Montgomery in Not Berliner geht an DuMont
07.01.2009, 17:16 UhrSeit Wochen brodelt die Gerüchteküche, nun wird es ernst. Wie das Branchenblatt "Werben & Verkaufen" berichtet, steht die Kölner Verlagsgruppe DuMont Schauberg unmittelbar vor der Übernahme der "Berliner Zeitung" und der Muttergesellschaft, der "BV Deutsche Zeitungsholding". Zu der Holding gehören auch der "Berliner Kurier" und die "Hamburger Morgenpost". Der Kaufpreis soll rund 170 Mio. Euro betragen. Laut "W&V" könnte der Deal noch in dieser Woche über die Bühne gehen.
Grund für den Verkauf der Blätter ist die finanzielle Schieflage des tief gefallenen britischen Medieninvestors David Montgomery und seiner Mecom-Gruppe. Mit dem Erlös aus einem Verkauf der Deutschen Zeitungsholding könnte der einstige Star der Medien-Branche wenigstens einen Teil der Mecom-Schulden tilgen. Das Vertrauen der Anleger hat Mecom im vergangenen Jahr verloren: Die in London notierte Aktie brach von 53 Pence im Januar auf weniger als einen Penny ein. Damit schrumpfte der Börsenwert des Konzerns auf 13,5 Millionen Pfund (14 Millionen Euro). Demgegenüber beliefen sich die Nettoverbindlichkeiten auf rund 600 Mio. Pfund Die Banken hatten dem Konzern bis Ende Februar Zeit gegeben, seine Verbindlichkeiten deutlich zu senken
Neuer Big-Player entsteht
Mit der Übernahme der Zeitungsholding würde Verleger Alfred Neven DuMont seine Position im kriselnden deutschen Zeitungsmarkt erheblich ausbauen. Bereits 2006 übernahm sein Verlag die "Frankfurter Rundschau". Der dortige Chefredakteur Uwe Vorkötter kennt die "Berliner Zeitung" bestens - er nahm dort wegen Montogomery seinen Hut. Jetzt ist eine Zusammenarbeit zwischen "Frankfurter Rundschau" und "Berliner Zeitung" vorstellbar. Und zum Kölner "Express" bekäme DuMont mit "Hamburger Morgenpost" und "Berliner Kurier" ein Boulevard-Netzwerk. Die Redaktion hat Montgomery und dessen Deutschland-Chef Josef Depenbrock wiederholt überzogene Renditeerwartungen vorgeworfen. Der Streit über Depenbrocks Doppelfunktion als Chefredakteur und Geschäftsführer ging sogar vor Gericht.
DuMont Schauberg bemühte sich bereits 2005 um den Berliner Verlag, zog dann aber gegen die gemeinsam bietenden Investoren Mecom und Veronis Suhler Stevenson (VSS) den Kürzeren. Verkäufer war die Verlagsgruppe Holtzbrinck, die in Berlin den "Tagesspiegel" herausgibt und sich deshalb auf Betreiben des Bundeskartellamtes von der "Berliner Zeitung" trennen musste. Der Preis, über den sich die Vertragspartner ausschwiegen, betrug laut Medienberichten 150 bis 180 Millionen Euro. DuMont hatte damals nach eigenen Angaben 175 Millionen Euro geboten.
Quelle: ntv.de