Börsengang Ende Oktober Bahn wird konkret
04.09.2008, 13:11 UhrDie Deutsche Bahn hat ihre Börsenpläne konkretisiert. "Ende Oktober" solle die Aktie erstmals auf dem Kurszettel erscheinen, sagte Bahnchef Hartmut Mehdorn am Mittwochabend im Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten. Er wies Spekulationen zurück, die Bahn könne den Börsengang wegen der Finanzmarktkrise verschieben: "Ich gehe davon aus, dass wir kein Problem haben werden, einen erfolgreichen Börsengang zu machen."
Das Interesse vor allem von internationalen Investoren sei groß. Aus Kreisen hatte es bislang geheißen, erster Handelstag solle der 27. Oktober sein. Der bisherigen offiziellen Ankündigung zufolge sollen knapp 25 Prozent der Anteile der Verkehrssparte DB Mobility Logistics "im Herbst" an die Börse gebracht werden.
Schätzungen zufolge könnte die Transaktion ein Emissionsvolumen von fünf bis sechs Mrd. Euro erreichen, womit die Bahn der größte deutsche Börsenneuling seit dem Jahr 2000 wäre. Mehdorn sagte, die Bahn habe Potenzial zur Aufnahme in den Leitindex Dax.
Der Bahnchef sprach von einer sehr großen internationalen Resonanz auf die Börsenpläne. "Große Investoren aus dem asiatischen Raum, Indien, China und dem mittleren Osten haben Interesse gezeigt." Darunter befänden sich Finanzinstitute Banken, private Investoren und auch Staatsfonds. Die geplante Teilprivatisierung hatte auch Interesse des chinesischen Staatsfonds CIC geweckt. Davon hatte Bundesfinanzminister Peer Steinbrück unlängst nach einem Treffen mit CIC-Chef Lu Jiwet berichtet. Auch die russische Bahn ist laut Mehdorn im Gespräch. Ein hochrangiger Investmentmanager eines führenden Fonds aus dem Mittleren Osten hatte in einem Gespräch mit Reuters Interesse an der Bahn signalisiert. Zwar sei noch keine Entscheidung gefallen, aber die Bahn sei eine interessante Investitionsmöglichkeit.
Neben institutionellen Investoren und Privatanlegern hat die Bahn auch die eigenen Mitarbeiter im Blick. Ihnen sollen im Rahmen des Börsengangs in bestimmtem Umfang Papiere zur Motivation zugeteilt werden. Die Größenordnung ließ Mehdorn offen.
Expansion nach Osteuropa
Gleichzeitig will die Bahn in Osteuropa weiter expandieren. Mehdorn erneuerte das Interesse der Deutschen Bahn an dem polnischen Eisenbahnunternehmen CTL. "Da bleiben wir dran", sagte er Bahnchef. Die Deutsche Bahn habe seinerzeit mit einem russischen Partner mit CTL über einen Einstieg verhandelt. Den Zuschlag erhielt damals der britische Finanzinvestor Bridgepoint, der CTL laut Mehdorn nun wieder zum Verkauf stellt. "Wir kaufen nichts, was wir nicht auch verdienen können", schränkte Mehdorn seine Bereitschaft zu einem Preispoker um CTL ein.
Von Januar oder Februar an will die Bahn einen Containerzug regelmäßig zwischen Hamburg und China rollen lassen. Bisher wird die Verbindung erst getestet. Die Bahn will als Alternative zum Transport per Schiff ins Geschäft kommen, da viele Häfen an der chinesische Küste überlastet seien. Der Transport über Land sei für Unternehmen, die zunehmend in Chinas Landesinneren produzieren, kürzer.
Mehrdorn verteidigt Preiserhöhungen
Mehdorn verteidigte abermals die zum Jahresende geplanten Preiserhöhungen im Personenverkehr. Kohle habe sich um 100 Prozent verteuert, Diesel sei um 80 Prozent und Strom um 50 Prozent teurer geworfen, sagte der Bahnchef. "Wir haben die kleinste Erhöhung für die Fahrkarten genommen, die überhaupt möglich ist. 3,9 Prozent ist das mindeste." Ein Großteil der Kostenlast werde durch Rationalisierungen aufgefangen.
Für Empörung hatte vor allem die Ankündigung der Bahn gesorgt, einen Schalterzuschlag von 2,50 Euro zu erheben. Vor allem ältere Bahnnutzer beklagen, sie kämen mit den Ticket-Automaten nicht zurecht. Mehdorn kündigten an, mehr Personal einzustellen, um in Stoßzeiten Wartezeiten an den Schaltern zu verkürzen und Hilfe bei der Benutzung der Schalter zu leisten.
Quelle: ntv.de