Fast nur Verlierer Dax bekommt kalte Füße
08.10.2012, 18:00 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Gewinnmitnahmen auf breiter Front lassen die Kurse am deutschen Aktienmarkt zum Wochenauftakt fallen. Vor allem neue Konjunktursorgen sorgen für Kursbewegungen nach unten, was vor allem bei zyklischen Aktien zu Abschlägen führt. Doch auch die anstehende Berichtssaison wirft ihre Schatten voraus.
Negative Konjunkturimpulse von der Weltbank haben am deutschen Aktienmarkt den Startschuss für deutliche Gewinnmitnahmen gegeben. Der Leitindex Dax fiel um 1,4 Prozent auf 7291,21 Zähler. Für den MDax ging es um 0,9 Prozent nach unten auf 11.249,48 Punkte. Der TecDax schloss 0,6 Prozent schwächer bei 824,76 Punkten.
Mit dem Rückschlag gingen die Gewinne wieder verloren, die der Dax am Freitag nach dem positiven US-Arbeitsmarktbericht eingefahren hatte. Da war der Dax zwar deutlich gestiegen, ein neues Jahreshoch hatte er aber nicht erreicht.
Für schlechte Stimmung sorgt laut Börsianern unter anderem, dass die Weltbank die Wachstumsprognose für China für dieses und nächstes Jahr gesenkt hat. Auch die Eröffnung der US-Bilanzsaison machte die Investoren zurückhaltend: Den Startschuss gibt nach Börsenschluss am Dienstag traditionell der Aluminiumriese Alcoa. Im weiteren Wochenverlauf folgen unter anderem die Finanzkonzerne JP Morgan und Wells Fargo. Eine überraschend positive Entwicklung der deutschen Exporte im August fällt angesichts all der übrigen negativen Faktoren hinten rüber.
Schwache Zykliker
Auf der Verliererseite stachen Bank- und Auto-Aktien heraus. So verloren Volkswagen 2,2 Prozent auf 145,35 Euro, BMW 1,5 Prozent auf 60,05 Euro und Daimler 2,5 Prozent auf 38,27 Euro. Continental gaben sogar noch etwas stärker nach. "Auf die Stimmung für die Branchentitel drücken Berichte um hohe Rabatte", so ein Händler.
Unter den Bankaktien fielen Commerzbank um 3,0 Prozent auf 1,40 Euro, Deutsche Bank schlossen mit einem Tagesminus von 2,5 Prozent auf 32,01 Euro. Die Titel litten unter der Hängepartie um einen Hilfsantrag Spaniens. Weil dieser die Voraussetzung für Stützungskäufe spanischer Staatsanleihen durch die EZB ist, bleibt die Sorge vor einer neuerlichen Verschlechterung der Marktkonditionen Madrids am Anleihenmarkt. Zu alledem geht die Unsicherheit um die Auszahlung weiterer Finanzhilfen für Griechenland in eine neue Runde. "Die zuletzt gemachten Gewinne werden dann gern wieder mitgenommen", erläuterte ein Händler.
Dagegen konnten sich die Aktien von SAP gegen den Trend behaupten. "Hier rechnet der Markt mit einem positiven Quartalsergebnis", sagt ein Händler. Der Gewinn je Aktie ist laut einer Konsensprognose verglichen mit dem dritten Quartal 2011 um 2 auf 74 Cent gestiegen. SAP wird die Quartalszahlen voraussichtlich am 24. Oktober vorlegen. Die Papiere der Deutschen Post legten um 0,3 Prozent zu auf 15,41 Euro.
Baywa gefragt
In der zweiten Reihe stiegen die Aktien von Baywa auf ein neues Jahreshoch. "Die Anleger honorieren den Wachstumskurs des Konzerns", so ein Marktteilnehmer. Baywa haben im Getreidehandel zugekauft, seitdem zieht der Kurs an. Auch Analysten begrüßen den Kurs des Unternehmens: "Baywa wird ein Global Trader", meint Heinz Müller, Analyst der DZ Bank, der die Aktie mit einem "fairen Wert" von 40 Euro zum Kauf empfiehlt. Der Kurs stieg um 5,6 Prozent auf 33,43 Euro.
Bei EADS ging die Hängepartie um eine mögliche Fusion mit BAE Systems weiter. Die britische Regierung hat mit einem Veto gegen den geplanten Zusammenschluss der beiden Konzerne gedroht. Sollten Frankreich und Deutschland ihre Beteiligungen nicht verringern, so werden die Regierung ihre Goldene Aktien nutzen, um das Vorhaben zu blockieren, sagte Verteidigungsminister Philip Hammond der BBC. Aktien von EADS gaben um 0,8 Prozent nach.
Zu den wenigen Lichtblicken am Aktienmarkt zählen Evotec im TecDax. Die Biotechfirma ist in der vorklinischen Wirkstoff-Forschung bei einem Gemeinschaftsprojekt mit dem Schweizer Pharmakonzern Novartis vorangekommen und erhält eine Meilensteinzahlung. Die Titel legten daraufhin um 1,4 Prozent zu.
Positiv werteten Händler in einer ersten Einschätzung die Alllianz von Air Berlin und Air-France-KLM. "Das ging schneller als erwartet, nachdem Etihad soviel Druck gemacht hat", sagt ein Händler. Etihad Airways aus den Vereinigten Arabischen Emiraten ist größter Air-Berlin-Aktionär. Welche Auswirkungen Gemeinschaftsflüge von Air Berlin und Air France auf Lufthansa haben werden, besonders im Fokus steht hier die Langstrecke, sei indes noch nicht absehbar. Die im SDax notierte Aktie von Air Berlin legte um 0,6 Prozent zu.
Quelle: ntv.de, nne/rts/DJ