Reaktion auf die Krise Banken streichen Stellen
25.01.2008, 14:16 UhrDie großen US-Banken setzen wegen der anhaltenden Kreditmarktkrise zum Kahlschlag an. Angesichts von Milliardenverlusten in ihren Bilanzen streichen amerikanische Finanzkonzerne offenbar weitere Stellen. Die US-Investmentbank Goldman Sachs plant, rund 1500 ihrer weltweit etwa 30.500 Mitarbeiter zu entlassen. Betroffen seien diejenigen, die die schlechteste Leistung gebracht hätten, sagte ein Sprecher am Freitag. Die Entscheidung beruhe auf der alljährlichen Mitarbeiterbeurteilung. Es werde quer durch alle Abteilungen Entlassungen geben. Wer im Einzelnen betroffen sei, solle im März bekanntgegeben werden. Der Sprecher betonte, dass das New Yorker Geldhaus weiter Mitarbeiter einstelle.
Die Ankündigung fällt in eine Phase, in der die Hypothekenkrise sich in den Bilanzen von Banken niederschlägt und die großen US-Institute zum Kahlschlag ansetzen. Angesichts von Milliardenverlusten wollen nach bisher unbestätigten Berichten auch Citigroup, Morgan Stanley und Lehman Brothers weitere Stellen streichen. Die Credit Suisse Group, die die Kreditkrise bisher relativ unversehrt überstand, verkündete am Freitag, 500 Stellen in ihrer Sparte Investmentbanking zu streichen.
Goldman Sachs hat bislang abgelehnt, sich im Detail zu den Auswirkungen der Hypothekenkrise auf das Institut zu äußern. Im Dezember gab der Konzern einen Anstieg seines Gewinns im vierten Quartal um zwei Prozent bekannt und übertraf damit die Erwartungen. Allerdings fiel der Ausblick vorsichtig aus.
Kalter Wind bei der Konkurrenz
Nach kräftigen Verlusten sucht die größte US-Bank Citigroup nach weiterem Einsparpotenzial. In London sollen knapp 400 Stellen betroffen sein. Dabei handele es sich vor allem um Arbeitsplätze in der Sparte festverzinsliche Wertpapiere, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person am Donnerstag. Derzeit sind ungefähr 11.000 Mitarbeiter bei der Citigroup in London beschäftigt. Die einst größte Bank der Welt lehnte eine Stellungnahme ab. Das Geldhaus hatte bereits in der vergangenen Woche angekündigt, weltweit 4200 Stellen zu streichen.
Auch die US-Investmentbank Morgan Stanley setzt den Rotstift an. Hier sollen mehr als 1000 Arbeitsplätze betroffen sein, unter anderen in der Sparte Vermögensverwaltung. Die Personalreduzierung beginnt offenbar schon in der kommenden Woche. Die Bank bestätigte einen Stellenabbau, nannte jedoch weder Zahlen noch Einzelheiten. Morgan Stanley hatte im vierten Quartal einen Verlust von 9,4 Mrd. US-Dollar verbucht. Ende November waren dort 48.256 Mitarbeiter beschäftigt.
Der kleinere Morgan-Stanley-Konkurrent Lehman Brothers entlässt offenbar 140 Mitarbeiter in den Bereichen Immobilien und Schuldverschreibungen, wie aus nicht näher benannten Kreisen verlautete. Weltweit beschäftigte Lehman bis Ende November 28.556 Mitarbeiter. Bereits in der vergangenen Woche hatte die Investmentbank den Abbau von weiteren 1300 Stellen bekanntgegeben. Lehman wollte sich zunächst nicht zu den Informationen äußern.
Die Bank of America reagierte auf die Krise mit der Schließung ihres Rohstoff- und Energiehandels-Desks in London. Das Geschäft solle künftig zentral von New York aus betrieben werden, sagte eine Sprecherin. Wie viele Arbeitsplätze davon betroffen sind, war zunächst nicht klar. Die Bank beschäftigt rund 220.000 Mitarbeiter. Amerikas zweigrößtes Geldhaus hatte in dieser Woche einen Einbruch des Quartalgewinns um 95 Prozent bekanntgegeben. Wegen der Hypothekenkrise muss die Bank mehr als fünf Mrd. US-Dollar abschreiben, hinzu kommen knapp zwei Mrd. US-Dollar zusätzlich für die Risikovorsorge. Bei einer Kapitalerhöhung nahm die Bank durch die Ausgabe von Vorzugsaktien zwölf Mrd. US-Dollar ein. Damit soll unter anderen der Kauf der Hypothekenbank Countrywide finanziert werden.
Quelle: ntv.de