Wirtschaftlich gesundes Jahr Aufschwung trägt weiter
03.01.2007, 15:06 UhrDer Aufschwung wird dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge bis ins nächste Jahr reichen und die Arbeitslosenzahl unter vier Millionen halten. Das DIW hob als fünftes der sechs führenden Institute seine Prognose für das Wirtschaftswachstum an: Statt wie bisher von 1,4 geht es nun von 1,7 Prozent in diesem Jahr aus. Für 2008 erwarten die Forscher 2,5 Prozent.
"Wir sind mehr denn je davon überzeugt, dass Deutschland ein wirtschaftlich gutes und gesundes neues Jahr haben wird", sagte DIW-Präsident Klaus Zimmermann. "Wir haben zwar kein dramatisches, aber ein nachhaltiges und für unsere Verhältnisse kräftiges Wachstum." Trotz schlechterer Bedingungen wie der höheren Mehrwertsteuer und dem stärkeren Euro gehe es weiter aufwärts. Stützen seien zunehmende Investitionen, kräftige Exportzuwächse und ab 2008 auch wieder der private Konsum.
Der Aufschwung wird dem DIW zufolge auch positive Spuren am Arbeitsmarkt hinterlassen. 2008 sinke die Arbeitslosenzahl im Durchschnitt unter vier Millionen. Für dieses Jahr geht das DIW von einem Rückgang um rund 250.000 auf 4,26 Millionen aus. "Die Unternehmen brauchen wieder neue Arbeitsplätze", stellte Zimmermann fest. Der Regierung empfahl er, durch geringere Lohnnebenkosten langfristiges Wachstum zu sichern.
Den Grundstein für den Aufschwung haben den Forschern zufolge die Unternehmen gelegt, die ihre Konkurrenzfähigkeit gesteigert hätten. Entscheidend dafür sei die moderate Lohnentwicklung der vergangenen Jahre gewesen. Wegen der guten Ertragslage vieler Unternehmen hält Zimmermann in diesem Jahr kräftigere Lohnzuwächse von durchschnittlich bis zu drei Prozent für gerechtfertigt: "Das verkraftet die Wirtschaft sehr gut". Noch höhere Lohnabschlüsse, wie sie etwa die IG Metall fordert, ließen dagegen "ein Abwürgen der Konjunktur" befürchten. Das DIW rät zudem, die Arbeitnehmer an den Gewinnen zu beteiligen.
Pessimisten und andere
Trotz der angehobenen Prognose ist das DIW pessimistischer als andere führende Institute. Das Münchner Ifo-Institut und das Essener RWI sagen 1,9 Prozent Wachstum voraus, das Kieler IfW sogar 2,1 Prozent. Nur das IWH Halle ist mit 1,4 Prozent skeptischer. Das Hamburger HWWI veröffentlicht seine Zahlen erst Mitte Januar. 2006 hat die Wirtschaft nach Einschätzung der meisten Experten mit rund 2,5 Prozent so kräftig zugelegt wie seit dem Boomjahr 2000 nicht mehr.
Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) rechnet jetzt für dieses Jahr mit einer leichten Abschwächung auf zwei Prozent. Deutlich skeptischer ist das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK): "Alle Werbekampagnen des Handels ändern nichts daran, dass vor allem die Mehrwertsteuererhöhung hohe Risiken für Binnennachfrage, Konjunktur und Beschäftigung bringt", erklärte es. Deshalb sei in diesem Jahr nur ein Zuwachs von 1,3 Prozent zu erwarten.
Das IW hält diese Einschätzung für zu pessimistisch: Der Bremseffekt durch die Mehrwertsteuererhöhung sei überzeichnet. Der Konjunkturzug werde ab dem Frühjahr auch dank der guten Stimmung in der Wirtschaft wieder Fahrt aufnehmen. "Nichts deutet darauf hin, dass sich bei den Unternehmen der Blick nach vorne eintrübt, eher ist das Gegenteil der Fall."
Quelle: ntv.de