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Investor gesucht Aufbau-Verlag zuversichtlich

Trotz eines drohenden Insolvenzverfahrens geht der Aufbau-Verlag davon aus, dass alle Bücher des Herbstprogramms wie geplant erscheinen. "Wir sind guter Dinge, den Geschäftsbetrieb aufrechterhalten zu können", sagte der vorläufige Verwalter, Joachim Voigt-Salus, in Berlin. Die Chancen für eine Sanierung bezeichnete er als sehr gut. Ziel sei es, einen finanzkräftigen Investor für den Verlag zu finden. Er rechne mit einer Eröffnung des Insolvenzverfahrens zum 1. September.

Die Geschäftsführer der Aufbau-Verlagsgruppe, Ren Strien und Tom Erben, erklärten, es seien bislang keine Entlassungen geplant. Die Gehälter der 60 Mitarbeiter seien bis einschließlich August als Insolvenzgeld sichergestellt.

Die Geschäftsführung des traditionsreichen Berliner Verlags hatte am Freitag einen Insolvenzantrag gestellt, nachdem der Verleger Bernd Lunkewitz, der den bekanntesten Verlag der DDR nach der Wende von der Treuhand gekauft hatte, seine Finanzierungsbereitschaft widerrufen hatte. Damit sei es dem Verlag, zu dem auch die Verlage Rütten und Loening, Gustav Kiepenheuer, Aufbau Taschenbuch und Audio Verlag gehören, unmöglich geworden, fällige Verbindlichkeiten von rund fünf Mio. Euro auszugleichen, erklärte Strien.

Im letzten Jahr erzielte die Verlagsgruppe einen Umsatz von 14,2 Mio. Euro. Allein die Altschulden der Gesellschaft und die damit verbundene Zinsbelastung machten den Verlag laut Geschäftsführung auch 2007 noch unwirtschaftlich.

Lunkewitz behauptet Medienberichten zufolge, 50 Mio. Euro in den Verlag gesteckt zu haben. Der Bundesgerichtshof hatte im März festgestellt, dass der Aufbau-Verlag nie im Besitz der Treuhand war, sondern dem Kulturbund der DDR gehörte. Daher war der Verkauf an Lunkewitz nicht rechtmäßig. Lunkewitz will die Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben auf Schadenersatz verklagen. Wegen der unklaren Rechtslage sind Lizenzen des Verlags strittig, die nach 1990 verkauft oder geschlossen wurden.

"Wir können weitersegeln"

Voigt-Salus, der vom Insolvenzgericht Berlin-Charlottenburg vorläufig als Verwalter eingesetzt wurde, erklärte, dass mit der Entscheidung des Gesellschafters, den Aufbau-Verlag nicht weiterzufinanzieren, die Zahlungsunfähigkeit und voraussichtlich auch die Überschuldung eingetreten sei. Wegen des Insolvenzantrags unterlägen die alten Verbindlichkeiten aber einem "Kapitalschnitt". Dies bedeute: "Wir können weitersegeln, ohne an die alten Verbindlichkeiten zu denken", sagte der Insolvenzverwalter. "Wenn die Autoren, Druckereien und Arbeitnehmer an einem Strang ziehen, wird der Aufbau-Verlag nicht untergehen."

Rechtlich sicher sei, dass zur Insolvenzmasse alle Lizenzen und Rechte gehörten, die der Verlag seit 1992 erworben habe. Ob dies auch für die zuvor entstandenen Rechte gilt, wollte Voigt-Salus noch nicht beantworten.

Der Aufbau-Verlag wurde 1945 in Berlin gegründet und wuchs schnell zum größten belletristischen Verlag der DDR heran. In dem Verlag erschienen unter anderem Werke von Egon Erwin Kisch, Christa Wolf oder Jurek Becker, daneben Klassiker wie Goethe, Heine oder Kleist. In den 60er und 70er Jahren veröffentlichten DDR-kritische Autoren wie Eva Strittmatter, Christa Wolf und Irmtraud Morgner ihre Bücher beim Aufbau-Verlag.

Quelle: ntv.de

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