Die Redaktion von Deutschlands auflagenstärkster Boulevardzeitung "Bild" will noch in diesem Jahr von Hamburg nach Berlin umziehen.

Um weiterhin erfolgreich zu sein, komme die größte Zeitung Deutschlands nicht "an der Frage des Standorts Berlin vorbei", sagte Chefredakteur Kai Diekmann der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom Mittwoch. "Wir glauben, dass unsere journalistische Zukunft als Zeitung in der Hauptstadt liegt." Die Redaktion habe diesen Wunsch an den zum Axel Springer-Verlag herangetragen. Dieser müsse nun entscheiden.

"Mir würde es sehr gefallen, wenn wir noch in diesem Jahr am 3. Oktober die erste "Bild"-Ausgabe von Berlin aus produzieren würden", sagte Diekmann. Neben dem Springer-Firmensitz ist auch die Zentralredaktion der Schwesterzeitung "Welt" in Berlin. Sie ist die einzige große überregionale Tageszeitung Deutschlands, die in der Hauptstadt erscheint.

Stellenstreichungen seien bei dem Umzug, von dem bis zu 700 Mitarbeiter betroffen sein dürften, kein Thema. "Es geht nicht um Rationalisierung oder Restrukturierung", sagte der Chefredakteur. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hält diese Ankündigung jedoch nicht für glaubhaft: "Alle Erfahrungen zeigen, dass bei derartigen Operationen Arbeitsplätze nicht nur verlagert, sondern auch vernichtet werden", sagt Landesbezirksleiter Wolfgang Rose. Er sieht nun Hamburgs ersten Bürgermeister Ole von Beust in der Pflicht, sich für den Verbleib der Redaktion in Hamburg einzusetzen.