Marktberichte

EZB, Ägypten, Deutsche Bank Dax taumelt ins Plus

Trotz eines über weite Strecken zähen Börsentages und der großen Zurückhaltung vieler Anleger geht der deutsche Aktienmarkt mit einem neuen Höchststand aus dem Handel: Der Leitindex schließt nur wenige Punkte unter seinem Tageshoch bei 7193 Punkten. Damit erreicht der Dax den bislang höchsten Schlusskurs des laufenden Jahres.

Der Dax am Donnerstag: Am Ende stand ein Plus.

Der Dax am Donnerstag: Am Ende stand ein Plus.

(Foto: REUTERS)

Die anhaltenden Unruhen in Ägypten hat die Anleger am deutschen Aktienmärkten am Donnerstag erneut verunsichert. Die Sorge vor einer Eskalation der Lage trieb offenbar viele Anlegern in risikoscheue Positionen. "Der Konflikt in Ägypten nimmt an Schärfe zu. Das beunruhigt die Anleger", meinte ein Händler. Die Krise am Nil gab den Befürchtungen neue Nahrung, dass die Proteste auf ölexportierende Länder der Region übergreifen, die Transportwege bedrohen und damit die Ölversorgung gefährden könnten. Der Preis für ein Fass Nordseeöl der Sorte Brent zog zeitweise um rund einen Dollar auf 103,37 Dollar je Barrel an und notierte damit so hoch wie seit dem 26. September 2008 nicht mehr. "Damit könnten die Inflationsgefahren steigen", erklärte ein Börsianer.

DAX
DAX 23.596,98

Der Handel am Aktienmarkt erwies sich vor diesem Hintergrund über weite Strecken als zäh und schwerfällig, und das obwohl mit der Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), den Erläuterungen von EZB-Chef Jean-Claude Trichet, unerwartet robusten Konjunkturdaten aus den USA und einem ganzen Bündel an weiteren Unternehmensergebnissen aus der laufenden Berichtssaison an möglichen Impulsen kein Mangel herrschte.

MDAX
MDAX 30.011,98

Der deutsche Leitindex kam dennoch kaum von der Stelle kam und pendelte im Verlauf um seinen Schlusskurs vom Vortag von 7186 Punkten. Kurz vor Handelsschluss drehte der Dax ins Plus, beendete den Tag 0,14 Prozent fester bei 7193 Punkten und markierte damit den höchsten Schlusskurs des laufenden Jahres. Am Vortag war das Kursbarometer bereits mit 7222 Punkten zeitweise auf den höchsten Stand seit Mai 2008 geklettert. Der MDax legte um 0,28 Prozent auf 10 269,65 Punkte zu, während der TecDax um 0,15 Prozent auf 876,07 Punkte vorrückte.

TecDax
TecDax 3.628,21

Gute Zahlen der Deutschen Bank stützten den Index. Wenig Auswirkungen auf den Aktienmarkt hatten die Aussagen von EZB-Präsident Trichet. Im Vergleich zum Januar sei keine verschärfte Tonart des EZB-Chefs zu erkennen, kommentierte Helaba-Analyst Ralf Umlauf. Somit gebe es auch keinen Grund für weiter zunehmende Zinserwartungen im Euroraum. Die EZB beließ den Leitzins wie erwartet bei einem Prozent. Die US-Börsen lagen zum Handelsschluss in Europa im Minus. Der Dow-Jones-Index fiel um 0,2 Prozent, der S&P-500 um 0,3 Prozent. Der Nasdaq-Composite gab ebenfalls um 0,3 Prozent nach.

Die Aktien der Deutschen Bank stiegen als einer der besten Werte im Dax um 1,53 Prozent auf 45,10 Euro. Börsianer begründeten den Dreh ins Plus nach schwächerem Auftakt mit Aussagen von Konzernchef Josef Ackermann auf der Bilanzpressekonferenz. So soll die Sparte mit Privatkunden und kleineren Firmenkunden, zu der auch die 2010 übernommene Postbank gehört, im laufenden Jahr einen höheren Vorsteuergewinn als zunächst geplant abliefern. Zudem soll die Prognose eines operativen Gewinns vor Steuern von zehn Milliarden Euro nicht nur für 2011, sondern auch für die Jahre danach gelten.

"Mir gefällt das Ergebnis ganz gut, schließlich lagen einige Eckdaten über den Erwartungen", erklärte ein Börsianer. Zunächst hatten Zweifel an der Erreichbarkeit des für 2011 angepeilten Rekordgewinns die Aktie belastet. Commerzbank-Papiere rückten im Windschatten um 0,32 Prozent vor auf 5,712 Euro. Die im MDax gelisteten Papiere der Aareal-Bank legten um rund vier Prozent auf 23,75 Euro zu.

Livebilder aus Kairo: Händler halten die Entwicklungen in Ägypten im Blick.

Livebilder aus Kairo: Händler halten die Entwicklungen in Ägypten im Blick.

In Madrid mussten die Aktien von Santander mit einem Abschlag von bis zu 3,2 Prozent Federn lassen. Die größte Bank der Euro-Zone hatte mit ihrem herben Gewinneinbruch im vergangenen Jahr die Sorgen um den Zustand der spanischen Banken wieder angefacht. Am Abend gingen die Santander-Papiere mit einem Minus von 1,7 Prozent aus dem Handel. Der europäische Branchenindex gab 0,5 Prozent nach.

Analyst Christoph Schmidt von der N.M.F. AG sieht den Dax derzeit vor allem als Spielball von Rotationsbewegungen zwischen den Branchen. "Je nachdem, wie viel Gewicht die gerade favorisierten Werte im Index haben, geht es für ihn nach oben oder nach unten." Die Papiere der Munich Re verloren 0,26 Prozent auf 117,05 Euro. Der weltgrößte Rückversicherer schüttet trotz eines leichten Gewinnrückgangs im Katastrophenjahr 2010 mehr Geld an seine Aktionäre aus. Ein Experte sah die Bilanz für das Geschäftsjahr 2010 als "insgesamt leicht unter den Erwartungen".

Freie Bahn bei Hochtief

Der Erfolg von ACS im Übernahmepoker um Hochtief belastete die Aktien von Deutschlands größtem Baukonzern. Mit einem Abschlag von 1,8 Prozent auf 62,93 Euro waren die Papiere zeitweise Schlusslicht bei den Nebenwerten. ACS hat sich gut 33 Prozent des Essener Traditionskonzerns gesichert. Damit können die Spanier über die Börse Hochtief-Aktien zukaufen und sich so in Ruhe die anvisierte Mehrheit sichern - ohne ein kostspieliges Pflichtangebot vorlegen zu müssen. Die ACS-Papiere gaben in Madrid allerdings um 9,6 Prozent auf 33,78 Euro nach. Händler begründeten die herben Abschläge mit dem Anteilsverkauf eines Großaktionärs.

Unter die Räder kamen auch die Anteilsscheine von Royal Dutch Shell, die um drei Prozent nachgaben. Der Ölkonzern verdiente im abgelaufenen Quartal zwar einen Milliardengewinn, verfehlte aber die Analystenerwartungen.

Im MDax gehörten die Aktien von Hugo Boss mit einem Aufschlag von 4,89 Prozent auf 55,80 Euro zu den Favoriten. Der Modekonzern hatte 2010 mit Rekordwerten abgeschlossen und strotzt vor Zuversicht für das laufende Jahr.

Die Singulus-Aktien profitierten im TecDax mit einem Kurszuwachs von 5,11 Prozent auf 4,341 Euro ebenfalls von ihrer Bilanzvorlage. Optimistisch äußerte sich der Vorstand des angeschlagenen Spezialmaschinenbauers für dieses Jahr, in dem endlich wieder ein Gewinn erzielt werden soll.

Der Eurostoxx50 schloss mit einem Abschlag von 0,57 Prozent auf 2995,49 Punkte. Auch in Paris und in London schlossen die Börsen im Minus.

Am Rentenmarkt stieg die durchschnittliche Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 2,93 (Vortag: 2,90) Prozent. Der Rentenindex Rex sank um 0,11 Prozent auf 122,22 Punkte. Der Bund Future aber legte um 0,24 Prozent auf 123,16 Punkte zu.

Der Kurs des Euro fiel deutlich und notierte zuletzt bei 1,3645 US-Dollar.Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,3745 (Mittwoch: 1,3803) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7275 (0,7245) Euro.

Das Handelsvolumen im Dax fiel auf 105 (Mittwoch: 114) Mio. Aktien. Der Umsatz sank auf rund 3,4 (vier) Mrd. Euro.

Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts

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