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Neue Hiobsbotschaften Autobauer im Jammertal

Für die Autobranche zeichnen sich trotz geplanter Staatshilfen in einigen Ländern weltweit immer größere Probleme ab. Der erfolgsverwöhnte Stuttgarter Sportwagenhersteller Porsche wies einen Gewinn- und Absatzrückgang aus und erwartet eine längere Durststrecke. Volkswagen kürzt laut einem Magazinbericht seine Absatzpläne für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge um rund 20 Prozent oder mehr als 1,6 Mio. Fahrzeuge. Der angeschlagene US-Hersteller Chrysler stoppt seine Produktion ebenso wie türkische Autobauer und der französische Zulieferer Valeo streicht 5000 Stellen. Zudem brach der Absatz der Lkw-Bauer in Europa im November so stark wie nie zuvor um rund 30 Prozent ein.

Auch Japans Autobauer-Verband JAMA ist pessimistisch und erwartet erstmals seit 31 Jahren einen Absatzrückgang auf unter fünf Mio. Fahrzeuge. "Wir rechnen nicht mit einer baldigen Erholung", sagte Satoshi Aoki, Jama-Vorsitzender und Chef von Honda. "Ich weiß nicht, wann es wieder bergauf geht." Japan ist nach den USA und China der drittgrößte Automarkt der Welt. Die US-Regierung zeigte sich zuversichtlich, bald über Staatshilfen für ihre Autokonzerne zu entscheiden. Ein ungeordneter Zusammenbruch eines US-Autobauers müsse vermieden werden, sagte Präsident George W. Bush. Er sei besorgt über die Auswirkungen, die ein solcher Kollaps auf die Finanzmärkte haben könnte. Die russische Regierung will am Freitag über Staatshilfen für die ihre Autobranche beraten.

"Vollbremsung auf den Automobilmärkten"

Porsche erklärte, Umsatz, Absatz und operativer Gewinn in den Monaten August bis November hätten unter Vorjahr gelegen. Bis Ende Juli sei bei den Verkaufszahlen mit einem spürbaren Rückgang der zu rechnen. Keine Verkaufsregion auf der Welt bleibe derzeit von der "Vollbremsung auf den Automobilmärkten" verschont. In den USA - Porsches größtem Absatzmarkt - sei die Entwicklung kaum noch kalkulierbar.

Volkswagen wollte sich nicht zu einem Bericht des Magazins "Capital" äußern, wonach der Konzern statt eines vor wenigen Monaten noch geschätzten Absatzvolumens von 7,45 Mio. Pkw und leichten Nutzfahrzeugen für 2009 nun nur noch rund 5,8 Mio. erwartet. Das wären auch rund 400.000 weniger als 2007.Ein VW-Sprecher verwies lediglich auf Aussagen von Vorstandschef Martin Winterkorn, der in einem Interview jüngst für 2009 von einem branchenweiten Rückgang der Verkäufe um 20 Prozent gesprochen hatte. Dabei habe Winterkorn frühere Erwartungen für den Weltmarkt von rund 62 Mio. verkauften Fahrzeugen zur Grundlage genommen. VW wolle 2009 besser als der Markt abschneiden, aber auch für seinen Konzern könnte sich ein Rückgang von etwa zehn Prozent ergeben, hatte er gesagt.

Chrysler will die Bänder wegen Einbrüchen beim Absatz und der Kreditklemme ab Freitag für mindestens einen Monat anhalten. Der Produktionsstopp solle einen Anstieg der Lagerbestände verhindern. Chrysler-Händler verkaufen den Angaben zufolge auch wegen fehlender Finanzierungsmöglichkeiten bis zu 25 Prozent weniger Autos. Analysten sagten, durch den Schritt erhöhe sich der Druck auf die US-Regierung, rasch Hilfen für die Autobauer zu beschließen. Chrysler, Ford und die Opel-Mutter General Motors hoffen, dass Präsident Bush Geld aus dem Finanzrettungspaket für sie abzweigt. Bush sagte aber lediglich, er erwarte eine zügige Entscheidung.

In den USA sind die Autoverkäufe seit Jahresbeginn um 17 Prozent gesunken. Angesichts der düsteren Aussichten lieferte ein Zeitungsbericht Spekulationen über eine Fusion von Chrysler und GM neue Nahrung. Dem "Wall Street Journal" zufolge haben beide Seiten ihre Fusionsgespräche wieder aufgenommen. Der Chrysler-Besitzer, die Beteiligungsgesellschaft Cerberus habe signalisiert, offen für einen Verkauf von Unternehmensteilen zu sein. GM dementierte aber später. Die beiden Unternehmen hatten Fusionspläne Ende Oktober wegen Finanzierungsengpässen auf Eis gelegt.

Valeo senkte seine Umsatz- und Gewinnprognose und kündigte den Abbau von 5000 Stellen an. In Frankreich könne es 1600 und im übrigen Europa 1800 Mitarbeiter treffen, erklärte der Rivale von Continental und Bosch.

Dem Verband der europäischen Nutzfahrzeug-Hersteller (ACEA) zufolge sind im November über 30 Prozent weniger Lastwagen, Transporter und Busse zugelassen worden. Der europäische Markt ist damit den siebten Monat in Folge im Rückwärtsgang. In Folge des globalen Wirtschaftsabschwungs brachen die Verkaufszahlen auch in den lange boomenden osteuropäischen Staaten ein.

Quelle: ntv.de

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