Trotz "Power8" Airbus muss länger kämpfen
01.03.2007, 07:00 UhrDie Überwindung der Krise bei dem europäischen Flugzeugbauer Airbus wird nach Worten des Co-Chefs der Muttergesellschaft EADS, Tom Enders, einige Zeit in Anspruch nehmen. Es sei intensiv um die richtige Lösung bei dem Sparprogramm "Power8" für die Tochter Airbus gerungen worden, sagte Enders im ZDF. Die gefundene Lösung könne sich sehen lassen. "Es wird allerdings eine Zeit dauern, bis wir aus diesem recht tiefen Tal bei Airbus wieder heraus sind."
Auslöser der Krise waren Lieferverzögerungen beim neuen doppelstöckigen Airbus A380, die dem Flugzeugbauer rote Zahlen bescherten. Das Sanierungsprogramm soll Milliarden einsparen, hatte sich aber verzögert, da sich die Aktionäre aus Deutschland und Frankreich monatelang nicht auf die Verteilung der Lasten und der Arbeit am neuen Modell A350 XWB verständigen konnten.
Am Mittwoch gab Airbus bekannt, dass 10.000 Stellen gestrichen und drei Werke verkauft werden sollen. Auf die Frage, ob Airbus verbindlich zusagen könne, dass der Arbeitsplatzabbau ohne betriebsbedingte Kündigungen auskomme, sagte Enders: "Nein, das können wir nicht verbindlich zusagen. Aber wir haben gesagt, wir werden alles tun, diesen Prozess ohne betriebsbedingte Kündigungen durchzuführen. Und wir werden sehen, ob das gelingt in den nächsten Jahren."
Mitarbeiter-Proteste gehen weiter
Der Airbus-Gesamtbetriebsrat und die IG Metall beraten heute in Hamburg über die Sanierungspläne des Flugzeugbauers. Zudem gingen die Proteste der Arbeitnehmer an verschiedenen deutschen Standorten und in Frankreich weiter. Bereits am Mittwoch hatten Beschäftigte in den niedersächsischen Städten Varel und Nordenham sowie im baden-württembergischen Laupheim die Arbeit niedergelegt.
Unabhängig von den Stelleneinsparungen will Airbus für die Werke in Varel, Laupheim sowie im französischen St. Nazaire verschiedene Möglichkeiten ausloten. Dazu zählt neben einem Verkauf an Hauptzulieferer auch eine Abgabe an das Management oder die Zusammenlegung mit anderen Werken.
Nach den Plänen sollen in Deutschland 3700 Stellen wegfallen. Weitere 4300 Arbeitsplätze seien in Frankreich betroffen - davon 1100 auf die Airbus-Zentrale in Toulouse. In Großbritannien sind es 1600 Stellen und 400 in Spanien. 5000 der genannten Stellen seien mit "Zeitarbeitskräften oder Unterauftragnehmern" besetzt. Der Abbau soll in einem Zeitraum von vier Jahren realisiert werden.
Die beschlossenen Anpassungen sollen durch natürliche Fluktuation, Vereinbarungen über freiwilliges Ausscheiden und weitere Maßnahmen erfolgen. "Bislang sieht das Management keine Notwendigkeit für Entlassungen", hieß es. Festangestellte Mitarbeiter in der Produktion -so auch am deutschen Hauptstandort Hamburg -sind nicht betroffen.
Für den Standort Nordenham (Niedersachsen) sowie für Filton in Großbritannien und Maulte (Frankreich) erwägt Airbus "industrielle Partnerschaften". Für diese Standorte gebe es bereits "unaufgefordert Angebote möglicher Investoren".
Quelle: ntv.de