Meldungen

Northern-Rock-Sparer in Panik Aktie im freien Fall

Die Krise der britischen Hypothekenbank Northern Rock hat am Montag weitere Panikreaktionen von Sparern und Anlegern ausgelöst. Erneut standen am Montag landesweit tausende Kunden vor den Filialen des Instituts Schlange, um ihre Ersparnisse abzuheben. Die Aktie verlor an nur einem Tag weitere fast 40 Prozent ihres Wertes und belastete die europäischen Börsen. Auch in Deutschland trennten sich nervöse Anleger von Banktiteln. Experten sind sich sicher: Die Finanzkrise ist noch lange nicht ausgestanden.

Britische Politiker und Manager des seit Freitag in Schwierigkeiten steckenden Hypothekenfinanzierers versuchten am Montag hysterische Kunden zu beruhigen. Premierminister Gordon Brown betonte, die Basis der britischen Wirtschaft sei ungeachtet der Probleme bei Northern Rock solide. Die Krise sei ein Einzelfall und voll unter Kontrolle. "Die britische Wirtschaft ist in der Lage, solche Schocks zu verkraften", betonte Brown.

Die Ersparnisse der Anleger seien nicht bedroht und es gebe daher keinen Grund zur Panik, sagte der Chef des fünftgrößten britischen Baufinanzierers, Adam Applegarth – trotzdem wurden seit Freitag Einlagen in Höhe von umgerechnet knapp drei Milliarden Euro abgezogen.

Die britische Regierung wird nach Aussage von Schatzkanzler Alistair Darling notfalls für alle Guthaben bei dem zuvor in Schieflage geratenen Hypothekenfinanzierer bürgen. Weiter versicherte er, dass Northern Rock das einzige Institut sei, das von der Bank of England gestützt werden musste.

Derweil kamen Spekulationen über einen Verkauf des Instituts oder zumindest von Teilen auf. Aus Branchenkreisen verlautete aber, dies stehe zumindest kurzfristig nicht an. Gleichwohl werde Northern Rock wohl heftig umstrukturiert. Finanzminister Alistair Darling betonte, alle Optionen würden geprüft, um eine Ausweitung der Krise zu verhindern. Die Liquidität der Bank sei aber gesichert. Gleichzeitig forderte er die Branche zu einer vorsichtigeren Kreditvergabe auf.

Kein Geld mehr von anderen Banken

Northern Rock konnte sich wegen der Auswirkungen der US-Hypothekenkrise auf die weltweiten Finanzmärkte nicht mehr refinanzieren und musste vergangene Woche von der Zentralbank des Landes in einer beispiellosen Rettungsaktion mit einem Notfall-Kredit gestützt werden. Das Geld der Bank of Engaland wurde noch nicht in Anspruch genommen. Northern Rock zählt etwa 1,4 Millionen Kunden. Seit Freitag wurden schätzungsweise bis zu zwei Milliarden Pfund (knapp drei Milliarden Euro) abgehoben, was rund acht Prozent der Einlagen ausmacht. Eine von 13 britischen Eigenheim-Finanzierungen stammt von Northern Rock.

Anders als die pleite gegangenen Baufinanzierer in den USA steckt Northern Rock aber nicht wegen Kreditausfällen von bonitätsschwachen Darlehensnehmern in der Krise. Vielmehr bekam das Institut kein Geld mehr von anderen Banken, weil sich die Institute untereinander nicht mehr vertrauen. Finanzexperten sind sich deshalb sicher, dass die Schieflage des Instituts eine neue Runde in der Kreditmarktkrise eingeläutet hat. "Durch Northern Rock wurde die Krise weiter angeheizt. Es zeigt, dass sie noch lange nicht ausgestanden ist", sagte Bankenexperte Wolfgang Gerke. In Deutschland traf es vor allem die IKB und SachsenLB schwer. Auch hier waren kurzfristig eingefädelte Rettungsaktionen nötig.

Keine Gefahr für deutsche Anleger

Das Risiko in Deutschland scheint aber begrenzt: Das deutsche Finanzministerium hat nach Aussagen eines Sprechers keine Hinweise darauf, dass die Probleme der britischen Bank der deutschen Finanzlandschaft schaden könnten. Auch Experte Gerke sieht die Gefahr einer Bankenpleite und damit einhergehende Verluste von Ersparnissen der Anleger als sehr gering an. "Es gibt hier über alle drei Banksäulen hinweg sehr gute Einlagensicherungssysteme", sagte er.

Wie die amerikanischen Häuser hatte Northern Rock seine Immobilienkredite weiterverkauft - auch an deutsche Institute. Die zur Deutschen Bank gehörende Fondsgesellschaft DWS ist nach eigenen Angaben "nur gering" in entsprechende Papiere investiert. Wegen deren erstklassigen Ratings gebe es keinen Grund zur Sorge, sagte eine DWS-Sprecherin.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen