Aber nicht für LTU Air Berlin wird tariflich
07.08.2007, 15:26 UhrDie Billigfluggesellschaft Air Berlin hat ihre Abwehrhaltung gegen Gewerkschaften aufgegeben. Das Unternehmen hat erstmals Tarifverträge für ihre gut 2.200 Piloten und Flugbegleiter mit der Pilotenvereinigung Cockpit und der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi abgeschlossen. Die Beschäftigten der Töchter LTU und dba sind aber nicht dabei.
Neben den Tarifverträgen will das Unternehmen mit den Gewerkschaften erstmals über die Bildung eines Betriebsrates verhandeln. Allerdings lässt sich Air Berlin das Zugeständnis mit dem Verzicht auf Gehaltserhöhungen bis Ende 2008 versüßen: Die Vereinigung Cockpit für die Piloten und die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi akzeptierten die Nullrunde im Gegenzug für den seit Jahren geforderten Zugang zu Air Berlin. "Es sind bis Ende 2008 keine Tariferhöhungen geplant", sagte ein Unternehmenssprecher. Die rund 2000 Beschäftigten am Boden und in der Verwaltung bleiben bislang von den Tarifverträgen ausgenommen.
Der Air Berlin-Chef Joachim Hunold zählt in der deutschen Unternehmerschaft in den vergangenen Jahren zu den größten Kritikern von Gewerkschaften und Betriebsräten. Nun hieß es jedoch, die Zusammenarbeit mit der Vereinigung Cockpit sei im Zuge des fortschreitenden Konzentrationsprozesses in der deutschen Luftfahrt notwendig.
Eigene Verhandlungen für Töchter
Die geschlossenen Tarifverträge für das Flugpersonal bei Air Berlin gelten nicht für die Düsseldorfer Fluggesellschaft LTU. Auch die Beschäftigten der bereits zum Konzern gehörenden Tochter dba seien nicht davon betroffen, sagte ein Air-Berlin-Sprecher. "Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Wir führen eigenständige Tarifverhandlungen mit der LTU", hieß es. Die Vereinbarung sehe auch keine automatische Übernahme des Tarifvertrags für die LTU vor, wenn sie offiziell in den Air-Berlin-Konzern komme.
LTU war im März von Air Berlin gekauft worden, die Übernahme wird derzeit aber noch vom Bundeskartellamt geprüft. Im Tarifstreit mit Air Berlin hatte die Piloten zuletzt mit Streik gedroht. Bis zum Wochenende soll es jedoch keine weiteren Warnstreiks geben. "Wir haben uns Donnerstag und Freitag für Verhandlungen offen gehalten", sagte die Verhandlungsführerin der Pilotenvereinigung Cockpit, Ilona Ritter und zeigte sich zuversichtlich über eine baldige Einigung.
Die Gewerkschaft fordert für die knapp 400 Piloten sechs Prozent mehr Gehalt. Die LTU hatte ihr Angebot von drei Prozent in der vergangenen Woche noch einmal verbessert. Am Montag hatte es bei der traditionsreichen Fluggesellschaft, die mit rund 2.750 Beschäftigten zuletzt einen Umsatz von 1,1 Mrd. Euro erwirtschaftete, erste Warnstreiks gegeben. Die Auswirkungen des schon seit Wochen schwelenden Tarifkonflikts bekamen tausende Fluggäste an den Flughäfen Düsseldorf und München zu spüren. Wegen kurzfristiger Arbeitsniederlegungen der Piloten saßen sie bis zu zwei Stunden fest.
Für die LTU käme ein Streik zur Unzeit. Das Unternehmen kämpft seit etwa einem Jahrzehnt mit roten Zahlen. Für das laufende Jahr hatte sich der Chef und Mitinhaber der Fluggesellschaft, Jürgen Marbach, vorgenommen, das Unternehmen in die Gewinnzone zu führen. Das Unternehmen beförderte im vergangenen Jahr rund 5,8 Mio. Passagiere und ist die Nummer drei auf dem Markt für Ferienflieger.
Quelle: ntv.de