Milliardenaufträge Airbus gegen Boeing
14.07.2008, 14:45 UhrDie Flugzeugbauer Airbus und Boeing haben zum Auftakt der Flugschau im britischen Farnborough trotz der aktuellen Luftfahrt-Krise Aufträge im Volumen von jeweils rund 13 Mrd. US-Dollar erhalten. Weitere Großaufträge werden für die europäische Airbus und ihren US-Rivalen in den kommenden Tagen wohl folgen. Insgesamt wird auf der weltgrößten Luftfahrtmesse in der Nähe von London aber mit schwächeren Geschäften als in den Vorjahren gerechnet. Der rasant gestiegene Ölpreis, die Finanzkrise und schwächere Konjunkturprognosen für weite Teile der Welt machen den Airlines das Leben schwer. Vor allem in Europa und den USA stiegen die Preise für Flugtickets, viele Anbieter kämpfen ums Überleben. Dagegen investieren Staaten im Nahen Osten und der Golfregion, die als Förderer vom hohen Ölpreis profitieren, in ihre Flotten.
Der größte Einzelauftrag am Montag ging an Airbus: Die Airline Etihad aus den Vereinigten Arabischen Emiraten bestellte bei der Tochter des europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzerns EADS55 Maschinen mit einem Listenwert von elf Mrd. US-Dollar. Dabei geht es um 25 Mittelstreckenflieger vom Typ A350, 20 vom Typ A320 und zehn Aufträge für das Prestigeobjekt A380. Die staatliche saudi-arabische Fluglinie bestellte acht Maschinen des Typs A330. Die Jets haben nach Listenpreisen einen Wert von 1,6 Mrd. US-Dollar. Airbus-Verkaufschef John Leahy geht davon aus, dass sein Unternehmen bis zum Abschluss der Flugschau insgesamt mehr als 200 Maschinen verkauft haben wird.
Auch Boeing erhielt einen Großauftrag von Etihad. Die Fluglinie bestellte 35 Maschinen des neuen Vorzeigemodells 787 Dreamliner sowie zehn Jets vom Typ 777. Die Orders haben nach Listenpreisen einen Wert von mehr als neun Mrd. US-Dollar. Der erste Dreamliner soll im dritten Quartal 2009 ausgeliefert werden. Zudem bekam Boeing Bestellungen für 50 Flieger des Typs 737 aus Dubai. Diese sollen an FlyDubai gehen und haben einen Listenpreis von knapp vier Mrd. US-Dollar.
Boom läuft aus
Airbus erwartet insgesamt einen deutlichen Schub durch die Flugschau und versucht, wegen der hohen Ölpreise den A380 ins Rampenlicht zu rücken. Dieser ist moderner und damit sparsamer als viele Vorgängermodelle. Boeing argumentiert dagegen, die Kunden benötigten solche riesigen Maschinen mit 525 Plätzen und mehr kaum.
EADS kämpft neben Problemen beim A380 und dem Militärtransporter A400M derzeit mit dem massiven Dollarverfall. Das zunächst auf Airbus beschränkte Sparprogramm "Power8" soll EADS-Chef Louis Gallois zufolge nun auf den ganzen Konzern ausgeweitet werden. Mit Power8 wollte EADS bislang 2,1 Milliarden Dollar bis 2010 einsparen - durch den Verkauf von Werken sowie den Abbau von 10.000 Stellen.
Der von Deutschland und Frankreich dominierte Konzern peilt 2008 einen operativen Gewinn von 1,8 Mrd. Euro an, nachdem es 2007 nur 52 Mio. waren. Die Prognose basiert auf einem Eurokurs von 1,45 Dollar. Derzeit kostet die europäische Gemeinschaftswährung aber fast 1,60 US-Dollar. Als Faustregel gilt, dass zehn Cent Wechselkursverschlechterung Airbus im Jahr etwa eine Milliarde Euro an Ergebnis kostet. Der Flugzeugbauer will daher seit langem seine Aktivitäten im Dollarraum stärken, um gegen Wechselkursschwankungen weniger anfällig zu sein.
Quelle: ntv.de