Im Bann der US-Wahlen Dax macht Klettertour
06.11.2012, 17:39 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Der deutsche Aktienmarkt verzeichnet am Dienstag Gewinne. Dem wird aber keine große Bedeutung beigemessen, weil die Umsätze sehr gering sind. Die Anleger warten auf das Ergebnis der US-Präsidentenwahl. Deshalb scheuen sie das Risiko.
Am US-Wahltag gibt es auch am deutschen Aktienmarkt nur ein Thema: Wird es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Amtsinhaber Barack Obama und seinem republikanischen Herausforderer Mitt Romney oder erwartet die Welt eine Hängepartie wie im Jahr 2000, als das Oberste Gericht Wochen später die Wahl zwischen Al Gore und George W. Bush entschied?
Dem leichten Plus der Kurse maßen Börsianer am Dienstag kaum Bedeutung bei. Schließlich sind die Umsätze weiter sehr gering, was zu größeren Kursausschlägen bei Einzelwerten führt.
Der Dax stieg um 0,7 Prozent und schloss bei 7378 Punkten. Der MDax gewann 0,8 Prozent auf 11.656 Zähler. Der TecDax verzeichnete ein Plus von 0,9 Prozent und wies 813 Punkte auf.
"Vor den Ergebnissen der US-Wahlen lässt sich kaum ein Marktteilnehmer aus der Reserve locken", schrieben die Analysten der Metzler Bank in einem Kommentar. "Amerika steht voraussichtlich vor einem der knappsten Wahlausgänge seiner jüngeren Geschichte." Umfragen zufolge liegen Obama und Romney fast gleichauf - mit einem leichten Vorteil für den Amtsinhaber. "Sollte Obama gewinnen, könnte das für Aktien aus dem Gesundheitssektor positiv sein. Gewinnt Romney stehen vermutlich die Kurse der Rüstungsbranche wieder höher im Kurs", fasste ein Händler die Folgen für den Aktienmarkt zusammen.
Doch nicht nur die Präsidentenwahl steht im Fokus der Investoren. Die Amerikaner wählen auch ein Drittel der 100 Senatoren und das gesamte Repräsentantenhaus neu. Im Senat verfügen die Demokraten über eine knappe Mehrheit, im Repräsentantenhaus haben die Republikaner das Sagen. Nach den meisten Umfragen dürfte sich an diesem Kräfteverhältnis wenig ändern. Dabei steht gleich nach der Wahl ein neuer Härtetest an: Bis Januar müssen sich Präsident, Senat und Repräsentantenhaus auf Kompromisse in der Steuer- und Haushaltspolitik einigen, sonst treten massive Ausgabekürzungen in Kraft und laufen zeitgleich eine Reihe von Steuervergünstigungen aus. Dies könnte die weltgrößte Volkswirtschaft über die Haushaltsklippe (Fiscal Cliff) in die Rezession stürzen.
(Die US-Wahl im n-tv.de Liveticker)
Die Tatsache, dass die Aufträge der deutschen Industrie im September wegen der einbrechenden Nachfrage aus den Euro-Ländern so stark gefallen war wie seit einem Jahr nicht mehr, tangierte den Handel nicht sonderlich.
Ein sorgenvoller Blick geht dagegen nach Griechenland. Dort wird das Parlament am Mittwoch über das neue Sparpaket im Volumen von 13,5 Milliarden Euro entscheiden. Dieses ist Voraussetzung für weitere Finanzhilfen. Die Lage im Mittelmeerland ist gespannt. Mit großangelegten Streiks machen die Gewerkschaften gegen die Kürzungen mobil.
Im Dax stand vor allem die Talfahrt der VW-Aktien im Sog der Platzierung einer Pflichtwandelanleihe im Fokus. Die Papiere verloren 4,1 Prozent. Mit den eingenommenen 2,5 Milliarden Euro wollen die Wolfsburger nach der Komplettübernahme von Porsche ihre Kasse aufbessern und ihre Investitions- und Wachstumspläne vorantreiben. Bei der VW-Tochter MAN löste dies Spekulationen auf die Übernahme der restlichen Anteile aus. Die Papiere des Lkw-Bauers legten im MDax um 3,2 Prozent zu.
Weniger eindeutig war die Reaktion der Anleger auf die Quartalszahlen von BMW. Die Aktien des Autobauers fanden lange keinen klaren Trend. Am Ende notierten sie 0,7 Prozent leichter.
Nach einer Herunterstufung durch die Analysten von Morgan Stanley fielen die Aktien von Eon um 1,1 Prozent. Morgan Stanley hatte die Titel auf "Underweight" von "Equal-Weight" heruntergenommen das Kursziel gesenkt.
Auf der Gewinnerseite standen Lufthansa mit einem Plus von 3,0 Prozent. Dabei stützte ein Kommentar der Analysten von UBS ebenso wie Spekulationen über eine mögliche Überkreuz-Beteiligung zwischen Lufthansa und Turkish Airlines (THY).
Im MDax standen Salzgitter, Fraport und Hannover Rück hoch im Kurs. Vor allem der Anstieg der Salzgitter-Aktien um 6,0 Prozent erstaunte einige. Denn der Stahlkonzern hatte am Vorabend noch eine Gewinnwarnung abgegeben. Die Nachricht sei aber schnell verdaut worden, da angesichts der schwächelnden Wirtschaft die Erwartungen nicht mehr so hoch seien, erklärte ein Börsianer. Fraport-Aktien stiegen um 5,3 Prozent, nachdem der Flughafenbetreiber mit seinem operativen Ergebnis die Erwartungen übertroffen hatte. Hannover Rück legten 4,6 Prozent zu. Der Rückversicherer hatte einen überraschend deutlichen Überschussanstieg im dritten Quartal gemeldet.
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Quelle: ntv.de, wne/rts