Strecken auf dem Prüfstand Air Berlin plant Preisplus
26.07.2008, 15:03 UhrAir-Berlin-Chef Joachim Hunold hält angesichts der schwierigen Branchenlage einen noch stärkeren Kapazitätsabbau als bisher angekündigt für möglich. Die 14 Flugzeuge, die bis Ende des Jahres aus dem Verkehr gezogen werden sollen, "sind unter Umständen nur der Anfang", sagte Hunold der "WirtschaftsWoche". "Wir schauen uns das Streckenportfolio täglich an." Den drastisch gestiegenen Treibstoffpreisen will Air Berlin auch mit Preiserhöhungen gegensteuern. Darauf müssten sich vor allem Geschäftsreisende einstellen.
"Wenn der Ölpreis weiterhin so hoch bleibt, fliegen wir dann eben nicht vier- bis fünf Mal täglich nach Mallorca, sondern nur drei Mal mit größerem Gerät", beschrieb Hunold ein mögliches Vorgehen. "So erhalten wir die Sitzplatzkosten auf heutigem Niveau." Die Luftverkehrs-Branche wurde in den vergangenen Monaten hart von den steigenden Treibstoffkosten getroffen. Airlines stellen weltweit ihre Kapazitäten auf den Prüfstand. Das teure Kerosin war auch ein zentraler Grund für das Scheitern der Pläne von Air Berlin zur Übernahme des Konkurrenten Condor.
Streit um Analystenurteil
"Air Berlin steckt definitiv nicht in der Krise", betonte Hunold. Erst am Freitag hatte Air Berlin die Börsenaufsicht BaFin wegen einer äußerst negativen Unternehmensbewertung durch die Dresdner-Bank- Tochter Kleinwort eingeschaltet. In einer Analyse vom 17. Juli hatte Kleinwort das Kursziel für die Aktie von Air Berlin auf 0,00 Euro herabgesetzt. Die Airline bezeichnete diesen Bericht in dem Brief an die BaFin als "hochgradig geschäftsschädigend". Mit dem "im Markt als unüblich geltenden Kursziel von 0" werde der unzutreffende Eindruck erweckt, Air Berlin stehe kurz vor der Insolvenz. Der Aktienkurs war am 17. Juli um rund 14 Prozent gefallen, am folgenden Tag wurden die Verluste wieder wettgemacht. Zuletzt legte die Aktie am Freitag um 0,58 Prozent auf 3,45 Euro zu.
Außerdem erwirkte Air Berlin laut Hunold eine einstweilige Verfügung gegen den Chef des Billigfliegers Ryanair, Michael O'Leary, der in einem Interview gesagt hatte, er persönlich würde sich für den Winter kein Ticket mehr bei Air Berlin kaufen. O'Leary dürfe diese Behauptung nun nicht mehr wiederholen, sagte der Air-Berlin-Chef.
Quelle: ntv.de