Gewinnwarnung für 2008 Air Berlin enttäuscht
31.03.2008, 13:54 UhrDeutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft Air Berlin hat mit einer Gewinnwarnung für 2008 am Finanzmarkt weiteres Vertrauen verspielt. Die Aktie stürzte am Montag zeitweise um 14 Prozent auf unter sieben Euro ab. Wegen höherer Treibstoffkosten erwartet das Management nun, dass der Betriebsgewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) zwischen 73 Mio. und 120 Mio. Euro liegen wird und damit weit niedriger ausfällt als angenommen. Bislang war von 140 bis 160 Mio. Euro die Rede gewesen.
Erst vor drei Wochen hatte das Unternehmen mit vorläufigen Zahlen für 2007 seine Anleger enttäuscht: Betriebsgewinn und Überschuss sanken vor allem aufgrund der Verzögerungen und der technischen Probleme bei der Eingliederung der übernommenen Fluggesellschaft LTU. Schon damals fiel der Aktienkurs auf den tiefsten Stand seit dem Börsengang vor zwei Jahren.
"Wir sind mit dem Ergebnis nicht zufrieden", sagte Air Berlin-Chef Joachim Hunold. Dennoch habe der Konzern mit der Übernahme der LTU und der Schweizer Belair sowie der ein Jahr zuvor gekauften dba viel erreicht. Air Berlin buchte nachträglich zehn Millionen Euro Steuerertrag von 2006 ins Jahr 2007 hinüber, so dass der Überschuss rechnerisch nur auf 21 Mio. Euro sank. Im Vorjahr hatte die Airline einen Überschuss von 40,1 Mio. erzielt.
Für das laufende Jahr seien eine ganze Reihe von Maßnahmen geplant, um rentabler zu fliegen, kündigten Hunold und sein Finanzvorstand Ulf Hüttmeyer auf der Bilanzpressekonferenz in Berlin an. Bis zu 100 Mio. Euro will das Unternehmen durch den Verzicht auf unrentable Strecken und Verbesserungen im Vertrieb und im Management der Flugzeugflotte einsparen. Damit werde das Betriebsergebnis, das 2007 um drei Viertel auf 21 Mio. Euro fiel, in jedem Fall wieder steigen.
Die gestiegenen Treibstoffkosten kann dies nicht wettmachen. Die Ölpreis-Entwicklung sei bei der nun überholten Prognose vom September nicht vorhersehbar gewesen, sagte Hüttmeyer. Für 2008 habe Air Berlin drei Viertel seines Treibstoffbedarfs gesichert. Die Kosten für die übrigen 300.000 Tonnen hätten je nach Preisentwicklung Folgen für das Ergebnis.
Für Irritationen sorgte Air Berlin, weil die neuen Ziele zunächst nur vor Luftfahrtanalysten publiziert wurden. Die Finanzmarktaufsicht BaFin kündigte an, einen möglichen Verstoß gegen die Veröffentlichungspflichten zu prüfen. Ein Sprecher von Air Berlin wollte sich dazu nicht äußern. Auch nach den offiziellen Erläuterungen am Nachmittag erholte sich der Kurs der Aktie nur leicht.
Keine Klarheit bei Condor
Hunold bestätigte den Kurs, 2008 anders als in den Vorjahren nur noch moderat zu wachsen. Die Zahl der Flugzeuge werde sich bis Jahresende auf 134 von derzeit 125 Maschinen erhöhen.
Unklarheit herrscht weiterhin für die geplante Übernahme der Ferienfluggesellschaft Condor vom Reisekonzern Thomas Cook. Das Bundeskartellamt hatte die Prüfung vergangene Woche ein drittes Mal bis in den Juni hinein verlängert.
Der bei der Behörde für die Übernahme zuständige Berichterstatter habe gewechselt, sagte Hunold. Es gebe nun erhöhten Erklärungsbedarf. Etliche Reiseveranstalter haben beim Kartellamt auf ein drohendes Monopol auf zahlreichen Ferienflugstrecken durch Air Berlin hingewiesen.
Quelle: ntv.de