Glos denkt nach Aufbau einer Gasreserve?
29.08.2008, 11:33 UhrDie Bundesregierung prüft angesichts der hohen deutschen Abhängigkeit von Gasimporten vor allem aus Russland den Aufbau einer nationalen Erdgasreserve. "Der Konflikt in Georgien zeigt, dass wir uns auch beim Gas nicht noch stärker einseitig abhängig machen dürfen", sagte Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Ergänzend hieß es in seinem Ministerium, es gehe um einen Denkanstoß, der bislang nicht innerhalb der Regierung diskutiert worden sei. Das Thema werde Teil eines Berichts von Fachleuten im Ministerium zur Analyse der Öl- und Gasmärkte sein, der im Herbst vorliegen soll.
"Trotz der hohen Abhängigkeit von Gasimporten gibt es in Deutschland bisher keine dem Ölbevorratungssystem vergleichbare staatliche Krisenvorsorge", heißt es in einem Vermerk aus dem Wirtschaftsministerium. Daher sei zu prüfen, ob man nicht ähnliche Vorkehrungen wie beim Öl treffen sollte, um die Energieversorgung sicherzustellen.
"Deutschland ist angreifbar"
Gepr üft werden soll unter anderem, welche Vor- und Nachteile eine nationale Gasreserve mit sich bringen würde. Dabei sollen auch Erfahrungen des bestehenden Krisenmechanismus bei der internationalen und nationalen Ölkrisenvorsorge einbezogen werden. Vorgeschlagen wird ein Gutachten zur Erstellung einer Kosten-Nutzen-Analyse und zu den Auswirkungen einer nationalen Gasreserve auf die Verbraucherpreise.
Der Außenhandelsverband für Mineralöl und Energie (AFM+E) hat bereits Sorgen zu Versorgungssicherheit angesichts des kleinen Kreises von Förderländern geäußert. Das Fehlen einer "international eingebetteten Krisenvorsorge macht Deutschland ... in der Krise angreifbar", heißt es in einer Broschüre.
Absicherung gegen Lieferstörungen
Die Bereitstellung der Speicher und die Reserve selbst würden nach Kalkulationen des Verbandes jährlich zwei Mrd. Euro kosten. Umgelegt auf den Jahresverbrauch an Gas wären das 0,18 Cents pro verbrauchter Kilowattstunde. Die Bevorratungskosten beim Erdgas wären aber insgesamt um etwa das 5,5-Fache teurer als die Bevorratung von Erdöl.
Die Erdgasunternehmen in Deutschland haben sich dem Verband zufolge selbst gegen Lieferstörungen abgesichert, und zwar durch langfristige Lieferverträge sowie Speicherkapazitäten für rund 40 Vollversorgungstage zu Beginn der Heizperiode. Was es nicht gebe, sei eine strategische Bevorratung gegen Versorgungskrisen.
Nach dem Vorschlag des Verbandes sollte etwa ein Fünftel des Jahresverbrauchs in Deutschland von rund 100 Mrd. Kubikmeter Erdgas zur Krisenvorsorge bevorratet werden. Es gehe um einen Puffer von 90 Tagen. Die geologischen Möglichkeiten für einen solchen Aufbau von Speichervolumen bestehe in Deutschland.
Quelle: ntv.de