Dresden unterliegt New York AMD spaltet Fabriken ab
07.10.2008, 14:59 UhrDer US-Chiphersteller Advanced Micro Devices (AMD) gliedert seine Werke in eine Gemeinschaftsfirma mit Finanzinvestoren vom Golf aus. Der Hauptproduktionsstandort in Dresden wandert somit in das neue Unternehmen, das unter "The Foundry Company" firmieren soll, wie AMD am Dienstag mitteilte. Die neue Firma werde zum Start 3000 Mitarbeiter haben, davon rund 2800 in der sächsischen Landeshauptstadt. Bislang fertigen die Amerikaner nahezu alle ihrer Computerprozessoren in Dresden.
Durch die Abspaltung der beiden Werke in Sachsen will sich der US-Konzern frisches Kapital besorgen und seine Schuldenlast reduzieren. Die zuletzt Verluste schreibende AMD erhofft sich dadurch eine Stärkung im Konkurrenzkampf mit dem übermächtigen Branchenprimus Intel.
Geld aus Abu Dhabi
Unterstützung erhält AMD dabei von zwei staatlichen Beteiligungsgesellschaften aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Der staatliche Finanzinvestor Advanced Technology Investment (ATIC) aus Abu Dhabi werde 55 Prozent an dem Joint Venture halten und mindestens 5,7 Mrd. Dollar investieren. Die restlichen 45 Prozent an der Foundry Company blieben im Besitz von AMD, die The Foundry Company auch weiterhin in ihren Bilanzen konsolidiert.
Als Foundry werden in der Halbleiterbranche Auftragsfertiger bezeichnet, die ohne nennenswerte eigene Entwicklung für andere Firmen Chips herstellen. Eine andere staatliche Beteiligungsgesellschaft aus Abu Dhabi werde AMD-Aktien und Optionsscheine für mehr als 300 Mio. Dollar kaufen.
The Foundry Company will unter anderem den Ausbau des AMD-Werks "Fab 38" in Dresden fortführen. Die Amerikaner hatten die Aufrüstung der dortigen Produktion auf 300-Millimeter-Siliziumscheiben (Wafer) von Chipträgern mit 200 Millimeter Durchmesser bereits selbst angestoßen, zuletzt aber wegen einer Absatzschwäche verlangsamt. Die Investitionen würden nun die Araber schultern.
Sachsen verliert mit der Abtrennung der Werke vom AMD-Mutterkonzern auch das Rennen um eine weitere Chipfertigung. Der neue Standort, den AMD seit längerem plant, werde im US-Bundesstaat New York gebaut. Mit dem Bau des Werks "Fab 4X", in dem rund 1400 Menschen arbeiten sollen, solle Mitte 2009 begonnen werden.
Wettlauf mit Gießkanne
Der Staat New York hatte AMD Subventionen über etwa eine Milliarde Dollar in Aussicht gestellt. Sachsens Wirtschaftsminister Thomas Jurk warb vergeblich um die Ansiedlung in "Silicon Saxony". Er appellierte am Dienstag erneut an die EU-Kommission, ihr "strenges Beihilferegime" zu überdenken. Europa dürfe angesichts der weltweit stark unterschiedlichen Subventionierung den Anschluss nicht verlieren. Ansiedlungen wie die eines großen Chipwerks müssten weiter möglich sein. Nach dem Willen von ATIC soll The Foundry Company je nach Marktlage auch ein Werk in Abu Dhabi errichten.
Die neue Firma werde Chips sowohl für AMD als auch für andere Unternehmen herstellen. ATIC zahle in einem ersten Schritt 700 Mio. Dollar an den Chipkonzern, weitere 2,1 Mrd. Dollar flössen der Gemeinschaftstochter zu. Für die Zukunft habe sich der Finanzinvestor verpflichtet, weitere 3,6 bis sechs Milliarden Dollar in die Foundry Company zu stecken.
Der zweite Investor, die ebenfalls staatliche Mubadala Development, erhöhe ihren Anteil an AMD auf 19,3 Prozent von zuletzt 8,1 Prozent. Im Gegenzug erhalten die Araber 58 Mio. Aktien aus einer Kapitalerhöhung und Optionen auf 30 Mio. weitere Anteile für insgesamt 314 Mio. Dollar. Die Transaktion soll Ende 2008 oder Anfang 2009 abgeschlossen werden, sofern die AMD-Aktionäre zustimmen.
Quelle: ntv.de