SAP überrascht mit Prognose Dax schafft kleines Plus
26.07.2011, 18:00 UhrDer deutsche Aktienmarkt kommt trotz einer Reihe von Quartalszahlen nicht wirklich vom Fleck. Wie gelähmt warten Börsianer auf eine Einigung im US-Schuldenstreit. Bis dahin brauchen Anleger gute Nerven. Für eine positive Überraschung sorgt derweil SAP.
Anleger am deutschen Aktienmarkt haben am Dienstag eine wahre Hängepartie hinter sich gebracht. Nach einem über weite Strecken eng pendelnden Markt schaffte der Dax kurz vor Handelsschluss zumindest ein kleines Plus. Einmal mehr stand die immer drängendere Einigung im US-Schuldenstreit ins Visier der Anleger. Händler monierten europaweit die teils unverständlichen Kursreaktionen auf Quartalszahlen. Selbst innerhalb der Sektoren gab es keine klaren Tendenzen.
Der Dax beendete den Handel mit einem Aufschlag von 0,1 Prozent bei 7349,45 Punkten. Der MDax gab hingegen 0,8 Prozent ab auf 10827 Zähler. Der TecDax gibt 0,2 Prozent ab auf 848 Punkte.
"Per Saldo ist das alles ein Resultat der Kaufverweigerung bei Institutionellen", so ein Händler. Bis zu einer Lösung der US-Schuldenkrise zeigten sie eine extreme Kaufzurückhaltung. Mittlerweile gingen viele Marktteilnehmer von einer Eskalation des US-Streits aus, möglicherweise verbunden mit dem Verlust des Spitzen-Ratings "AAA".
Auch die US-Konjunkturdaten interessierten vor diesem Hintergrund nicht: "Weder der US-Häusermarkt noch die Verbraucherlaune steht im Moment im Fokus", sagte ein Händler: "Denn wenn es Probleme mit der US-Schuldenkrise nächste Woche gibt, werden die Karten am Zinsmarkt ohnehin neu gemischt". Die zu erwartenden Verwerfungen an den Bond-Märkten würden sich ebenso in den zinssensitiven Hypotheken- und Verbraucherkrediten spiegeln.
Die US-Neubauverkäufe gingen im Juni um 1 Prozent zurück, während ein Anstieg um 1,2% erwartet worden war. Das Verbrauchervertrauen legte dagegen im Juli leicht zu auf einen Stand von 59,5 nach 57,6 im Juni. Charttechnisch trifft der Dax im Bereich von 7370 Punkten auf Widerstand. Unterstützt ist er auf dem Niveau von 7200 Punkten.
Durchwachsene Quartalszahlen
Mit Geschäftszahlen von SAP und Deutscher Bank kam auch die Berichtssaison ins Rollen. Deutsche Bank schlossen nach volatilem Verlauf 0,7 Prozent höher bei 38,50 Euro. Die Stimmen zu den Geschäftszahlen fielen gemischt aus. "Schlecht ist vor allem das Geschäft im Bereich Corporate Banking und Securities gelaufen, also das eigentliche Investment Banking", bemängelte ein Marktteilnehmer. Nomura wies jedoch darauf hin, das sich die Deutsche Bank besser entwickelt habe als der europäische Gesamtsektor.
Für eine positive Überraschung sorgte kurz vor Handelsschluss die leicht nach oben präzisierte Prognose von SAP. Die Aktie sprang um 3,6 Prozent auf 43,49 Euro. SAP rechnet nun mit Umsatzsteigerungen und Gewinnen am oberen Ende der bisher genannten Erwartungsspanne. Unter anderem sind die Softwareerlöse um 35 Prozent gestiegen. "Nach den schlechten Zahlen von Temenos dürfte das einige überrascht haben", so ein Händler. Auch Software AG im TecDax profitierten davon und legten 2,7 Prozent auf 34,54 Euro zu.
Reinen Eindeckungsbedarf sahen Händler hinter dem Kursanstieg bei Metro. Die Aktien stiegen 2,1 Prozent auf 39,40 Euro. Die schwache Geschäftsentwicklung bei Media-Saturn wurde durch die bestätigte Gesamtjahresprognose ausgeglichen.
Nach enttäuschend aufgenommenen Quartalsberichten von Texas Instruments und STMicroelectronics wurden Technologiewerte gemieden. Infineon verloren 0,8 Prozent auf 7,21 Euro.
Unter Druck standen Automobil-Aktien trotz einer erhöhten Prognose von Fiat. Vor den Zahlen von Daimler am Mittwoch herrsche Zurückhaltung, hieß es im Handel. VW fielen um 1,4 Prozent, BMW um 1,8 Prozent und Daimler sogar um 2,3 Prozent.
Leicht positiv für Deutsche Post werteten Händler die Zahlen von UPS. "Der Gewinnsprung zeigt, dass in dem Sektor noch Geld verdient werden kann", sagte ein Händler. Die Aktien der Post legten um 0,8 Prozent zu auf 12,76 Euro.
Minuszeichen bei Nebenwerten
Kräftige Bewegungen gab es im MDax: ElringKlinger brachen nach Vorlage von Geschäftszahlen um 8,8 Prozent auf 21,38 Euro ein. Die Analysten von Equinet bemängelten den Margendruck.
Auch Klöckner litten mit gleicher Thematik unter massivem Abgabedruck bei hohem Volumen. Die Aktien fielen 7,1 Prozent auf 17,73 Euro. "Vor allem US-Anleger verkaufen, nachdem sich Merrill Lynch negativ geäußert hat", sagte ein Händler. Merrill Lynch habe in einer Studie vor fallender Profitabilität in den kommenden Quartalen gewarnt. Die Margen dürften unter einem sich verschlechternden Makro-Umfeld leiden. Bereits am Vortag hatte MainFirst in einer Studie vor fallenden US-Stahlpreisen gewarnt und die Gewinnschätzung für das zweite Quartal nach unten genommen. Das Bankhaus Lampe senkte das Kursziel.
Vossloh legten mit einem Aktienrückkaufprogramm um 1,1 Prozent zu auf 89,07 Euro. Im TecDax stiegen Adva nach einer Kaufempfehlung der WestLB um 6,5 Prozent auf 4,30 Euro. Qiagen verloren 4,2 Prozent auf 11,91 Euro, nachdem das Unternehmen die Umsatz- und Gewinnprognose für das laufende Jahr gesenkt hatte.
Quelle: ntv.de, nne/DJ