Verstärkung aus der Türkei Air Berlin kämpferisch
30.03.2009, 16:20 UhrGestärkt durch zwei neue Großaktionäre will die Fluggesellschaft Air Berlin der schwierigen Branchenlage trotzen. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern soll 2009 über dem Vorjahreswert von 14,2 Millionen Euro aus dem Vorjahr liegen, wie die zweitgrößte deutsche Airline mitteilte. Bei dem Unternehmen waren zuletzt der Touristikkonzern TUI und der in der Luftfahrtbrache tätige türkische Investor ESAS eingestiegen. Der Einstieg der beiden Großaktionäre und die Aussicht auf steigende Erträge im laufenden Geschäftsjahr ließen die Air-Berlin-Aktien am Montag zeitweise um rund zehn Prozent steigen.
Um sein Gewinnziel zu erreichen, fährt Air-Berlin-Chef Joachim Hunold das Angebot im Langstreckenverkehr zurück und konzentriert sich auf innerdeutsche Verbindungen. Konzernweit soll die Zahl der Passagiere dadurch im Vergleich zum Vorjahr um vier bis fünf Prozent zurückgehen. Gleichzeitig setzt die Airline aber auf anhaltenden Zulauf von Geschäftskunden, die angesichts der Wirtschaftskrise auf Billigflieger ausweichen.
Einen Wachstumsschub dürfte Air Berlin die Übernahme der Städteflüge der TUI-Tochter TUIfly zum Winterflugplan 2009/10 bringen. Mit den zusätzlichen 17 Maschinen, die Air Berlin langfristig von TUIfly mieten will, baut Hunold die Position seiner Airline am europäischen Markt aus. Um den Deal zu untermauern, will die Berliner Fluggesellschaft Anfang November für 36,3 Millionen Euro mit 19,9 Prozent bei TUIfly einsteigen. Im Gegenzug hat sich TUI über eine Kapitalerhöhung für rund 65 Millionen Euro mit 19,9 Prozent an Air Berlin beteiligt.
Rückendeckung aus der Türkei
Rückendeckung erhält die Airline auch von der türkischen ESAS-Holding der Familie Sabanci, die 15,3 Prozent der Anteile aus dem ehemaligen Besitz des US-Großinvestors Len Blavatnik gekauft hat. Blavatnik, der insgesamt knapp 19 Prozent an Air Berlin hielt, hatte seine Aktien nach der Pleite seiner Petrochemiefirma LyondellBasell im Januar verkauft. Die Schweizer UBS hatte daraufhin einen neuen Investor gesucht und dürfte die restlichen knapp vier Prozent der Anteile am Markt plaziert haben.
Air Berlin hofft, mit der neuen Eigentümerfamilie, der auch die türkische Fluggesellschaft Pegasus mit 15 Flugzeugen gehört, einen dauerhaften Eigentümer für das Aktienpaket gefunden zu haben. "Die Familie Sabanci ist dafür bekannt, dass sie langfristig investiert", sagte Hunold. Für Air Berlin böten sich dadurch möglicherweise auch "strategische Optionen".
Die Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr spielten am Markt eine untergeordnete Rolle. Air Berlin rutschte 2008 durch höhere Steuern und ein schlechteres Finanzergebnis tiefer in die roten Zahlen und verbuchte einen Nettoverlust von 75 Millionen Euro nach 39,9 Millionen Euro. Der Konzernumsatz legte um 6,7 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro zu.
Quelle: ntv.de