US-Hypothekenkrise Andere Sektoren betroffen
15.08.2007, 14:06 UhrDie Probleme im amerikanischen Hypothekenmarkt greifen auch auf andere Finanzsektoren über. So hat die amerikanische Geldmanagement-Firma Sentinel Management Group die Vermögenswerte ihrer Kunden eingefroren. Sentinel verwaltet Gelder für Warenterminhändler und Hedge-Fonds. Der weltgrößte Warentermin- und Derivate-Börsenbetreiber in Chicago, CME, bezifferte die von Sentinel verwalteten Vermögenswerte auf 1,5 Milliarden Dollar (1,1 Milliarden Euro).
Sentinel habe die Warenterminbehörde CFTC (Commodity Futures Trading Commission) benachrichtigt, dass die Gesellschaft zurzeit keine zusätzlichen Investment-Mittel mehr annehmen und keine Rückzahlungen vornehmen werde. Nach einem Bericht des "Wall Street Journal" hat Sentinel wegen "Panik"- Konditionen in den Märkten Kunden daran gehindert, Gelder aus ihren Barmittel-Konten abzuziehen. Sentinel habe den Kunden als Begründung mitgeteilt, dass die Gesellschaft Rückzahlungsforderungen nur nachkommen könne, wenn man Wertpapiere mit starken Abschlägen zum fairen Wert verkaufe und damit den Kunden unnötige Verluste verursache. Sentinel habe dazu keine Stellung genommen.
Inzwischen haben dutzende amerikanischer Hypothekenfirmen Insolvenzverfahren eingeleitet. Am Dienstag hatte sich die Hypothekenbank Aegis Mortgage unter den Schirm des US- Insolvenzrechts gestellt. Der Antrag auf Gläubigerschutz sei notwendig geworden, um den finanziellen Herausforderungen infolge des Absturzes am Markt für zweitklassige Hypotheken (Subprime) und des Immobilienmarktes in den USA zu begegnen, hieß es in der Mitteilung.
Keine sofortige Dividendenzahlung
Die US-Hypothekenfirma Thornburg Mortgage (Santa Fe) hat unterdessen die Zahlung ihrer Quartalsdividende von 68 Cent je Aktie von Mitte August auf den 17. September verschoben. Thornburg-Aktien waren am New Yorker Aktienmarkt am Dienstag um fast 47 Prozent auf 7,61 Dollar eingebrochen. Die Gesellschaft begründete den Schritt mit dem anhaltenden Liquiditätsdruck in der Branche.
Die Probleme im Subprime-Hypothekenmarkt könnten auch auf den sogenannten Commercial-Paper-Markt übergreifen, berichtete die "New York Times" am Mittwoch in ihrer Online-Ausgabe. Commercial Paper sind Schuldscheine mit kurzen Laufzeiten von wenigen Wochen bis zu einem Jahr. Viele Unternehmen geben sie heraus, um ihren kurzfristigen Finanzbedarf zu decken.
Umschwenken zu Geldmarktfonds
Der amerikanische Commercial-Paper-Markt hat nach Angaben der Zeitung ein Gesamtvolumen von 2,2 Billionen Dollar. Davon seien 1,2 Billionen durch Hypothekenkredite, Kreditkarten-Forderungen, Autokredite und andere Anleihen gesichert. Käufer dieser Titel seien Pensionskassen, Versicherungen, Hedge-Fonds und Geldmarkt-Fonds. Die Rating-Agentur Standard & Poor's habe gewarnt, dass sie mehrere Commercial-Paper-Emittenten herabstufen könnte, schrieb die Zeitung. Diese Commercial Paper seien durch Haus-Hypotheken abgesichert.
Investoren seien in den USA derweil zu Geldmarktfonds umgeschwenkt, um den Kursschwankungen bei Aktien und den festgefahrenen Anleihemärkten zu entkommen. In der vergangenen Woche seien 36 Milliarden Dollar in Geldmarkt-Fonds geflossen. Dies sei der größte Wechsel seit Dezember 2005 gewesen. Die Geldmarktfonds verwalten nach Darstellung der Zeitung mehr als 2,6 Billionen Dollar. Die Fonds würden den Anlegern als Bargeld-Äquivalent verkauft. Aber auch diese Fonds könnten hohe Verluste erleiden und damit Vermögenswerte beeinträchtigen.
Quelle: ntv.de