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Gasfeld in Sibirien BP vor Lizenzentzug

Der britische Energiekonzern BP droht seine Lizenz für eines der größten Gasfelder in Russland zu verlieren. Zwar verschob die zuständige Behörde Rosnedra ihre endgültige Entscheidung über die Zulassung für das Kowykta-Feld in Sibirien am Freitag um zwei Wochen und vertagte das Thema damit auf die Zeit nach dem G-8-Gipfeltreffen in Heiligendamm. Beobachtern zufolge muss sich BP aber in jedem Fall auf den Verlust der Zulassung einstellen. Die russischen Behörden werfen BP Unterproduktion an dem 20 Milliarden Dollar schweren Gasfeld vor, an dem der britische Konzern über das Gemeinschaftsunternehmen TNK-BP beteiligt ist.

Die Nachrichtenagentur Interfax meldete unter Berufung auf nicht näher benannte Kreise, die Entscheidung sei wegen der Komplexität des Themas vertagt worden. Ein Sprecher von TNK-BP bestätigte die Verschiebung, nannte aber keine Gründe dafür. Die Tageszeitung "Wedomosti" hatte schon zuvor berichtet, die Vergabestelle könnte den Lizenzentzug erst nach dem G-8-Gipfel in Heiligendamm kommende Woche und einem russischen Wirtschaftsforum in St. Petersburg am 10. Juni bekannt geben. Auf diese Weise solle verhindert werden, dass die umstrittene Entscheidung zum großen Diskussionsthema werde, hieß es.

In Kowykta lagert genügend Gas, um die Welt knapp ein Jahr lang zu versorgen. TNK-BP ist das einzig größere Energieunternehmen, an dem der russische Staat keine Anteile hält. Der ursprünglichen Lizenz zufolge sollte das Gasfeld jährlich neun Milliarden Kubikmeter produzieren, dieses Jahr werden allerdings nur 2,5 Milliarden erwartet.

TNK-BP macht geltend, die Zielvorgabe sei zu hoch, da die Region so viel Gas nicht benötige. Pläne der Firma, für Exporte eine Pipeline nach China zu bauen, waren zuvor blockiert worden. Analysten sehen in den russischen Vorwürfen einer Unterproduktion generell einen Vorwand, um die Bodenschätze des Landes wieder stärker unter staatliche Kontrolle zu bringen. Der russische Gasmonopolist Gazprom lehnt einen Einstieg beim Kowykta-Feld bislang indes ab. Dem Staatskonzern ist das Projekt zu riskant. Gazprom hatte im vergangenen Jahr einen Einstieg in das Öl- und Gasprojekt Sachalin 2 erzwungen, das zuvor von Royal Dutch Shell geführt worden war.

Während BP nun weiter warten muss, kam die russische Lizenzbehörde am Freitag in einem anderen Fall zu einem Ergebnis. So entzog sie PetroResource, einer Sparte des schwedischen Unternehmens Lundin Petroleum, die Lizenz für ein Feld im Kaspischen Meer. Die Sparte Aliance des in London gelisteten Öl-Konzerns Imperial Energy dagegen kam mit einer Verwarnung davon: Aliance habe nun drei Monate Zeit, die Missstände bei seinen Projekten zu beheben, teilten die Behörden mit.

Quelle: ntv.de

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