DIW bleibt optimistisch Aufschwung auch 2009
01.07.2008, 11:54 UhrTrotz der hohen Inflation gerät der Aufschwung nach einer Prognose des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) auch kommendes Jahr nicht in Gefahr. Die Berliner Experten gehen für 2009 von einem Wachstum von 1,2 Prozent aus. "Der Aufschwung setzt sich fort, aber auf etwas moderaterem Niveau", teilte DIW-Chefökonom Christian Dreger bei der Vorstellung der Sommerprognose mit. Der Rückgang sei durch das außergewöhnliche Wachstum im ersten Quartal 2008 stark überzeichnet.
"Wir erwarten, dass nach einem Anpassungsquartal - im 2. Quartal in diesem Jahr - die Entwicklung insgesamt wieder aufwärts geht und bis hinein ins nächste Jahr noch bis zu einem Potenzialwachstum von 1,7 Prozent gehen wird", sagte DIW-Präsident Klaus Zimmermann im Gespräch mit n-tv.
Das Institut ist optimistischer als das Münchner Ifo, das für 2009 nur ein Plus von einem Prozent vorhersagt. Damit würde Deutschland beim Wachstum auf den letzten Platz in der EU abrutschen. Wegen des starken Auftaktquartals rechnet das DIW für dieses Jahr damit, dass das Wachstum mit 2,7 Prozent sogar noch höher als 2007 ausfällt.
Zugleich setzen die Forscher darauf, dass die Inflation als Hemmschuh der Konjunktur im Jahresverlauf abklingen wird. Explodierende Ölpreise hatten im Juni für eine Rekordinflation von vier Prozent im Euro-Raum gesorgt. Die hohe Inflation zögere insbesondere die seit langem fällige Erholung des privaten Konsums weiter hinaus, sagte Dreger. "Erst im nächsten Jahr wird sich der Konsum aufgrund der nachlassenden Inflation wieder etwas stärker beleben und zunehmend zum Impulsgeber für die Wirtschaft werden."
Verbrauchernation Deutschland
Noch 2008 wird sich die Lage am Arbeitsmarkt laut DIW weiter aufhellen: Das Institut rechnet im Jahresdurchschnitt mit einem Rückgang der Arbeitslosenzahl. "2009 wird es allerdings keinen weiteren Abbau der Arbeitslosigkeit mehr geben", sagte Dreger. Im Hinblick auf die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen verwies DIW-Präsident Zimmermann auf die Binnennachfrage. "In diesem Jahr wird der Außenhandel abgelöst durch die Binnennachfrage insgesamt. Das sind zunächst einmal vor allen Dingen noch die Ausrüstungsinvestitionen, aber dann auch die Konsumnachfrage. Und die wird im Wesentlichen getragen von 300.000 mehr Beschäftigten mit denen wir in diesem Jahr rechnen. Und das führt zu mehr Konsumnachfrage", so der DIW-Präsident im n-tv-Interview.
Die öffentlichen Haushalte erzielen nach seiner Prognose 2008 voraussichtlich einen Überschuss von 7,3 Milliarden Euro. Nächstes Jahr wird das Plus demnach mit knapp acht Milliarden Euro noch üppiger ausfallen. Ungesicherte Variablen bleiben jedoch auch hier Ölpreis und Euro-Kurs. "Zunächst einmal ist der Euro ein Schutzschild gegen einen hohen Ölpreis", sagte Zimmermann bei n-tv.
Energiewende als Vorteil
Umgekehrt seien auch die Exporte der deutschen Unternehmen durch den hohen Wechselkurs noch nicht gefährdet. "Warum? Weil wir genau die Güter produzieren, die im Augenblick besonders gefragt werden, nämlich Ressourcen sparende Güter, Investitionsgüter", so Zimmermann weiter. "Das heißt also, die weltwirtschaftliche Positiv-Entwicklung, die ja verantwortlich ist für die hohen Energie- und Nahrungsmittelpreise, ist für uns ein Vorteil."
Quelle: ntv.de