betreibe.
Quelle: ntv.de