Italien und die Folgen Euro stürzt ab
09.11.2011, 22:20 Uhr
(Foto: dpa)
Kräftige Kursverluste am italienischen Anleihemarkt bringen den Euro deutlich unter Druck - er fällt mehrere Cent. Die Renditen der italienischen Staatsanleihen steigen dagegen auf den höchsten Stand seit Bestehen der Eurozone. Der Rückzug Berlusconis wirkt dabei plötzlich wie eine irrelevante Randnotiz.
Der Euro ist am Mittwoch nach einer Eskalation am italienischen Staatsanleihemarkt auf Tauchfahrt gegangen. Die Gemeinschaftswährung zeigte sich im frühen Handel noch stabil, stürzte jedoch regelrecht ab, nachdem Investoren Italien-Bonds auf die Abschussliste gesetzt hatten. Der Euro fiel vom Tageshoch von 1,3860 Dollar um mehr als 3 Cent deutlich unter die Marke von 1,36 Dollar. Am Abend notierte er bei 1,3544 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Mittag noch auf 1,3633 (Dienstag: 1,3788) Dollar festgesetzt .
Der am Dienstagabend angekündigte Rücktritt des italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi sorgte an den Finanzmärkten nicht für die erhoffte Erleichterung. Im Gegenteil: Die Risikoaufschläge für italienische Staatsanleihen kletterten auf neue Rekordstände. Die Renditen für zehnjährige italienische Staatsanleihen kletterten lagen seit der Euro-Einführung über die Marke von sieben Prozent. Italien trägt nach Griechenland die zweitgrößte Schuldenlast aller Länder im Euroraum gemessen an seiner Wirtschaftsleistung und steht unter hohem Spar- und Reformdruck.
"Sachlich nicht gerechtfertigt"
"Die Investoren haben nach kurzer Erleichterung über das nahende Ende der Ära Berlusconi schnell begriffen, dass sich die Situation dadurch nicht grundlegend verändert", sagte Devisenexperte Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen. Die Politiker der drittgrößten Euro-Volkswirtschaft hätten bislang nur leere Versprechungen geliefert und den Ernst der Lage offensichtlich nicht begriffen.
Nach Einschätzung der Bremer Landesbank steht Italien dagegen angesichts seiner wirtschaftliche Stärken zu Unrecht im Fokus der Märkte. "Der Anstieg der Risikoaufschläge für italienische Anleihen ist in höchstem Maße verstörend und sachlich nicht gerechtfertigt", sagte Chefanalyst Folker Hellmeyer.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,85385 (0,85805) britische Pfund, 105,96 (107,51) japanische Yen und 1,2322 (1,2382) Schweizer Franken fest. Der Preis für eine Feinunze Gold wurde in London am Nachmittag mit 1784,00 (1795,00) Dollar gefixt. Ein Kilogramm Gold kostete 41 130,00 (41 150,00) Euro.
Quelle: ntv.de, dpa