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Tiefe Schnitte bei Opel? Berlin prüft die Angebote

Das Ringen um die Rettung des Autobauers Opel geht in die entscheidende Phase. Dem Mutterkonzern General Motors (GM) und der Bundesregierung liegen drei Übernahme-Angebote vor. Die Offerten des italienischen Autobauers Fiat, des kanadisch-österreichischen Zulieferers Magna und der US-Finanzinvestor Ripplewood sehen nach Informationen der "Bild"-Zeitung hohe Staatsbürgschaften und einen spürbaren Stellenabbau vor. Demnach könnten rund 10.000 Stellen und damit fast jeder fünfte der insgesamt 55.000 Arbeitsplätze von Opel in Europa gestrichen werden.

Spätestens Anfang nächster Woche sollen in den USA und bei der Bundesregierung eine Vorentscheidung fallen, bevor GM voraussichtlich am Donnerstag Insolvenz anmeldet. Die zuständigen Minister wollen deshalb schon am Freitag im kleinen Kreis bei Kanzlerin Angela Merkel über die Angebote beraten. Die Entscheidung, wer zum Zuge kommt, liege allerdings in den Händen von GM, betonte das Wirtschaftsministerium.

Wer streicht wieviel?

Laut "Bild"-Zeitung will Fiat sich eine Opel-Übernahme mit Bürgschaften von bis zu sieben Milliarden Euro absichern lassen. Europaweit sollten 18.000 Stellen gestrichen werden, allerdings nicht nur bei Opel, sondern auch bei Fiat.

Das Magna-Konsortium kalkuliere mit einem Finanzbedarf von fünf Milliarden Euro und wolle nahezu gleichmäßig über Europa verteilt 10.000 Jobs streichen.

Der Finanzbedarf bei Ripplewood betrage unter fünf Milliarden Euro. Der Stellenabbau liege in einer ähnlichen Größenordnung wie bei Magna, berichtete "Bild" unter Berufung auf Regierungskreise.

Abschluss im Herbst?

Um Übernahmeverhandlungen zu ermöglichen, die sich bis zum Herbst hinziehen dürften, will der Bund mit einem Treuhand-Modell eine Brückenfinanzierung über 1,5 Mrd. Euro bereitstellen.

Daran sollen sich zur Hälfte die vier Bundesländer mit Opel-Standorten beteiligen, die andere Hälfte soll die staatliche KfW stemmen.

Stimmung pro Magna

Einem Medienbericht zufolge favorisiert GM für Opel den Zulieferer Magna. Fiat rangiere erst an dritter Stelle, berichtete "Spiegel online" ohne Angaben von Quellen. Weder GM Europe noch das Wirtschaftsministerium in Berlin wollten sich zu der angeblichen Rangliste äußern.

Die Bundesregierung gehe ohne Favoriten an die Bewertung der Offerten, sagte ein Ministeriumssprecher. Bislang galt in der deutschen Verhandlungsgruppe eher Fiat als Favorit von GM.

Nach "Spiegel"-Informationen hat GM aber Vorbehalte gegen Fiat, unter anderem werde der Einstieg der Italiener bei US-Konkurrenten Chrysler kritisch gesehen. Fiat selbst sieht seine Chancen deutlich besser. Im Falle eines Einstiegs würden die Italiener die Marke Lancia einstellen, berichtete die "Frankfurter Rundschau".

Der Zulieferer Magna, der in der Bundesregierung von Vertretern der SPD sowie vom Opel-Betriebsrat favorisiert wird, kann auf den zweitgrößten russischen Autobauer Gaz als "industriellen Partner" zählen, wie dessen Vize-Chefin Jelena Matwejawa bestätigte. Russland gilt zudem als Zukunftsmarkt für die Autobranche.

Im Notfall muss die Belegschaft ran

Hessens Ministerpräsident Roland Koch begrüßte den Wettbewerb um Opel. Jetzt müssten GM, die US-Regierung als Hauptgläubiger des Konzerns und die Bundesregierung schnell eine Prioritätenliste über die Bieter erstellen. "Wir haben keine Zeit zu verlieren", sagte Koch, in dessen Land Opels Stammsitz Rüsselsheim liegt. Hessen will sich an der Brückenfinanzierung mit maximal knapp 450 Mio. Euro beteiligen, Nordrhein-Westfalen mit 150 Mio., Rheinland-Pfalz mit gut 100 Mio. und Thüringen mit gut 50 Mio. Euro.

Falls sich kein Bieterkonzept als tragfähig erweist und GM sich nicht auf das deutsche Treuhand-Modell einlässt, droht Opel die Insolvenz. Betriebsratschef Klaus Franz kündigte deshalb in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" einen Notfallplan an: Die Beschäftigten könnten mit den Opel-Händlern den Autobauer selbst übernehmen.

Quelle: ntv.de, rts / dpa / AFP

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