60 Siemens-Beschuldigte Behörde dementiert Bericht
20.01.2007, 15:22 UhrDie Staatsanwaltschaft München hat einen Magazinbericht zurückgewiesen, in der Schwarzgeld-Affäre bei Siemens werde bereits gegen 60 Beschuldigte ermittelt. "Das kann ich nicht bestätigen", sagte Staatsanwalt Anton Winkler am Samstag zu Reuters, ohne genaue Zahlen zu nennen.
Die Staatsanwaltschaft hatte zuletzt vor einem Monat mitgeteilt, sie ermittele gegen ein Dutzend Personen, die bei Siemens 200 Millionen Euro veruntreut und über Auslandskonten als Schmiergeld eingesetzt haben sollen. Das Magazin "Focus" berichtete nun, seit Dezember seien zehn Verdächtige hinzugekommen, und die Zahl der Beschuldigten habe sich auf 60 erhöht. Es wird erwartet, dass die Staatsanwaltschaft sich in den kommenden Wochen zum aktuellen Stand der Ermittlungen äußern will.
Konzernchef Klaus Kleinfeld räumte in einem Interview ein, auf der Hauptversammlung am Donnerstag müsse auch über die Korruptionsvorwürfe und die Insolvenz der ehemaligen Siemens-Handysparte BenQ Mobile diskutiert werden. "Insofern werden wir auf der Hauptversammlung über viel Licht und leider auch viel Schatten reden müssen", sagte Kleinfeld dem "Spiegel". Er hoffe auf einen "fairen" Empfang durch die Aktionäre.
Auf Drängen von Anteilseignern wird Siemens die Versammlung einzeln über die Entlastung von Vorständen abstimmen lassen. Eine verweigerte Entlastung hat zwar praktisch keine rechtlichen Folgen, gilt aber als Ohrfeige für den Betroffenen.
Kleinfeld sagte in dem Interview weiter, er könne das Ausmaß der Korruptionsaffäre noch nicht überblicken: "Ich weiß weder, wie tief dieser Sumpf ist, noch, wie weit er reicht." Es bestehe aber die Chance, dass Siemens aus dem Aufklärungsprozess als Unternehmen hervorgehe, "das in spätestens drei bis fünf Jahren für weltweit mustergültige Transparenz und Kontrolle stehen wird".
Trotz der Affäre sieht der Konzernchef das angestrebte Joint Venture der Siemens-Telekomsparte mit Nokia nicht in Gefahr. "Ich bin optimistisch, dass wir den Abschluss im Laufe des ersten Quartals hinbekommen", sagte Kleinfeld. "Wir sind uns weitgehend handelseinig, was vertragliche Absicherungen angeht."
Quelle: ntv.de