Streik greift Ausfälle bei Lufthansa
28.07.2008, 22:15 UhrBei der Lufthansa wird es am Dienstag durch die Streiks des Boden- und Kabinenpersonals voraussichtlich zu ersten Flugausfällen kommen. Betroffen seien Kontinentalflüge, sagte ein Firmensprecher. Der Interkontinentalverkehr werde am Vormittag hingegen normal laufen.
Am Montag hätten durch die Streiks neun Flugzeuge - sechs davon in Frankfurt und drei in München - nicht wie vorgesehen gewartet werden können und stünden nun nicht zur Verfügung, sagte der Sprecher. Welche Flüge betroffen seien, ließe sich noch nicht abschätzen. Fluggäste können sich per Telefon unter 0800-8506070 und im Internet unter www.lufthansa.com über Ausfälle informieren. Lufthansa werde versuchen, die betroffenen Passagiere auf andere Maschinen umzubuchen.
Erster Tag noch glimpflich
Die Gewerkschaft Verdi hatte ab Montagmorgen die Boden- und Kabinenmitarbeiter zu einem unbefristeten Ausstand bei der größten deutschen Fluggesellschaft aufgefordert. Am ersten Streiktag legten nach Gewerkschaftsangaben über 4.000 Beschäftigte die Arbeit nieder. Das befürchtete Chaos an den Flughäfen blieb aber weitgehend aus, da sich das Unternehmen mit einem Notfallplan auf den Ausstand vorbereitet hatte. Bis zum späten Abend seien über 1.700 von 2.000 geplanten Flügen planmäßig gestartet, sagte der Sprecher.
Verdi will die Streiks nun ab Dienstag auch auf die Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld, sowie auf Stuttgart und Nürnberg ausdehnen. Mit dem Arbeitskampf will die Gewerkschaft das Unternehmen im laufenden Tarifstreit zu einem besseren Angebot bewegen.
Tipps für Reisende
Wie sich Reisende bei Problemen mit der Rückerstattung der Kosten für streikbedingt ausgefallene Flüge am besten verhalten, hat Birgit Zandke-Schaffhäuser von der Schlichtungsstelle Mobilität beim Verkehrsclub Deutschland (VCD) im Gespräch mit n-tv beschrieben: "Die Ticketkosten bekommt man natürlich erstattet, wenn ein Flieger verspätet ist - allerdings erst ab fünf Stunden. Das heißt: bis zwei Stunden ist alles hinnehmbar."
"Ist eine Verspätung über fünf Stunden lang, kann der Passagier zurücktreten, muss diesen Rücktritt aber auch erklären und bekommt dann auch seine Ticket-Kosten erstattet", sagte Zandke-Schaffhäuser bei n-tv.
"Pauschalreisende sollten sich vor allen Dingen erst einmal an den Reiseveranstalter wenden und nicht so sehr an die Airline. Sie sollten schauen, was der Reiseveranstalter für Umbuchungen anbietet, weil der letztendlich dafür verantwortlich ist, dass die Reise vonstattengeht", so Zandke-Schaffhäuser weiter.
Brodeln hinter den Kulissen
Während die Passagiere am ersten Tag des unbefristeten Arbeitskampfes nach Angaben der Airline bislang "nichts" mitbekommen hätten, spürte Lufthansa selbst die Auswirkungen "hinter den Kulissen". Besonders betroffen waren die Bereiche Technik in Hamburg und Catering in Frankfurt. Abhilfe schufen hier die Notfallmaßnahmen, die Lufthansa ergriffen hat. "Sie wirken zu 100 Prozent", sagte der Lufthansa-Sprecher. Welche Maßnahmen dies im Einzelnen waren, verriet er indes nicht. Die Airline will sich von der Gewerkschaft nicht in die Karten schauen lassen.
Dies gilt auch anders herum. Auch die Gewerkschaft will ihre Trümpfe nicht zu früh auf den Tisch legen und kündigt nicht im Detail an, wie viele Mitarbeiter an welchen Standorten wann die Arbeit niederlegen werden.
Abgerechnet wird zum Schluss
Zu den Kosten für die Abwehrmaßnahmen machte der Lufthansa-Sprecher keine Angaben. "Über die Kosten reden wir später", sagte er. Jetzt gehe es erst einmal darum, die Auswirkungen auf die Kunden so gering wie möglich zu halten. Analysten machen die Höhe der Kosten vor allem von der Zahl der Flugausfälle abhängig. Auf Grund des hohen Ölpreises könnte es möglicherweise sogar profitabel sein, einige Maschinen am Boden zu lassen, sagte BHF-Analyst Nils Machemehl.
Mit dem ersten Streiktag konnte die Lufthansa nach eigenen Angaben noch gut Leben. "Es macht uns schon sehr froh, dass wir den Flugplan aufrecht erhalten konnten und unsere Kunden nicht betroffen waren", sagte Weber.
Zufrieden zeigte sich jedoch auch die Gewerkschaft. Sie hat eigenen Angaben zufolge ihr Ziel erreicht und das Unternehmen wirtschaftlich getroffen. Lufthansa habe nur unter großen finanziellen Aufwand den operativen Flugbetrieb aufrechterhalten, sagte ver.di-Sprecher Harald Reutter. Der Erfolg messe sich nicht an den Flugausfällen.
Die Gewerkschaft hofft jedoch weiterhin auf ein schnelles Streikende und zeigt sich verhandlungsbereit. "Die Lufthansa kann mit einem deutlich verbesserten Angebot die drohenden Beeinträchtigungen gerade für Urlauber noch abwenden", sagte Verhandlungsführer Erhard Ott. ver.di sei bereit, wieder zu verhandeln, wenn von Lufthansa klare Signale aus dieser Richtung kommen würden. Diese habe es bisher aber noch nicht gegeben, fügte Reutter hinzu.
Die Gewerkschaft fordert 9,8 Prozent mehr Gehalt von Juni 2008 an bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Gewerkschaftsmitglieder arbeiten in den Bereichen Passage, Kabine, Catering, Technik, Systems und Cargo. Der Lufthansa-Vorstand hat vor allem mit Verweis auf die sich verschlechternden Rahmenbedingungen die Erhöhung der Gehälter vom 1. Juli 2008 um 4,6 Prozent und vom 1. Juli 2009 um weitere 2,1 Prozent sowie eine Laufzeit von 21 Monaten und eine Einmalzahlung geboten. Schaden fügt der Streik bereits dem Aktienkurs des Dax-Konzerns zu. Lufthansa-Aktien verbilligen sich am Montagnachmittag um 3,4 Prozent auf 14,93 Euro.
Quelle: ntv.de