Meldungen

Benzinpreise weiter hoch Autolobby gegen Ölmultis

Die deutschen Autoverbände haben die trotz gesunkener Ölpreise anhaltend hohen Benzinkosten in Deutschland scharf kritisiert. "Ich habe absolut kein Verständnis dafür, dass steigende Ölpreise sehr schnell an den Autofahrer weitergegeben werden, aber bei fallenden Preisen dies nicht der Fall ist", sagte ADAC-Präsident Peter Meyer der "Bild"-Zeitung. Dem ADAC zufolge ist der Preis für einen Liter Super seit Mitte Juli lediglich um fünf Prozent auf 1,49 Euro zurückgegangen. Der Hamburger Energie Informationsdienst (EID) bezeichnete den momentanen Preisrückgang an den Tankstellen dagegen als "angemessen".

Neben dem ADAC griff auch der Auto Club Europa (ACE) die Tankstellenkonzerne an: "Die Ölmultis nutzen ihre Monopolstellung einfach aus und fahren gigantische Rekordgewinne auf Kosten der Autofahrer ein", sagte ACE-Verkehrsexperte Matthias Knobloch der "Bild".

Die Sprecherin des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV), Barbara Meyer-Bukow, hielt dem in "Bild" entgegen: "Der Benzinpreis kann nicht so stark sinken wie der Ölpreis, weil der hohe Steueranteil sich nicht verändert." Auch EID-Preisexperte Rainer Wieck wies auf den hohen Anteil der Mineralölsteuer an den Benzinpreisen hin. "Lässt man diesen großen Brocken an Fixkosten außen vor, ist der Benzinpreis für die Autofahrer in nahezu gleichem Umfang zurückgegangen wie die Einkaufspreise der Mineralölkonzerne". Gegenüber seinem Preishoch im Juli sei der Erdölpreis um rund 20 Prozent zurückgegangen und nahezu im Gleichschritt auch der Nicht-Steueranteil des Benzinpreises.

Tankstellen gleichen Verluste aus

Autofahrer zahlen an der Tankstelle für den Liter Benzin rund 65,5 Cent Mineralöl- und Ökosteuer. Hinzu kommen die Einkaufs- und Vermarktungskosten der Mineralölkonzerne - und schließlich noch 19 Prozent Mehrwertsteuer. Bei einem Benzinpreis von 1,50 Euro zahlen Autofahrer damit nach Angaben des MWV rund 89,4 Cent Steuern pro Liter Benzin an den Fiskus, was knapp 60 Prozent des Gesamtpreises ausmacht.

"Mit Öl wird sehr viel Geld verdient, aber nicht an den deutschen Tankstellen", sagte EID-Experte Wieck. Während des starken Anstiegs der Rohölpreise in den vergangenen Wochen hätten die Tankstellenbesitzer beim Benzin-Geschäft sogar teils rote Zahlen geschrieben. Wegen des starken Wettbewerbs auf dem Tankstellenmarkt hätten sie die rasanten Preiserhöhungen beim Benzineinkauf an den internationalen Märkten nicht entsprechend schnell an die Verbraucher weitergeben können. "In der Abschwungphase haben die Tankstellen deswegen die Preise jetzt etwas langsamer nach unten korrigiert", sagte Wieck. So könnten sie ihre Verluste wieder ausgleichen.

R ückgang des Euro verteuert Benzin

Ein wichtiger Grund für den schwachen Rückgang der Spritpreise sei auch der starke Dollar, sagte MWV-Sprecherin Meyer-Bukow: "Benzin könnte heute vier bis fünf Cent günstiger sein, wenn der Euro nicht so stark an Wert verloren hätte." Wieck sieht für die Mineralölkonzerne keinen weiteren Spielraum für Preissenkungen: "Wenn man Verbraucher wirklich entlasten will, dann ist das über die Steuer möglich."

Die Ölpreise an den internationalen Rohstoffbörsen legten am Donnerstag leicht zu. In New York kostete ein Barrel (159 Liter) der Sorte Light Sweet Crude zur Lieferung im Oktober 110,97 US-Dollar und damit 65 US-Cent mehr als am Vortag. Der Preis für die Nordseesorte Brent stieg in London um 37 Cent auf 108,43 Dollar. Mitte Juli hatte der Ölpreis sein Allzeithoch erreicht mit zeitweise über 147 Dollar je Fass.


Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen