Kredite immer teurer Athens Probleme wachsen
26.04.2010, 12:02 UhrDie Luft für Griechenland wird dünner. Um noch Kredite zu bekommen, muss Athen immer höhere Zinsen bezahlen - im Vergleich zu Deutschland wird rund das Dreifache fällig.

Griechenlands Finanzminister Giorgos Papakonstantinou rechnet fest mit einer raschen Entscheidung von IWF und EU.
(Foto: REUTERS)
Nach dem Hilferuf Griechenlands um Milliardenunterstützung durch die Europäische Union und den Internationalen Währungsfonds (IWF) haben die Kosten für die Schulden des Landes ein neues Rekordniveau erreicht. Für zehnjährige griechische Staatsanleihen verlangen Investoren derzeit 9,116 Prozent Rendite. Damit zahlt Griechenland am Kapitalmarkt inzwischen rund das Dreifache der Zinsen, die Deutschland anbieten muss. Für deutsche Papiere, die als besonders solide gelten, liegt die Rendite rund sechs Prozentpunkte niedriger.
Sollten Deutschland und die anderen Euro-Staaten Griechenland nun Notkredite gewähren, müsste das Land dafür rund fünf Prozent Zinsen zahlen. Der EU-Rettungsplan und die in Aussicht gestellten niedrigeren Zinsen hätten eigentlich verhindern sollen, dass die Kreditkosten für Griechenland auf die jetzigen Höhen steigen. Die Euro-Staaten hatten Griechenland, das im Mai rund zehn Mrd. Euro neue Schulden aufnehmen muss, für dieses Jahr bis zu 30 Mrd. Euro Notkredite in Aussicht gestellt. Weitere 15 Mrd. könnten demnach vom IWF kommen.
Umschuldung möglich
Deutschland, das bis zu 8,4 Mrd. Euro der Hilfen an Griechenland verleihen muss, hat sich allerdings gegen voreilige Kredite ausgesprochen und eine genaue Prüfung der Zusagen der Regierung in Athen gefordert. Angesichts des wachsenden Gegenwinds aus Deutschland muss Athen fürchten, die Finanzspritze erst in letzter Minute zu bekommen.
Die europäischen Hilfszusagen gelten für drei Jahre; offizielle Zahlen, wie hoch der Bedarf 2011 und 2012 ausfällt, gibt es bislang nicht. Wie die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf die griechische Schuldenagentur berichtet, muss das Land bis Ende 2015 gut 140 Mrd. Euro für 33 fällig werdende Staatsanleihen auftreiben. Dazu kämen nach Berechnungen des US-Ökonomen Carl Weinberg fast 90 Mrd. Euro an Zinsen. Günstigere Zinsen würden diese Last nur geringfügig verringern.
Die frühere Vize-Direktorin des IWF, Anne Krueger, sagte Athen laut eine Umschuldung voraus - Gläubiger müssten dann damit rechnen, dass ein Großteil ihres Geldes weg ist. In Berlin wächst vor diesem Hintergrund das Unbehagen, dass Griechenland zum Fass ohne Boden werden könnte.
Quelle: ntv.de, AFP/rts