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Gegen Neoliberalismus Alternativgipfel in Lima

Parallel zum EU-Lateinamerika-Gipfel in Lima findet dort bis Freitag das "Gipfeltreffen der Völker - Enlazando Alternativas" (Alternativen verknüpfen) statt. Der von sozialen Bewegungen und Nichtregierungsorganisationen aus Europa, Lateinamerika und der Karibik getragene Alternativgipfel befasst sich kritisch mit Neoliberalismus und Militarismus, neuen Freihandels- und Investitionsschutzabkommen und transnationalen Konzernen. Die etwa 2000 Teilnehmer tagen unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen in der von Antiaufruhr-Einheiten der Polizei umstellten Nationalen Universität für Ingenieurwissenschaften im Norden der peruanischen Hauptstadt.

Die Regierung des sozialdemokratischen peruanischen Präsidenten, Alan Garca, habe der Veranstaltung von Anfang an Steine in den Weg gelegt, und versuche, sie zu kriminalisieren, sagt Miguel Palacn, einer der indianischen Sprecher des Alternativgipfels. Der bolivianische Gewerkschaftsführer David Falconi prangert an, dass die Polizei drei Busse mit etwa 130 Ureinwohnern aus Bolivien, die von der südperuanischen Stadt Arequipa zum Gipfel der Völker fahren wollten, an der Weiterfahrt hinderte.

"Wir wollen Europa daran erinnern, dass es nach mehr als 500 Jahren Kolonisierung eine historische Schuld abzutragen hat", erklärt Palacn. "Raus mit den Multis aus Lateinamerika", "Nieder mit der Überausbeutung", heißt es in Sprechchören der Teilnehmer. Der linksgerichtete kolumbianische Senator Jorge Robledo beschuldigt multinationale Konzerne aus Europa und den USA sowie die Regierungen beider Kontinente, Lateinamerika "rekolonisieren" zu wollen.

"Widerstandsbewegung"

Die Irin Britt Brennan vom niederländischen Transnational Institute sieht eine "neue Kampffront" im Entstehen, die sich gegen die Kriminalisierung der sozialen Bewegungen in Lateinamerika zur Wehr setze. Das peruanische Mitglied des Organisationskomitees, Rosa Guilln, nennt den Alternativgipfel eine "Widerstandsbewegung" gegen "Privatisierungen, Flexibilisierungen und Marktöffnungen" in Lateinamerika und fordert "gerechte Handelsbeziehungen". Kritisiert wird von den Teilnehmern auch die Verarbeitung von Grundnahrungsmitteln zu Treibstoff und die von den Industriestaaten verursachte Klimaerwärmung.

"Vom Agrobusiness in Lateinamerika profitieren nur die großen Konzerne; die Kleinproduzenten werden verdrängt", erklärt Kerstin Sack vom bundesweiten Koordinierungskreis des globalisierungskritischen Netzwerkes Attac. Um eine ausreichende Ernährung aller sicher zu stellen, müssten Kleinbauern und Kooperativen gestärkt werden. Die EU müsse ihr Vorhaben aufgeben, den Agrosprit-Anteil am Treibstoff zu erhöhen.

Verurteilung von Multis

Während der mehrtägigen Veranstaltung soll ein "Tribunal der Völker" etwa 20 "Multis" symbolisch wegen "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" verurteilen. Dazu gehören neben den spanischen Unternehmen Telefnica und Repsol-YPf der britisch-niederländische Shell-Konzern, Boehringer aus Deutschland und Roche aus der Schweiz.

Für den letzten Tag des Alternativgipfels ist eine Großdemonstration auf dem Platz des Zweiten Mai vorgesehen, dem traditionellen Ort von Arbeiterkundgebungen im Zentrum von Lima. Die Präsidenten Venezuelas und Boliviens, Hugo Chvez und Evo Morales, haben ihre Teilnahme zugesagt, versichert der Generalsekretär des peruanischen Gewerkschaftsverbands CGT, Mario Huamn. Auch der gemäßigt linke ehemalige Priester Fernando Lugo, der im August sein Amt als Präsident von Paraguay antritt, sei angefragt worden. Seine Antwort stehe noch aus.

Maradona und Morales kicken für "Gipfel der Völker"

Das Alternativtreffen zum EU-Lateinamerika-Gipfel in Lima bietet nicht nur politische Diskussionen. Wie das Organisationskomitee mitteilte, wollte das argentinische Sportidol Diego Maradona zusammen mit dem bolivianischen Präsidenten Evo Morales und neun in Peru lebenden Bolivianern gegen die peruanische Auswahl bei der Fußballweltmeisterschaft 1970 in Mexiko antreten. Die Partie sollte demnach ab 18 Uhr Ortszeit (Freitag, 01.00 Uhr MESZ) im Stadion der Nationalen Universität für Ingenieurwissenschaften (UNI) ausgetragen werden. Dem Sieger winke eine symbolische UNI-Trophäe, hieß es.

Quelle: ntv.de

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