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Unendliche Geschichte Aufschub beim A400M?

Im Streit um das mehrfach verzögerte Militärtransportflugzeug A400M zeichnet sich nach Angaben aus deutschen Regierungskreisen eine Atempause für den Hersteller Airbus ab. Gegebenenfalls könne dem europäischen Rüstungskonzern eine weitere Frist von drei Monaten eingeräumt werden, verlautete aus Berlin.

Dies müsse jedoch noch mit den anderen Abnehmerstaaten abgestimmt werden. Ursprünglich sollten die A400M-Kunden bereits ab dem 1. April von einer Ausstiegsklausel aus dem Milliardenvertrag Gebrauch machen können.

Von dem Militärtransporter haben neun Staaten insgesamt 192 Maschinen bestellt. Deutschland ist mit 60 Stück der größte Abnehmer. Sie sollen bei der Bundeswehr die 40 Jahre alten Transall-Maschinen ersetzen. Andere Abnehmer sind unter anderem Spanien, Frankreich und Großbritannien.

Probleme mit Triebwerken

Anfang des Monats hatte es in Medienberichten geheißen, das Projekt drohe zu scheitern, weil Käufer wegen der jahrelangen Verzögerungen aussteigen könnten. Es wurde jedoch damit gerechnet, dass Deutschland und Frankreich darauf drängen, trotz der Verzögerungen an dem Projekt festzuhalten. Als Hauptgrund für die Verzögerungen gelten Probleme mit den riesigen Propellertriebwerken des A400M und ihrer Steuerung.

Auf einem anderen Gebiet will Deutschland dem Airbus-Mutterkonzern EADS aber offensichtlich nicht entgegenkommen. Die Bundesregierung plane im Gegensatz zu Frankreich nicht, Airbus-Kunden finanziell zu helfen, erklärte das Wirtschaftsministerium.

Auch Bürgschaften an Kunden von exportorientierten Unternehmen seien nicht geplant. Die französische Regierung hatte Ende Januar erklärt, durch Finanzspritzen von bis zu fünf Mrd. Euro verhindern zu wollen, dass Fluggesellschaften wegen Finanzierungsproblemen Aufträge bei Airbus stornieren.

H öherer Gewinn als erwartet

Trotz der schweren Luftfahrtkrise hat EADS nach Medieninformationen seine Ertragslage 2008 um gut 1,6 Mrd. Euro verbessert. Nach 446 Mio. Euro Verlust werde EADS am Dienstag einen Überschuss von rund 1,2 Milliarden Euro ausweisen, berichtete das Pariser Wirtschaftsblatt "Les Echos". Der Gewinn sei höher als erwartet, weil EADS nur rund 300 Mio. Euro zusätzlich wegen der Schwierigkeiten beim A400M zurückstelle.

Der EADS-Umsatz stieg 2008 um elf Prozent auf rund 43 Mrd. Euro. Das berichtet die "Financial Times Deutschland" unter Berufung auf Angaben von EADS-Chef Louis Gallois in der Mitarbeiterzeitung. Mit Ausnahme der Militärtransporter hätten alle Sparten besser als 2007 abgeschnitten. EADS halte an seinen Langzeit- Zielen fest, werde wegen der Wirtschaftskrise aber manche Etappenziele erst später erreichen. EADS wollte bis 2020 den Umsatz auf 80 Mrd. Euro verdoppeln und den Anteil von Airbus an den Erlösen von rund zwei Dritteln auf 50 Prozent senken.

Zoff zwischen Gallois und Sarkozy

Vor der Bekanntgabe der EADS-Jahreszahlen kursierten in Frankreich Spekulationen über Gallois' vorzeitige Entlassung. Gallois sei Präsident Nicolas Sarkozy mit seinem Wunsch auf die Nerven gefallen, das Angebot des Flugzeugbauers Dassault Aviation für eine Beteiligung am Elektronikkonzern Thales zu überbieten, berichtete das Finanzblatt "La Tribune". Zudem habe Verteidigungsminister Herv Morin Gallois vorgeworfen, "seine Truppen nicht im Griff" zu haben.

Der Rüstungsunternehmer Serge Dassault steht Sarkozy nahe und wird künftig mit dem Staat gemeinsam Thales beherrschen. Der Thales-Chef Denis Ranque, der bei Gallois und Airbus-Chef Thomas Enders als Partner hoch angesehen ist, dürfte dann seinen Job verlieren. Sarkozy könnte das zum Wachwechsel auch bei EADS nutzen, schreibt "La Tribune". Das könne aber neue Spannungen mit den Deutschen auslösen. 2007 hatte Sarkozy mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den EADS-Großaktionären Daimler und Lagardre die derzeitige Führungsstruktur ausgehandelt. Enders soll eigentlich im August 2012 Gallois nachfolgen. Sarkozy könnte akzeptieren, dass Enders früher bei EADS ans Ruder komme, um Merkel einen Gefallen zu tun, meint "La Tribune". Allerdings könne er Enders schwer seinen Willen aufdrängen.

Quelle: ntv.de

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