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Milchindustrie wiegelt ab Boykott verfehlt Wirkung

Der Streik der Milchbauern hat nach Angaben des Milchindustrieverbands (MIV) kaum Auswirkungen auf die deutschen Molkereien. Die Lieferausfälle bewegten sich im einstelligen Prozentbereich, erklärte MIV-Sprecher Michael Brandl. Regional sei die Beteiligung an dem Milchstreik zudem sehr unterschiedlich.

So gebe es kaum Lieferprobleme im Norden Deutschlands. Dagegen fehle einigen baden-württembergischen Molkereien nach ersten Informationen schätzungsweise fünf bis sechs Prozent der normalerweise angelieferten Milchmenge. "Die große Welle läuft unseres Erachtens nicht", sagte Brandl: "Es besteht keine Gefahr, dass Milchprodukte aus dem Kühlregal verschwinden könnten."

Unbefristeter Lieferstopp

Der Bundesverband deutscher Milchviehhalter (BDM) hatte seine Mitglieder am Montag zu einem unbefristeten Lieferstopp aufgerufen und vor Versorgungsengpässen gewarnt. Der BDM fordert von den Molkereien, die Preise um rund ein Drittel auf 43 Cent pro Liter zu erhöhen. Dem Verband gehören nach eigenen Angaben 32.000 Milchbauern an, die täglich rund 35.000 Tonnen Milch oder 45 Prozent der deutschen Milchproduktion erzeugen. Der Lieferstopp soll so lange fortgesetzt werden, bis der Milchindustrie- und der Genossenschaftsverband einlenken.

BDM-Chef Romuald Schaber hatte zuvor einen flächendeckenden Boykott angekündigt. "Die Aktion läuft zur Stunde an. Wir sind entschlossen erst dann wieder zu liefern, wenn wir die Zusage erhalten, dass kostendeckende Preise bezahlt werden", sagte Schaber. Schaber sprach wörtlich von einer "überwältigenden Beteiligung" bundesweit, in einigen Regionen beteiligten sich nach seinen Angaben rund 80 Prozent der Milchbauern. Wie lange der Lieferboykott dauern werde, sei unklar. "Wir richten uns mal auf eine Woche bis zehn Tage ein." Da Deutschland der größte Milchproduzent in Europa sei, könnten Kunden schon bald vor leeren Regalen stehen, sagte Schaber.

Hamsterk äufe empfohlen

Der Verband empfahl Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen und Altenheimen, bereits am Montag sich rechtzeitig mit Frischmilch einzudecken, da es zu Versorgungsengpässen kommen könne. Bereits in einer Abstimmung im April hatten sich dem BDM zufolge 88 Prozent der Verbandsmitglieder für den Lieferstopp ausgesprochen.

Schaber erklärte, er mache auch selbst bei dem Lieferstopp mit. Die Milch verfüttere er an seine Jungtiere: "Und was die nicht saufen, kommt in die Gülle."

Quelle: ntv.de

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