Wirtschaftsbosse glücklich Amnestie in Südkorea
12.08.2008, 10:04 UhrDie Regierung in Südkorea hat eine großangelegte Amnestie für Wirtschaftsführer erlassen. Insgesamt sollten 74 Chefs wichtiger Unternehmen und führenden Manager ihre Strafen erlassen werden, erklärte das Präsidentenamt in Seoul. Ziel sei es, die Wirtschaft des Landes wieder in Schwung zu bringen. Profitieren können von der Amnestie demnach unter anderem der Chef des Autobauers Hyundai-Motor, Chung Mong Koo, SK-Chef Chey Tae Won und Hanwha-Chef Kim Seung Youn. Der kürzlich wegen Steuerhinterziehung zu einer Haftstrafe verurteilte Samsung-Chef Lee Kun Hee war nicht darunter - sein Verfahren läuft noch, da er Berufung eingelegt hat. Die südkoreanischen Präsidenten erlassen zum Befreiungstag, der das Ende der japanischen Besetzung am 15. August 1945 feiert, traditionell eine Amnestie.
Die Opposition kritisierte die diesjährigen Begnadigungen scharf: Das zeige, dass der Regierung das Anliegen nicht ernst sei, die Unternehmenskultur in Südkorea zu ändern. Die meisten der Wirtschaftsführer, die einen Straferlass erhielten, waren auch zuvor schon auf freiem Fuß, da ihre Haftstrafen zur Bewährung ausgesetzt worden waren. Präsident Lee Myung Bak, der erste südkoreanische Präsident aus der Wirtschaftswelt, gestand ein, dass die Amnestie negativ aufgenommen werden könnte. "Ich habe die Entscheidung trotzdem getroffen, da die Wirtschaftsführer Schwierigkeiten bei Reisen ins Ausland haben, was sie davon abhält, neu zu investieren", meinte er.
Hyundai-Motor-Chef Chung war im vergangenen Jahr verurteilt worden, da er einen Schmiergeldtopf zur Bestechung von Regierungsbeamten eingerichtet hatte. Er sollte drei Jahre im Gefängnis verbüßen, wurde aber auf Bewährung freigelassen. Hanwha-Chef Kim hatte ein Gericht zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, da er Angestellte einer Bar entführen und zusammenschlagen ließ, nachdem sein Sohn bei einer Kneipenschlägerei verletzt worden war. Seine Haftstrafe wurde im September auf Bewährung ausgesetzt. SK-Chef Chey war unter anderem wegen illegalen Aktienhandels und Unregelmäßigkeiten in der Buchhaltung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden.
Quelle: ntv.de