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Ende der Auftragsflut Airbus rüstet sich

Der vom schwachen Dollar getroffene europäische Flugzeugbauer Airbus kann sich im neuen Jahr voraussichtlich nicht wieder mit Rekordaufträgen über die eingebrochenen Gewinne hinwegtrösten. Airbus werde 2008 sicher nicht an die Auftragsflut des vergangenen Jahres anknüpfen, räumte der Chef des Airbus-Mutterkonzerns EADS, Louis Gallois, beim Neujahrsempfang im bayerischen Donauwörth ein. Die dunklen Wolken am Konjunkturhimmel in den USA durchkreuzen Gallois' Erwartungen: Er habe eigentlich damit gerechnet, dass die großen US-Fluggesellschaften wieder auf Einkaufstour gehen würden. "Es bleibt abzuwarten, ob sich das wegen des hohen Ölpreises und einer möglichen Rezession bewahrheitet", sagte er.

2007 war ein außergewöhnlich gutes Jahr für die beiden großen Flugzeugbauer Airbus und Boeing. Beide übertrafen deutlich das bisherige Rekordjahr 2005, als sie zusammen 2057 Bestellungen erhielten. Im vergangenen Jahr hat allein Airbus bis Mitte Dezember gut 1300 Bestellungen verbucht, Boeing zählte im Gesamtjahr 1413. Ob EADS Boeing im Schlussspurt noch überholt hat, will Airbus-Chef Tom Enders kommende Woche bekanntgeben.

Trotz der guten Auftragslage war die wichtigste EADS-Tochter 2007 in große Schwierigkeiten geraten. Problemen bei Entwicklung und Produktion des großen A380 und des Militärtransporters A400M begegnete Airbus mit einem drastischen Sparprogramm, das den Verkauf von Zulieferwerken und die Streichung von 10.000 Stellen vorsieht. Das Sanierungsprogramm Power8 laufe nach Plan, die für 2008 gesicherten Einsparungen lägen noch darüber, sagte Gallois.

Airbus grübelt über weitere Einsparmöglichkeiten

"Sie müssen bei der Lösung ihrer Probleme schneller vorankommen", mahnte NordLB-Analyst Heino Hamman. Spekulationen über weitere Verzögerungen beim A400M hatten die EADS-Aktie in den vergangenen Tagen unter Druck gesetzt. "Es gibt keine neuen Erkenntnisse, die zu weiteren Verspätungen führen könnten", bekräftigte jedoch Gallois.

Den starken Euro hatten die Flugzeug-Manager aber nicht einkalkuliert. Flugzeuge werden weltweit in Dollar verkauft, Airbus produziert aber fast ausschließlich in Europa ab und muss deshalb in Euro bezahlen. Gallois bekräftigte in Donauwörth, dass eine Verschärfung von Power8 unabwendbar sei. "Wir müssen einen Euro-Anstieg auf 1,45 bis 1,50 Dollar berücksichtigen", sagte er. Bislang lagen der Planung 1,35 Dollar zugrunde. Zehn Cent mehr kosten Airbus eine Milliarde Euro an Gewinn. "Airbus arbeitet daran, damit fertig zu werden", sagte Gallois. Wie der Konzern das bewerkstelligen will, verriet EADS noch nicht. Die Überlegungen liefen noch.

Zukäufe in den USA

Den Werksverkauf hofft Gallois bis zum Sommer unter Dach und Fach zu bekommen. An die Zulieferer und damit auch an die Käufer der Fabriken will Airbus auch die Währungsrisiken abwälzen. Die neuen Besitzer der sechs Werke müssten künftig wohl in Dollar mit EADS abrechnen. Es gebe entsprechende Überlegungen, da es zur Beschaffung im Dollar-Raum keine Alternative gebe. "Auch wenn wir die Flugzeuge in Euro verkaufen könnten", fügte der EADS-Chef hinzu. Auch die Lieferanten müssten in den Dollar-Raum gehen, damit sie wettbewerbsfähig blieben, sagte Gallois.

Auch EADS selbst blickt verstärkt in die USA. Bei Zukäufen dort könnte der schwache Dollar für den Konzern von Vorteil sein. "Jetzt ist die richtige Zeit", sagte Gallois. In Frage kämen Firmen aus den Bereichen Sicherheitstechnik, Service und Verteidigung.

Quelle: ntv.de

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