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Coba kauft Dresdner Berlin begrüßt den Deal

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) haben den Zusammenschluss von Commerzbank und Dresdner Bank begrüßt. Spekulationen über politische Einflussnahme für eine solche nationale Lösung im Bankensektor wies die Bundesregierung entschieden zurück.

"Die Entscheidung ist gut für den Finanzplatz Deutschland", sagte Steinbrück in Peking während seiner China-Reise. Regierungssprecher Ulrich Wilhelm sagte in Berlin, diese Einschätzung entspreche der Bewertung der gesamten Bundesregierung. Mit dem Zusammengehen beider Institute bestehe eine Perspektive für die Konsolidierung des deutschen Bankensektors im Interesse des Wirtschaftsstandortes.

Berichte, wonach auf Druck der Bundesregierung ein angeblich höheres Angebot für die Dresdner Bank durch eine der chinesischen Staatsbanken abgelehnt worden sei, wies Wilhelm als falsch und unzutreffend zurück. "Die Bundesregierung hat sich während des gesamten Verkaufsprozesses einer Kommentierung enthalten."

"Keine politische Einflussnahme"

Der Verkauf an die Commerzbank sei eine unternehmensstrategische Entscheidung der Anteilseigner. "Für uns war von Anfang an klar, dass eine solche Entscheidung über den Verkauf der Dresdner Bank durch die Allianz Sache der Allianz allein ist", sagte Wilhelm. Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen erklärte: "Es gab keine politische Einflussnahme." Der Beschluss habe allein in den Händen der Aktionäre von Commerzbank und Allianz gelegen.

Am Sonntag hatten die Aufsichtsräte von Commerzbank und des Dresdner-Mutterkonzerns Allianz die Fusion besiegelt. Nach Angaben der Banken sollen nach der Fusion 9000 Arbeitsplätze gestrichen werden. Wilhelm sagte, die Bundesregierung begrüße zunächst die Ankündigung der Commerzbank, dass es in den nächsten zwei Jahren zu keinen betriebsbedingten Kündigungen kommen werde. "Das ist ein wichtiges Element (...) bei der Konsolidierung des Bankenmarktes in Deutschland, die (...) notwendig ist." Diese Konsolidierung werde seit Jahren gefordert. Mit dem Zusammengehen entstehe die Möglichkeit, "jetzt ein wichtiges großes deutsches Bankeninstitut als internationalen Player auch zu bilden und zu bewahren".

CDU-Finanzexperte Otto Bernhardt begrüßte, dass es eine deutsche Lösung gebe. Letztlich sei es aber Sache der Allianz gewesen, am Ende das bessere Angebot auszuwählen. Der Konsolidierungsprozess in Deutschland sei notwendig. Es sei gut, dass neben der Deutschen Bank ein zweites großes Institut international eine Rolle spielen könne. Natürlich werde es eine Debatte über den geplanten Stellenabbau bei dem neuen Institut geben. Dieser komme angesichts der Überschneidungen an vielen Standorten aber nicht überraschend.

Domino-Effekt in Frankfurt?

Die Fusion der beiden Großbanken könnte nach Auffassung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) erheblich negative Folgen für das Rhein-Main-Gebiet haben. Der angekündigte massenhafte Abbau von Arbeitsplätzen bewirke einen Dominoeffekt auf andere Branchen, erklärte der Vorsitzende der DGB Region Frankfurt-Rhein-Main, Harald Fiedler.

Selbst bei einem "sozialverträglichen" Abbau der Arbeitsplätze seien erhebliche Kaufkraftverluste in der Region zu erwarten. Wohnungen und Eigenheime für die Bankangestellten würden nicht mehr gebaut, anderen Branchen fehlten Aufträge etwa zur Wartung oder Reparatur, führte Fiedler mögliche Folgen aus. Er erwarte zudem einen Verdrängungswettbewerb, wenn die gut qualifizierten Bankangestellten auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt eine Beschäftigung suchten. Am Ende hätten die am wenigsten Qualifizierten am Arbeitsmarkt das Nachsehen. Fiedler forderte die politisch Verantwortlichen der Stadt Frankfurt auf, sich bei den Bankvorständen dafür einzusetzen, dass auf Kündigungen verzichtet werde.

Panik im Traditionshaus

Die Mitarbeiter der Dresdner Bank schwanken nach dem Verkauf zwischen Hoffen und Bangen. "Die Leute haben schon Panik. Das ist doch klar, wenn man sieht, dass mehr als 9000 Arbeitsplätze wegfallen", sagte eine Angestellte, die nicht genannt werden will. Sie hoffe darauf, dass viele Mitarbeiter beim neuen Arbeitgeber Commerzbank eine Zukunftsperspektive haben. Einen quälenden Prozess, der sich länger hinziehen werde, befürchtet die Angestellte in der Verwaltung, in der vermutlich besonders viele Jobs gefährdet seien. "Wie es weitergehen wird, werden wir wahrscheinlich erst in Monaten erfahren", sagte sie.

Eine jüngere Kollegin ist froh, dass nun die Würfel gefallen sind und die Ungewissheit ein Ende hat: "Jetzt weiß man wenigstens, wo es hingeht." Bei vielen Mitarbeitern des 1872 gegründeten Traditionshauses sitzt der Frust jedoch tief, dass es "ihre Bank" in Zukunft nicht mehr geben wird. Ein Banker im dunklem Anzug und mit Aktentasche ist an diesem verregneten und grauen Montagmorgen gar nicht zu einer Äußerung bereit: Er geht wortlos und schnellen Schritts auf die Zentrale der Dresdner Bank zu und lässt die fragenden Reporter einfach stehen.

"Wie geht es weiter?"

"Ich glaube, es ist trotz allem, trotz der Entscheidung jetzt immer noch sehr viel Unsicherheit da: Wie geht es mit den Arbeitsplätzen weiter? Es ist auch eine Enttäuschung da - darüber, wie die Allianz mit der Dresdner Bank und mit den Arbeitnehmerinteressen umgeht, denn was uns vor allem fehlt, ist die wirkliche Absicherung der Arbeitsplätze", beschrieb Franz Scheidel, Betriebsrat der Dresdner Bank, bei n-tv die Stimmung unter den Mitarbeitern.

"Es ist ja angekündigt, dass 9000 Stellen insgesamt in dem neuen Konzern abgebaut werden sollen und wir haben die Befürchtung, dass das in hohem Maße Stellen ehemaliger Dresdner Banker sein werden", sagte Scheidel bei n-tv.

Am Sonntag hatten die Aufsichtsräte von Commerzbank und Allianz grünes Licht für die Übernahme gegeben. Dadurch entsteht nach der Deutschen Bank ein zweiter deutscher Bankenriese mit einer Bilanzsumme von über 1,1 Billionen Euro.

Der Chef der Dresdner Bank, Herbert Walter, wird Vertriebs- und Marketingchef bei der neuformierten Commerzbank. Mit der Übernahme der Dresdner Bank werde Walter im Vorstand der Commerzbank die Funktion des Chief Marketing Officers übernehmen, sagte Commerzbank-Chef Martin Blessing. Walter sei der einzige Dresdner-Vorstand der ins Management-Team der Commerzbank wechsele. Das Führungsgremium des Frankfurter Geldhauses werde nach der Übernahme der Dresdner Bank insgesamt neun Mitglieder haben. Allianz-Chef Michael Diekmann soll Vize-Aufsichtsratschef der Commerzbank werden.

Die Kosten sollen sinken

Die Commerzbank setzt beim Kauf der Dresdner Bank vor allem auf Kostensenkungen. Zusätzliche positive Ertragseffekte erwartet die Bank dagegen aus dem Zusammenschluss nicht. Das geht aus einer veröffentlichten Präsentation zum Kauf der Allianz-Tochter Dresdner Bank hervor.

Vor allem das Investmentbanking soll danach drastisch eingedampft werden. Insgesamt will sich die Bank von zahlreichen nicht zum Kerngeschäft gehörenden Aktivitäten trennen und dadurch die Bilanzsumme deutlich reduzieren. Letztendlich wäre die neu formierte Bank in diesem Punkt nur um rund ein Drittel größer als die bisherige Commerzbank.

Zudem solle bei der Refinanzierung die Abhängigkeit vom Kapitalmarkt verringert werden. Hier setzt der Commerzbank-Chef Martin Blessing vor allem auf steigende Kundeneinlagen, geht aus der Präsentation hervor.

Quelle: ntv.de

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