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Zwang zur Konsolidierung Banken sehen Fusionsdruck

Führende deutsche Bankmanager sehen als Folge der weltweiten Finanzmarktkrise einen wachsenden Fusionsdruck. "Der Zwang zur Konsolidierung ist da", sagte der Deutschland-Chef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen. Der deutsche Markt werde nicht wachsen, also müssten die Banken effizienter werden. Deutschland dürfe dabei nicht nur im deutschen Kontext gesehen werden. "Wir sind gut beraten, wenn wir das Ganze im europäischen Umfeld sehen."

Nach Ansicht von Fitschen wäre es wünschenswert, in Deutschland zwei große Player zu schaffen, die im europäischen Wettbewerb eine großes Gewicht hätten. Die vier großen privaten Banken Deutsche Bank, Commerzbank, Postbank und Dresdner Bank müssten sich diesem Thema stellen. "Die Formel für Deutschland lautet: Vier geteilt durch zwei macht zwei."

Postbank-Chef Wolfgang Klein machte allerdings deutlich, dass es seiner Ansicht nach nicht notwendigerweise zu einem ausschließlich deutschen Fusionsmodell kommen müsse. "Für mich ist "aus vier macht zwei" keine Zwangsläufigkeit." Der Chef der möglicherweise vor einem Verkauf stehenden Post-Tochter zeigte sich erstmals offen für eine europäische Lösung. "Ich würde die Veränderung des deutschen Bankensystems durchaus in einer europäischen Dimension sehen wollen." Seit die Deutsche Post angekündigt hat, ihre Position zur Banktochter zu prüfen, wird über einen Verkauf der Postbank spekuliert.

Die Bewerber für die größte deutsche Filialbank stehen bereits Schlange, fast täglich werden neue mögliche Kombinationen durchgespielt. So haben die Commerzbank und die Deutsche Bank bereits Interesse angemeldet. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hatte erst Mitte dieser Woche bekräftigt, dass die Postbank eine interessante Ergänzung für den deutschen Branchenprimus sein könnte. Medienberichten zufolge würde zudem die Allianz gerne das Privatkundengeschäft der Dresdner Bank mit der Postbank verschmelzen, oder zusätzlich die Commerzbank mit ins Boot holen und ein Dreierbündnis bilden.

Auf die Frage, ob die Allianz die Dresdner verkaufen könnte, sagte Dresdner-Bank-Chef Herbert Walter, immer mehr Versicherungen würden über den Bankenkanal verkauft. "Es kommt nicht darauf an, dass die Allianz 100 Prozent an einer Bank hält." Aber der Versicherer sei langfristig sicher an einer intensiven Beziehung zu Banken interessiert. Auf mittelfristige Sicht sehe er einen Zusammenschluss zwischen Privatbanken in Deutschland als Schritt in die richtige Richtung, aber nicht als Lösung, da die öffentlich-rechtlichen Institute weiter marktführend wären. Postbank-Chef Klein rechnet mit Blick auf das Drei-Säulen-Modell aus privaten Banken, Sparkassen und Landesbanken damit, dass sich der Konsolidierungsdruck in allen Sektoren "und hoffentlich auch irgendwann sektorübergreifend" erhöhen wird.

Infolge der Krise wird nach Ansicht der Banker auch das Privatkundengeschäft zunehmend unter Ergebnisdruck geraten. Viele Banken konzentrierten sich in Folge der Krise derzeit verstärkt auf ihr Privatkundengeschäft, weil sie es als Quelle für stabile Erträge sehen und damit die Volatilität des Investmentbankings ausgleichen wollen, sagte Walter. "Da kommt jetzt auch das ganze Konsolidierungsthema her." Hinzu komme die hohe Konkurrenz durch die Direktbanken. "Wenn sich das Online-Geschäft verdoppelt oder verdreifacht, wird die Gesamtrendite des Privatkundengeschäfts enorm nach unten gehen." Dies könnten die Institute nicht aussitzen.

Noch habe sich die Krise glücklicherweise nicht direkt im Privatkundengeschäft niedergeschlagen. Postbank-Chef Klein sieht aktuell operativ keine Auswirkungen. Er rechne allerdings damit, dass es in den nächsten zwei Jahren Veränderungen bei der Vergabe von Krediten an Verbraucher geben wird. "Das selektive Erkennen von Risiken im Konsumentengeschäft wird Thema sein."

Für Deutsche-Bank-Vorstand Fitschen gibt es keinen Grund zur Alarmstimmung. "Der Finanzplatz Deutschland ist viel besser als sein Ruf." Eine Kreditklemme gebe es in Deutschland nicht. Er rechne damit, dass die Prinzipien des Kapitalmarktes auch nach der Krise weiterhin Gültigkeit haben werden. Es sei zu hoffen, dass das Verbriefen von Wertpapieren wieder in Schwung komme. "Wenn es keine Verbriefung mehr geben würde, würden die Banken einiges auf sich zukommen sehen." Der Markt für verbriefte Kredite hat schwer unter der Finanzmarktkrise gelitten.

Quelle: ntv.de

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