Die Luft ist raus Dax lässt vom Jahreshoch
24.09.2012, 17:55 Uhr
(Foto: Reuters)
Nach dem jüngst steilen Kletterkurs auf ein neues Jahreshoch hängt der Dax in den Seilen. Dazu tragen auch enttäuschende Konjunktursignale aus Deutschland bei. Auch Papiere von Unternehmen, die wegen ihres Aufstiegs in die erste Börsenliga eigentlich Grund zum Feiern hätten, stehen unter Druck.
Die trübe Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat zu Wochenbeginn auf die Aktienmärkte abgefärbt. Angesichts eines schwachen Ifo-Geschäftsklimaindex schloss der Dax am Montag mit einem Abschlag von 0,5 Prozent bei 7413 Zählern. Der MDax verbuchte mit 1,0 Prozent auf 11.103,90 Punkten einen doppelt so großen Verlust. Der TecDax ging 0,4 Prozent nach unten auf 816,12 Punkte.
Die Aufwärtsdynamik der ersten beiden Septemberwochen sei an den Börsen bis auf weiteres vorbei, kommentierte Marktanalyst Gregor Kuhn von IG Markets. Auch die konjunkturelle Perspektive falle ernüchternd aus. Wegen des enttäuschenden Ifo-Index sei es nicht überraschend, dass sich viele Anleger erst einmal ihre Gewinne sicherten.
Investoren hatten vergebens auf eine Wende in der deutschen Konjunkturentwicklung gehofft: Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel auf 101,4 Punkte von 102,3 Zählern und verbuchte damit den fünften Rückgang in Folge. Von Reuters befragte Ökonomen waren von einem Anstieg auf 102,5 Zähler ausgegangen. "Wir erwarten zwar nach wie vor nicht, dass die deutsche Wirtschaft in eine Rezession abgleitet. Allerdings sollte sie im weiteren Jahresverlauf auch nicht über eine Stagnation hinaus kommen", urteilte Marco Bargel, Chefvolkswirt der Postbank.
Banken lassen Luft ab
Zu den größten Verlierern im Dax zählten zu Wochenbeginn die Aktien der Commerzbank, die sich nach einer Herunterstufung durch Nomura um 3,7 Prozent verbilligten. Die Analysten setzten die Papiere auf "Reduce" von "Neutral" und begründeten den Schritt unter anderem mit dem zuletzt guten Lauf der Aktien. Seit Monatsbeginn haben die Papiere knapp 25 Prozent gewonnen. Zudem zeigten sich die Experten skeptisch hinsichtlich der Entwicklung der Zahlen im zweiten Quartal. Deutsche-Bank-Papiere verloren 0,9 Prozent.
Die Dax-Aufsteiger Continental und Lanxess erwischten keinen guten Start in den Handel der ersten deutschen Börsenliga. Die Aktien des Autozulieferers verloren 2,5 Prozent, die des Chemiekonzerns 0,4 Prozent. MAN und Metro, die sich in den MDax verabschieden mussten, fielen um 0,6 und 1,2 Prozent. Der Arbeitskreis Aktienindizes der Deutschen Börse hatte die seit Montag gültigen Veränderungen Anfang September bekanntgegeben.
Pharmatitel gefragt
Zugegriffen haben die Anleger bei Bayer, deren Titel sich um bis zu 1,4 Prozent verteuerten. Dass der weltgrößte Agrarchemiekonzern Syngenta sein langfristiges Umsatzziel angehoben hat, wirkte sich laut Händlern positiv aus. Im Mai hatte der Bayer-Konkurrent bereits die Umsatzziele für Mais und Getreide erhöht. Syngenta rückten in der Spitze um 1,3 Prozent vor, schlossen dann aber unverändert, die Bayer-Titel gingen mit einem Plus von 0,3 Prozent aus dem Handel.
Auch die anderen deutschen Pharmawerte, die als weniger konjunkturabhängig gelten, konnten sich gegen die Abwärtsbewegung des Gesamtmarktes behaupten. Fresenius, Merck und Fresenius Medical Care schlossen mit Aufschlägen zwischen 1,3 und 0,5 Prozent.
Im MDax sorgte das Hickhack um den Zusammenschluss von EADS mit dem britischen Rüstungskonzern BAE Systems für Gesprächsstoff. Das deutsch-französische Unternehmen wartet bisher vergebens auf positive Signale der Regierungen in Berlin, Paris und London. Das Bundeswirtschaftsministerium listete in einem Papier, das Reuters vorlag, Vorbehalte und offene Fragen zur Fusion auf. Die EADS-Aktien verloren in Frankfurt 3,5 Prozent.
Quelle: ntv.de, nne/rts