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Massiv steigende Teuerung BIZ fordert Zinsschritte

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hält im Kampf gegen die massiv steigende Teuerung weltweit höhere Leitzinsen für notwendig. "Angesichts der eindeutigen und aktuellen Inflationsgefahr und der in den meisten Ländern historisch gesehen sehr niedrigen realen Leitzinssätze scheint auf globaler Ebene eher eine Straffung der Geldpolitik angezeigt", heißt es im Jahresbericht der auch als Bank der Notenbanken bekannten BIZ. Sollte sich das wirtschaftliche Klima allerdings wegen der Finanzkrise weiter abkühlen, müsse flexibel reagiert werden. Einen Königsweg gebe es wegen der unterschiedlichen wirtschaftlichen Voraussetzungen und Herausforderungen in vielen Ländern ohnehin nicht.

Die für die Zinspolitik verantwortlichen Zentralbanken seien mit dem Dilemma konfrontiert, dass die Inflation ausgerechnet in einem Moment steige, in dem sich die Konjunkturaussichten weltweit verdunkeln würden, sagte der Generaldirektor der BIZ, Malcolm Knight. Dennoch müsse eine kraftvolle Antwort gefunden werden, um die Inflationsgefahren wirkungsvoll zu bekämpfen. "Die Zentralbanken müssen besonders wachsam sein", sagte Knight.

Er sei sicher, dass die EZB das richtige tun werde, um die Teuerung in der Währungsunion wieder in den Griff zu bekommen, betonte Knight. "Ich glaube, die Inflation in Europa kann kontrolliert werden." Die Frankfurter Währungshüter hätten bereits deutlich gemacht, dass sie alles tun wollten, um mittelfristig stabile Preise zu gewährleisten. EZB-Präsident Trichet hatte Anfang des Monats deshalb eine Zinserhöhung für Juli in Aussicht gestellt. Inzwischen gehen viele Experten sogar von bis zu zwei Zinsschritten in diesem Jahr aus.

Schlimmste Krise seit dem Krieg

Um das Wachstum zu stabilisieren, das durch die schlimmste Finanzkrise seit dem Zweiten Weltkrieg stark beeinträchtigt sei, könne eine expansivere Haushaltspolitik mancherorts hilfreich sein. Allerdings seien viele Staaten viel zu stark verschuldet. Insgesamt rechnen die Konjunkturexperten der BIZ mit einem noch tieferen und längeren Abschwung der Weltwirtschaft als bislang von den meisten Beobachtern erwartet. Vor allem die USA stünden am Rande einer Rezession. Am dortigen Immobilienmarkt hatte die Finanzkrise, die derzeit die Welt in Atem hält, im vergangenen Sommer ihren Ausgang genommen.

Bei ihrer Suche nach einer gemeinsamen Strategie im Kampf gegen die Inflation, die durch steigende Energie- und Lebensmittelpreise verursacht wurde, äußerten sich zahlreiche Zentralbankchefs aus aller Welt besorgt über die Aussichten für die kommenden Monate. "Auf die Weltwirtschaft kommen schwierige Zeiten zu", sagte der argentinische Zentralbankchef Martin Redrado.

Scheichs in Sorge

Selbst in Ländern, die von dem zuletzt auf mehr als 143 Dollar je Barrel gestiegenen Preis für Rohöl profitieren, wächst inzwischen die Angst: "Wir würden den Ölpreis gerne niedriger sehen. Ich weiß, wir haben auch etwas davon, aber es entstehen dadurch auch Probleme", sagte Nasser Al-Suweidi, Notenbankchef der Vereinigten Arabischen Emirate.

An dem Jahrestreffen der Zentralbanker nehmen mehr als 130 Notenbankgouverneure aus aller Welt teil, darunter der Chef der US-Federal Reserve, Ben Bernanke, der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, sowie Bundesbankpräsident Axel Weber. Zentrales Thema ist die Inflation, die nach Berechnungen der BIZ aktuell im globalen Durchschnitt bei 4,7 Prozent liegt.

Im Euro-Raum liegt die Teuerung derzeit auf einem Rekordniveau von vier Prozent, in einigen Ländern der Währungsunion sogar noch darüber. Unter den hohen Energie- und Lebensmittelpreisen leiden vor allem die Menschen in den Entwicklungsländern.

Die Krise trifft die Armen zuerst

Der Notenbankchef von Guinea, Daouda Bangoura, forderte deshalb gemeinsame Aktionen. Es sei dringend an der Zeit, Geldpolitik auch als Sozialpolitik für die ärmsten Länder zu begreifen und umzusetzen. In den vergangenen Wochen und Monaten hatte es in zahlreichen Ländern Proteste gegen die steigenden Preise gegeben. Vielerorts kam es dabei zu Gewalt, weil sich besonders arme Menschen selbst Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten können. In Europa protestierten zuletzt vielerorts Brummifahrer gegen die hohen Spritpreise.

Quelle: ntv.de

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