Griechenland-Schreck überwunden Dax schließt im Plus
09.05.2012, 17:56 Uhr
Nach einem langen Tag erreichte der Dax doch noch das Ziel und schloss im Plus.
(Foto: dpa)
Gerüchte darüber, dass die Pleite Griechenlands unmittelbar bevorstehen könnte, drücken den Dax im späten Geschäft zeitweise ein Prozent im Minus. Doch bis zum Handelsschluss beruhigt sich der Markt wieder – ganz so schnell wird es wohl nicht gehen.
Der Dax kann sich im späten Geschäft deutlich erholen und dreht ganz leicht ins Plus. "Nach dem Schreck über einen unmittelbar drohenden Zahlungsstopp nach Griechenland haben sich die Gemüter in der Zwischenzeit etwas beruhigt", sagt ein Händler. Selbst wenn die nächste Tranche nicht ausgezahlt werden sollte, dürfte das Land noch über ausreichend Mittel verfügen, um eine Pleite für einige Wochen zu verhindern.
Die Drohung der EU, über einen Aufschub der Hilfszahlungen nachzudenken, dürfte vor allem als Säbelrasseln aufzufassen sein, um die Parteien in Athen unter Druck zu setzen. Daneben verweist der Teilnehmer auf den hochvolatilen Charakter des Marktes. Technisch sei der Dax stark überverkauft, ein Shortsqueeze könnte den Leitindex innerhalb kürzester Zeit stark nach oben treiben. Erst einmal schließt das Börsenbarometer 0,45 Prozent fester bei 6475 Zählern.
Neben der Eurokrise standen eine Vielzahl von Quartalsberichten im Fokus. Eon kommt nach dem schwächsten Jahr seiner Unternehmensgeschichte langsam wieder auf Kurs. Der Energiekonzern hält an seiner Prognose fest, das Ergebnis 2012 zu verbessern. Die Aktie rutschte dennoch 1,4 Prozent ins Minus.
Der Düngemittel- und Salzanbieter K+S ist zwar schwach ins Jahr gestartet, hat aber die bescheidenen Erwartungen der Analysten geschlagen. Die Aktie gewann 0,5 Prozent.
Ein gutes Kapitalanlageergebnis und kaum Großschäden haben der Allianz gute Zahlen beschert. Trotzdem ist die Reaktion auf dem Parkett verhalten, besonders die vorsichtigen Zwischentöne von Vorstandschef Michael Diekmann sorgten für Stirnrunzeln. Die Schuldenkrise in Europa sei noch lange nicht vorbei, warnte Diekmann. Die Aktie verlor 0,55 Prozent.
Gute Nachrichten gibt es von der Commerzbank. Sie hat es drei Monate vor Ende der Frist geschafft, die von der Europäischen Bankenaufsicht ermittelte Kapitallücke von 5,3 Mrd. Euro zu schließen. Der Kurs honorierte das mit einem Plus von 1,5 Prozent und ließ sich damit von den ansonsten eher schwachen Quartalszahlen nicht beeindrucken.
Berichte über einen möglichen Ausstieg aus dem Diabetesgeschäft bescherten Bayer ein Plus von 2,4 Prozent und die Spitzenposition im Dax. Bayer habe bereits Gespräche mit Konkurrenten geführt, die das Diabetesgeschäft erwerben könnten, hieß es in einem Artikel der "FTD". Die Erlöse aus dem Verkauf könnten für den möglichen großen Zukauf in der Gesundheitssparte genutzt werden, über den bereits seit geraumer Zeit spekuliert werde, sagte ein Börsianer. Zuletzt war Bayer im März als Bieter für die Tierarznei-Sparte des US-Rivalen Pfizer gehandelt worden. In Medienberichten wurde der Konzern auch als ein Kandidat für die Übernahme der irischen Pharmafirma Warner Chilcott genannt.
Positiv beurteilten Händler die Symrise-Zahlen. Der neue Umsatzausblick Unternehmens liegt leicht über dem Konsens. "Die Aktie gehört zu den stärksten im MDax, daran wird sich voraussichtlich nicht viel ändern", so ein Händler. Die Aktie stieg um 7,1 Prozent an die MDax-Spitze. Auch Kuka konnte mit Zahlen glänzen. "Ganz hervorragend", lobte Lampe-Bank-Analyst Gordon Schönell. Der Auftragseingang liegt um rund 40 Prozent über der Markterwartung und lässt den Anlagenbauer beruhigt in Richtung 2013 blicken. An der Börse wurden die Zahlen aber offenbar zu Gewinnmitnahmen genutzt. Die Aktie verlor vier Prozent.
Nach einem Rekordergebnis im vergangenen Geschäftsjahr ist der Medienkonzern Axel Springer auch ins neue Geschäftsjahr gut gestartet. Das Medienunternehmen beschleunige den Übergang zum Digitalgeschäft, das mit einer besseren Marge einhergehe, lobte die DZ-Bank und empfahl die Aktie zum Kauf. Der Titel legte um 6,99 Prozent zu.
Ein kräftiger Ergebnisanstieg ließ Lanxess um 6,3 Prozent steigen. Das Highlight sei die Sparte Performance Polymers, schrieb DZ-Bank-Analyst Peter Spengler in einem Kommentar. Sie habe sich deutlich besser entwickelt als vorhergesagt. Die Gesamtjahresziele des Chemiekonzerns lägen über seinen und den Markterwartungen.
Die Schwäche des Stahlsektors schlug sich dagegen in enttäuschenden Zahlen von Klöckner & Co nieder. Als schwach stuft WestLB-Analyst Ralf Dörper den Ausblick ein. "Das dürfte einige Analysten dazu veranlassen, die Schätzung für 2012 nach unten hin zu überdenken", sagt Dörper. Die Aktie rutscht um 8,2 Prozent an das MDax-Ende.
Quelle: ntv.de, sla/dpa/DJ